SPORT UND SPIELE
Fortsetzung von Teil 2
Womit soll Dikigoros nun in Berlin beginnen? Vielleicht mit dem Hinweis, daß er - nur für diesen Teil - das Titelbild ausgetauscht hat, weil er zwar einerseits nicht Brekers monumentalen Olympioniken an den Anfang stellen wollte, aber andererseits doch die Ähnlichkeit zwischen dem "sterbenden Gallier" - den Ihr über den anderen Teilen findet - und Brekers "verwundetem Krieger" aufzeigen wollte, und weil beide Werke des deutschen Bildhauers nach dem Krieg von haß- und neiderfüllten Barbaren zerstört wurden, solchen, die lieber entartete, pardon "moderne Kunst" sahen, weil die ihrem Geisteszustand eher entsprach. Aber das war noch längst nicht alles, was jene Barbaren - und ihre Mit- und Nachläufer - systematisch zerstörten, in den Dreck zogen oder verfälschten, das ging hinunter bis zu Kleinigkeiten wie dem Anfangsdatum, und damit haben wir auch schon einen guten Einstieg gefunden. Beginn der Olmpischen Spiele war nämlich am 1. August 1936, mitten in der Hitze des Hochsommers - haben die Nazis sich und den Sportlern da nicht eine denkbar ungünstige Jahreszeit ausgesucht? Da kennt Ihr die Nazis aber schlecht, liebe Leser, wenn Ihr glaubt, denen wäre es in erster Linie um den Sport gegangen! Böse Heiden, die sie sind, kommt ihnen die Olympischen Spiele gerade recht, um Lammas zu feiern, das bei den alten Kelten und Germanen nun mal auf den 1. August fiel und ebenfalls ein zweiwöchiges Fest religiöser Kampfspiele war, zu Ehren des Sonnengottes Lugh (ja, liebe Asterix-Fans, das ist der, nach dem Paris bei den Galliern "Lughdunum" hieß), genauer gesagt seine Todesspiele, denn nach alter keltischer Überlieferung war er ein Sommersonnengott, der am Ende dieser 14-tägigen Feiern starb, genauer gesagt von den Höllen-Hunden verschlungen wurde, so wie in der germanischen Mythologie sein ebenso wenig unsterbliches Pendant Odin vom Fenris-Wolf verschlungen wird. (Deshalb nennt man bis heute die darauf folgenden Tage "Hundstage".) Ja, die Nazis haben dieses alte, "heidnische" Erbe auch sonst ganz bewußt wieder ausgegraben und hervor gekehrt: Beltane (die christliche "Walpurgisnacht") haben sie zum Feiertag erhoben (was der 1. Mai bis heute ist); die Mittsommerwende (den christlichen "Johannistag") begehen sie ebenso feierlich am 21. Juni, und am 30. September feiern sie - pfui, wie nazistisch - auch noch das heidnische Erntedankfest (wir erinnern uns: inzwischen gibt es in Deutschland endlich wieder genug zu essen, also Grund zu feiern und dankbar zu sein), das gute Demokraten, wie die Amerikaner ihr Thanksgiving, doch erst am letzten Donnerstag im November feiern, wenn die Truthähne geschlachtet werden (etwa zur gleichen Zeit wie bei uns die Martinsgänse, aber das ist eine andere Geschichte)! Nach dem Zweiten Weltkrieg darf Lammas in Deutschland nie mehr gefeiert werden (in den USA gibt es dagegen heute wieder einen "keltischen" Verein, der die alten Spiele zu Ehren Lughs pflegt, mit den nun nicht mehr olympischen Disziplinen Croquet, Tauziehen und Sackhüpfen!), und am 1. August werden nie wieder Olympische Spiele beginnen - ja, die Geschichtsfälschung der demokratischen Gutmenschen wird so weit gehen, daß sie den Beginn der Olympischen Spiele von 1936 um einen Tag verlegen, auf den 2. August. (Aber da gibt es ja weiß Lugh schlimmere Lügen und Geschichtsfälschungen über jene Tage.)
deutsche Gedenkmedaille 60 Jahre später:
die Olympiade begann am 2. August 1936!
A propos amerikanische Demokraten: Präsident des NOC der USA ist inzwischen ein gewisser Avery Brundage geworden. (Das ist der nette Mensch, der 1932 die Disqualifikation von Nurmi und Ladoumègue durchgesetzt hatte und fast auch die von Lehtinen, und bald Präsident des IOC werden - und 27 Jahre lang, bis 1972 bleiben - soll. Wenn Ihr mal seine Handschrift seht, liebe Schrift-Psychologen, wißt Ihr Bescheid über diese aufgeblasene hohle Nuß.) Er ist erklärter Antisemit und Rassist, deshalb läßt er bei Hitler vorfühlen, ob der nicht die Teilnahme jüdischer und farbiger Athleten verbieten könnte (wir erinnern uns: der Veranstalter entscheidet über die Einladungen!) - die amerikanischen "WASP" (weiße angel-sächsische Protestanten) haben sich bei den Vorausscheidungen bis auf die Knochen blamiert, und die USA haben überhaupt keine Lust, so vielen Kikes und Niggers die Reise nach Berlin zu bezahlen. Was, das glaubt Ihr nicht, liebe Neger, pardon Leser? Dann muß Dikigoros nochmal kurz auf die Olympiade von 1932 in Los Angeles zurück kommen. Dort gab es nämlich auch schon gute schwarze Läufer - sehr gute sogar; dennoch ist es ein Wunder, daß sie dort Medaillen geholt haben, ja daß sie überhaupt antreten durften! Eddie Tolan? Gemessen und mit 1,65 m für zu klein befunden; außerdem ist er Brillenträger - darf nicht starten. So der Befund am College. (Ja, liebe Europäer, die Ihr das amerikanische Sportsystem bekrittelt - es rekrutiert sich vor allem aus Sport-"Studenten", die z.T. weder lesen noch schreiben können, sondern ihr Stipendium lediglich dem Sport verdanken -, da kann endlich mal ein Neger lesen und schreiben und trägt sogar eine Brille, und nun ist es Euch auch wieder nicht recht! Aber ist dieser Vorwand nicht putzig?)
Irgendwie schafft es Tolan dennoch, in die US-Ausscheidungskämpfe zu gelangen und sich für die Olympiade zu qualifizieren. Na ja, ein Halb-Neger, das mag ja noch angehen. Aber dieser Ralph Metcalfe, ein richtig tiefschwarzer Voll-Neger... Auch der qualifiziert sich - aber die USA würden Kopf stehen, wenn der etwa eine Goldmedaille gewinnen würde - und das ist ernsthaft zu befürchten, denn er ist nun mal der schnellste Sprinter seiner Zeit. Den 100-m-Lauf gewinnt er vor Tolan - das sagen jedenfalls die Uhren der Zeitnehmer, und das sagt auch das Zielfoto. Tolan hat es auch so gesehen und gratuliert ihm schon - zu früh: das Wettkampfgericht bestimmt Tolan zum Sieger! Aber über 200 m hat Metcalfe ja noch eine Chance, oder? Gewiß - wenn es denn 200 m wären! Die 200 m, liebe Nichtsportler, werden seit 1920 nicht mehr auf der Geraden, sondern aus der Kurve gelaufen, d.h. auf den Außenbahnen startet man jeweils etwas nach vorne versetzt. Hätte Metcalfe versucht, sich ein paar Meter nach vorne zu mogeln, wäre sicher jemand eingeschritten. Aber wenn dieser dumme Nigger zu blöde ist, die richtige Markierung zu finden und statt dessen von der Wechselmarke startet, also insgesamt 203 m läuft, ist das doch seine eigene Schuld - warum sollte ihn jemand darauf hinweisen?! Trotzdem gewinnt er noch Bronze - doch das ist weniger Grund zur Freude für ihn als zur Schadenfreude für die anderen. Aber die 4x100-m-Staffel der USA, die ist doch eine sichere Bank für olympisches Gold, oder? Nach Tolan und Metcalfe sind die dritt- und viertschnellsten Läufer der USA George Simpson und Eulace Peacock - beide auch schwarz. Was tut die amerikanische Mannschaftsleitung? Sie will die armen Neger nicht überanstrengen und stellt statt derer ihre vier schnellsten Weißen auf (die im Einzel keine einzige Medaille geholt haben). Nun kann man ihnen das schlecht vorwerfen, denn erstens ist die Ausrede ("die Neger sind von den Vor-, Zwischen- und Endläufen über 100, 200 und 400 m ausgepowert und nicht mehr so gut drauf wie die ausgeruhten Weißen") schlüssig, und zweitens genügen auch die vier schnellsten weißen Amerikaner, um Gold zu gewinnen und einen neuen Weltrekord aufzustellen. Nein, das ist kein "echter" Skandal - aber wenn der schnellste Läufer der Welt statt mit drei Goldmedaillen mit keiner einzigen nach Hause fährt, bleibt da nicht doch irgendwie ein schaler Geschmack zurück?
Zurück nach Berlin. Die Sportführung des Dritten Reichs lehnt Brundages Ansinnen kühl ab: Erstens ist der Präsident des deutschen NOK, Theo Lewald, selber [Halb-]Jude. (Das ist den anti-deutschen Schreiberlingen besonders peinlich. Sie haben deshalb das Märchen erfunden, die Nazis hätten ihn, als sie das heraus bekamen, "aller Ämter beraubt". Aber das ist Quatsch mit Sauce: Jeder wußte, daß Lewald Jude war - er machte keinen Hehl daraus -, und niemand "beraubte" ihn seiner Ämter - vielmehr ging er 1938 mit 67 Jahren, also mit zwei Jahren Verspätung, in Pension.) Und zweitens sind die Nazis doch nicht blöd - schließlich sollen die Olympischen Spiele ja ein finanzieller Erfolg werden, und Devisen kann man immer brauchen, zumal US-Dollars. (Nur deshalb hat Hitler - gegen erheblichen Widerstand in den eigenen Reihen, es war sogar ein "Deutscher Kampfbund gegen die Olympischen Spiele" gegründet worden - durchgesetzt, daß die Olympiade wie vorgesehen in Berlin statt findet. Man hat später oft so getan, als sei es eine Gnade des IOC gewesen, die Spiele in "Nazi-Deutschland" statt finden zu lassen, obwohl inzwischen Hitler Kanzler geworden war; in Wirklichkeit war es eine Gnade der Reichsregierung, die Veranstaltung des korrupten IOC, die bisher noch jedesmal eine Anhäufung von Skandalen gewesen war, durchzuführen, und zwar zum ersten und letzten Mal ohne derartige Skandale - aber wer will das heute schon noch wissen?) Zahlende jüdische Athleten und Zuschauer sind also herzlich willkommen, nicht nur im Stadion: Wer partout die Werke der Schmierfinken, von denen 1933 - vielfach aus gutem, manchmal auch aus weniger gutem Grund - je ein Exemplar demonstrativ auf dem Scheiterhaufen gelandet ist, käuflich erwerben will, soll das gerne tun; die Restauflagen werden eiligst nach Berlin gekarrt und in den Schaufenstern der Buchhandlungen ausgestellt. Der Schwarze Neger, pardon Schwarze Peter bleibt also bei den USA, aber nicht in den USA, denn die müssen zähneknirschend in den sauren Apfel beißen, zehn Schwarze und noch mehr Juden mit nach Berlin reisen zu lassen. Das Berliner Publikum empfängt sie mit ehrlicher Begeisterung, besonders den Halb-Neger J. C. ("Jesse") Owens, der so gut laufen und springen kann, daß er gleich vier Goldmedaillen gewinnt. (Diesmal braucht es keine Mätzchen, um Metcalfe auf den 2. Platz zu verweisen, Owens ist tatsächlich einen Tick schneller; und Tolan ist nicht mehr dabei. Aber diesmal darf Metcalfe neben Owens in der 4x100-m-Staffel der USA mit laufen und gewinnt so endlich Gold.)
Ebenso begeistert empfängt das Berliner Publikum die französische Équipe, die dem Führer und Reichskanzler den deutschen Gruß entbietet, als sie an seiner Tribüne vorbei marschiert. Hinterher werden sie zwar behaupten, das sei nur der olympische Gruß gewesen, der zufällig genauso aussieht; aber außer den Franzosen entbieten den sonst nur die Deutschen, die Österreicher, die Italiener und die Griechen (bei denen General
Metaxás
auch gerade eine Art "fascistisches" Regime nach italienischem Vorbild errichtet hat) - welch merkwürdiger Zufall! Kein Zufall ist es dagegen, daß die Franzosen überhaupt an den Olympischen Spielen teilnehmen. Im Februar 1936 hatte die Assemblée nationale ein gegen Deutschland gerichtetes Militärbündnis zwischen Frankreich und der Sowjet-Union ratifiziert; und als Hitler daraufhin mit der eher hilflosen Geste reagierte, eine Handvoll kaum bewaffneter Reservisten ins Rheinland "einrücken" zu lassen, hatten sie den Boykott beschlossen. Aber die französische Mitte-rechts-Regierung wurde bei den Parlamentswahlen im Mai 1936 hinweg gefegt, und die neue "Volksfront"-Regierung unter dem jüdischen Marxisten
Léon Blum
- der einen Oppositionspolitiker, der ihn als "Talmudisten" bezeichnet hat, verklagt, mit der Begründung, er habe nie im Leben auch nur eine Zeile des Talmud gelesen - hat den Boykott kurzerhand abgeblasen. (Nur zwei Staaten haben ihn letztlich durchgeführt:
Stalins
Sowjet-Union - aber die hatte noch nie an Olympischen Spielen teilgenommen, egal wo und von wem veranstaltet - und das gerade an die Roten gefallene Spanien - aber das ist sportlich wahrlich kein Verlust: bei ihren bisherigen Teilnahmen haben die Spanier im Schnitt jeweils eine einzige Medaille gewonnen; und daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, lediglich 1992, als sie selber Ausrichter sind, werden sie haufenweise Medaillen gewinnen - mit Hilfe der Kampfrichter :-) Ob Blum auch die Anweisung erteilte, dem Führer den deutschenolympischen Gruß zu entbieten, ist nicht bekannt. Nein, natürlich ist es von denjenigen Mannschaften, die ihn nicht entbieten, als Affront gegen Hitler und gegen "Nazi-Deutschland" (oder gegen Deutschland als Ausrichter überhaupt) gedacht, und zwar nicht aus politischen Gründen (was, wovon das Ausland gewußt und was es etwas angegangen hätte, war denn damals schon bekannt? Ach so, ja, die gewaltsame Annexion des Saarlandes 1935 unter dem Vorwand einer vom Völkerbund veranstalteten Volksabstimmung, ausweislich derer doch fast 10% der Bevölkerung dagegen gewesen waren!), sondern aus den üblichen: Neid, Mißgunst, Haß und - Heuchelei. Knapp zwei Jahre später, im Mai 1938 - zwei Monate nach der gewaltsamen Annexion der freien, d.h. fascistischen "Republik Österreich" durch die bösen Nazi-Deutschen, ausweislich einer Volksabstimmung gegen den Willen von fast 1% der Bevölkerung - wird die englische Fußball-Nationalmannschaft im selben Berliner Olympia-Stadion zum
Länderspiel
antreten. Vor dem Spiel werden ihre elf Akteure selbstverständlich gemeinsam mit ihren deutschen Gegnern den "olympischen" Gruß entbieten, in bester Haltung und kerzengerade zur Ehrentribüne - und das, obwohl die Olympischen Spiele doch längst vorbei sind. Na ja, besser spät als nie... Das Berliner Publikum erkennt das denn auch an und grüßt begeistert zurück, und die deutschen Balltreter sind so dankbar, daß sie 3:6 verlieren. [Habt Ihr mal darüber nachgedacht, liebe deutschsprachige Leser, was das französische Wort für Gruß - "salut" - wörtlich bedeutet? Wahrscheinlich nicht. Wenn Ihr in ein vor 1945 verfaßtes Wörterbuch schaut, werdet Ihr da schlicht "Heil" finden. Und das ist denn auch in fast allen Sprachen der Welt der natürlichste aller Grüße - was soll man einander sonst wünschen? Ihr meint, "die Nazis" hätten ihn "mißbraucht"? Pardon, aber das Wort "heil" gebrauchten auch Nicht- und sogar Anti-Nazis; und worin lag denn sein angeblichen "Mißbrauch"? In seinem bloßen Gebrauch? Die Nazis benutzten noch viele andere Wörter - sollen die in Deutschland allesamt verboten werden? Übrigens begrüßt man sich in Frankreich unter Freunden bis heute mit "salut!" - auch wenn die Deutschen im Französisch-Unterricht lernen müssen, statt dessen entweder das förmliche "bonjour [gutentag]!" oder das saloppe "ça va [wie gehts]?" zu verwenden. Die Inder sagen "jay [siegheil]", die Araber "salam", und selbst die Israelis grüßen sich weiterhin mit "shalom!" - und nur die Deutschen lassen sich den BerlinerBären aufbinden, daß das "Frieden" bedeute.]
Zurück nach Berlin, zurück zum August 1936. Weniger begeistert als über die Franzosen ist man über den jüdischen Silbermedalisten im modernen Fünfkampf, der - obwohl aktiver Oberleutnant der U.S.-Luftwaffe - zur Siegerehrung ungekämmt und ungewaschen in einem verdreckten und verschwitzten Trainingsanzug erscheint und den olympischen Gruß des alten Tattergreises (nein, das ist kein Nazi-Jargon; Hitler nannte die IOC-Opas vielmehr "Wackelgreise"), der ihm die Medaille umhängt, nur mit einem frechen Grinsen beantwortet. [Acht Jahre später wird er als jüngster Brigade-General der U.S.A.A.F. die Angriffe der amerikanischen Terror-Bomber auf Berlin koordinieren. Da es ihnen trotz aller Anstrengungen nicht gelingt, die Olympia-Anlagen aus der Luft zu zerstören, wird das 1947 am Boden nachgeholt: Der Glockenturm, Sinnbild des Faschismus, Imperialismus und Hitlerismus, wird gesprengt (man läßt ihn auf das Eingangstor stürzen, um auch das zu zerstören) und die Glocke mit dem Kriegstreiber-Spruch "Ich rufe die Jugend der Welt" eingeschmolzen, alles im Rahmen der "re-education", der Umerziehung der Nazi-Deutschen zur Demokratie- und Friedensliebe.] Dagegen treten die beiden anderen an wie aus dem Ei gepellt, in ihrer Parade-Uniform - und der schwedische Olympiasieger von 1932 und 1928, Thofelt (der bis zur vorletzten Übung mit scheinbar guten Chancen auf eine erneute Titelverteidigung an zweiter Stelle gelegen, dann aber beim abschließenden Geländelauf völlig versagt hatte) hätte es ihnen sicher gleich getan. Handrick, der deutsche Goldmedalist, grüßt allerdings bloß militärisch, mit der Hand an der Schirmmütze, während der italienische Bronzemedalist Abba einen wirklich perfekten olympischen Gruß entbietet (überhaupt bekommen die Italiener den allesamt am besten hin, man merkt halt doch, daß das ursprünglich der römische Gruß war :-); er wird sechs Jahre später vor Stalingrad fallen. (Womit er noch gut bedient ist, jedenfalls besser als z.B. Konrad v. Wangenheim, der für sein nazistisches Verbrechen, trotz nach einem Sturz gebrochenen Schlüsselbeins die Military weiter zu reiten und damit der deutschen Équipe die Goldmedaille zu sichern, 1953 in seinem sowjet-russischen Gefangenenlager als
"Kriegsverbrecher"
zu Tode gefoltert und danach aufgehängt wird, um einen "Selbstmord" vorzutäuschen, wie später auch
Rudolf Hess.) [Seinen Mitstreitern ergeht es nur wenig besser - sie haben es nur eher hinter sich: Stubbendorff - der auch die Einzelwertung gewinnt - fällt gleich zu Beginn des
Rußlandfeldzugs; Lippert - der es bis zum General bringt - fällt 1945, wenige Tage vor dem Endsieg. Und um auch das noch nachzutragen: Die Angehörigen der polnischen Équipe - die Silber gewinnt - erwischt es noch etwas früher: Sie werden schon 1939 von den Sowjets bei Katyn ermordet.)
Nein, liebe Leser, Dikigoros will hier nicht einseitig auf "den" Sowjets und ihren Kriegsverbrechen herum hacken; die edlen Westalliierten waren vielfach nicht besser - und das betraf wohlgemerkt nicht nur "Nazi-Offiziere" und Angehörige der Waffen-SS. Wem verdankte Jesse Owens seine Goldmedaille im Weitsprung? Wie er selber in seinen Memoiren schrieb, Lutz Long, dem bösen Nazi (er war NSDAP-Mitglied), der ihm half, seinen Anlauf richtig auszumessen, als er im Vorkampf auszuscheiden drohte, und deshalb später selber nur Silber gewann. Was wurde aus Long? Nun, der landete 1943 auf Sizilien, wie Dikigoros' Vater, der gerade glücklich aus Rußland zurück war, genauer gesagt aus dem Genesungsurlaub, und sich zum Afrikakorps gemeldet hatte (der einzigen Einheit, zu der man sich noch "melden" konnte; sonst wurde man nicht lange gefragt, wo man eingesetzt werden wollte). Aber als er in Marsch gesetzt wurde, war es schon zu spät, der deutsche Brückenkopf in Tunis wurde gerade eingedrückt, und kurz darauf landeten die Engländer und Amerikaner auch auf Sizilien. Die wenigen deutschen Soldaten dort hatten drei Alternativen: 1. Den Kampf aufnehmen - das war der sichere Tod angesichts der fast 100-fachen Übermacht der Alliierten. 2. Versuchen, zurück aufs Festland zu fliehen - auch das kam angesichts der vollständigen Luftherrschaft der Alliierten über die Straße von Messina einem Himmelfahrts-Kommando gleich. Dikigoros' Vater versuchte es trotzdem, vertraute sich einer Gruppe italienischer Pioniere mit einem Schlauchboot an und kam wie durch ein Wunder lebend hinüber. (Gleichwohl sprach er von den Italienern im Rückblick immer nur despektierlich als "Schlipssoldaten", die nichts konnten als Weglaufen - daß er diesem Können wahrscheinlich sein Leben verdankte, verdrängte er erfolgreich.) 3. Kapitulieren und in Gefangenschaft gehen. Auf diese Variante setzte der Obergefreite Long - was konnte ihm schon passieren? Als vorbildlicher Sportsmann verließ er sich auf den Sportsgeist der Briten. Aber prominente Gefangene hatten bei denen immer einen Malus - auch jemand, der nur das "Verbrechen" begangen hatte, weiter zu springen als ihre besten Sportler und dadurch ihren Nationalstolz zu verletzen. Long - der leicht verwundet war - wurde in ein britisches Lazarett verfrachtet und dort genüßlich zu Tode gequält, pardon, "gepflegt" muß das ja heute heißen; wir wollen doch schön politisch-korrekt bleiben!
Aber sonst gibt es keine Skandale, obwohl davor und danach nichts unversucht gelassen wird, welche zu konstruieren - schließlich muß ja alles, was in die Zeit des Dritten Reiches gefallen ist, schlecht gewesen sein, nicht wahr? Vor allem die Italiener sind schlechte Verlierer: Da muß doch ihr Mittelstrecken-As Lanzi im 800-m-Endlauf gegen den Amerikaner Woodruff antreten. Kinderspiel, oder? Der US-Neger, jung, dumm und international völlig unerfahren, wird das Tempo machen und sich dabei verausgaben; der clevere, erfahrene italienische Meister wird ihn dann im Endspurt leicht abfangen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als die Italiener denken, aber schuld sind - natürlich - die bösen Deutschen. Sie haben, um Rangeleien beim sonst üblichen Start aus der Kurve zu vermeiden, das Rennen von der Mittellinie gestartet. Gewiß, das war eine Schnapsidee; aber wenn ein Läufer wirklich zu blöd ist, um sich das zu merken und seinen Endspurt rechtzeitig anzuziehen, dann verdient er den Sieg nicht. Und wenn Ihr Euch mal die Filmaufnahmen genau anseht: Lanzi war am Ende völlig platt und heilfroh, wenigstens zweiter geworden zu sein - anders kann Dikigoros jedenfalls seine jubelnd hoch gerissenen Arme nicht interpretieren -; im Zwischenlauf war er noch über eine Sekunde langsamer gewesen, im Gegensatz zu Woodruff, dem verdienten Sieger, der taktisch gar nicht so dumm gelaufen war: Er hatte anfangs die Führungsarbeit dem schwarzen Kanadier Edwards überlassen (einem erfahrenen Routinier, der seine dritte Olympiade bestritt, beim Start den Vorteil der Innenbahn hatte und die Bronze-Medaille gewann - seine einzige, über 1.500 m und mit der 4x400-m-Staffel belegte er nur zwei undankbare 4. Plätze), dann im richtigen Augenblick die Führung übernommen und sie bis ins Ziel verteidigt. [Daß Woodruff der verdiente Sieges jenes Laufes war, schließt nicht aus, daß sein Goldmedaillen-Gewinn mehr als glücklich war, denn die beiden weltbesten 800-m-Läufer - beides Weiße - gingen nicht an den Start, weil sie sich jeweils auf eine andere Strecke konzentrieren wollten - bei den vielen Vor- und Zwischenläufen war ihnen das Risiko, sich mit zwei Disziplinen zu übernehmen, zu hoch. So gewann der Anglo-Inder Arthur Brown nur über 400 m Silber, dto der US-Amerikaner Cunningham über 1.500 m - wo er in einem brutalen, von taktischen Zwängen geprägten Endlauf dem Neuseeländer Lovelock unterlag, der Jahre später unter mysteriösen Umständen in den USA erselbstmordet wurde, als er in Brooklyn vor einen U-Bahnzug fiel. Beide hätten sie die 800-m-Siegerzeit von Berlin spielend unterboten - Cunningham lief nur zwei Wochen später in Stockholm einen neuen Weltrekord und war dabei über drei Sekunden schneller als Woodruff.]
A propos grüßen und jubeln: Hitler läßt es sich anfangs nicht nehmen, jede[n] Medaillen-Gewinner[in] persönlich zu begrüßen und ihm die Hand zu drücken (bzw. ihr die Hand zu küssen - alte Wiener Schule). Egal ob schwarz oder weiß, gelb oder braun, arisch oder jüdisch, deutsch oder ausländisch; für ihn als eher unsportlichen Menschen - außer ein wenig Skilaufen tut er in dieser Hinsicht nichts -, der indes ein Gespür dafür hat, was bei der Menge ankommt, ist es etwas ganz besonderes, hautnah mit all diesen großen Cracks zusammen zu kommen. In einem meist heraus geschnittenen Teil im Vorspann von "Fest der Schönheit" sieht man, wie Hitler zwischen den drei siegreichen finnischen 10.000-m-Läufern Salminen (der Olympia-Sieger ist wie Hitler bekennender Vegetarier), Askola und Iso-Hollo steht und sich wie ein Schneekönig freut. Und das, obwohl die deutschen Langstreckenläufer allesamt versagt haben, und obwohl dieses Trio dem besten Läufer seines neuen Verbündeten Japan, Kohei Murakoso, gerade die Medaillen weg geschnappt hat. (Murakoso ist der zweite große Liebling des Berliner Publikums, neben Jesse Owens, obwohl er ebenso "fremdrassig" ist. Es spricht für die Berliner, daß sie nicht nur einem glücklichen Gewinner zujubeln, sondern auch einem unglücklichen Verlierer - über 5.000 m belegte er ebenfalls nur den undankbaren 4. Platz.) Brundage, nicht faul, läßt einen anonymen Brief an Owens schicken: er solle die Goldmedaillen zurück weisen und Hitler ins Gesicht sagen, von bösen Nazis und Rassisten nähme er keine Medaillen entgegen. (Die anderen US-Neger bekommen übrigens keine derartigen Schreiben - nur Owens will Brundage ins Messer laufen lassen!) Indes fängt die böse deutsche GeStaPo (der Vorläufer der Stasi, liebe Ossis) das edle Schreiben ab und unterschlägt es (pfui!) - man fragt sich allerdings, was Owens wohl damit hätte anfangen sollen, denn er versteht ebenso viel Deutsch wie Hitler Englisch, nämlich null. Also muß das IOC - in Person des korrupten belgischen Schweinepriesters Baillet-Latour - schweres Geschütz auffahren: Es untersagt Hitler in aller Form den Empfang der Medalisten. (Dikigoros darf doch diese schöne neue Wortschöpfung gebrauchen? Er findet sie viel besser als das schwerfällige "Medaillen-Gewinner"; und entgegen weit verbreiteter Meinung bezeichnet die Endung "-ist" auch nicht zwangsläufig jemanden, der etwas von Berufs wegen tut, sondern jemanden, der etwas öfters tut - und Owens gewinnt ja tatsächlich dauernd, auch wenn er für die vielen gewonnenen Vor- und Zwischenläufe keine Medaillen bekommt - nicht mal den neuen Weltrekord über 100 m erkennt man ihm an, wegen Rückenwinds.) Wo kämen wir hin, wenn der Führer des Deutschen Reiches jedem Nigger (es gibt keinen US-Neger, der nicht mindestens eine Medaille holt) die Pfote schütteln würde, und ihnen, den verdienten Funktionären, nicht! Das ist ein ungeheuerlicher Affront, den sich das IOC noch gegenüber keinem anderen Staatsoberhaupt eines Olympia-Ausrichters heraus genommen hat. (Ebenso wenig das Verbot, neben den Medaillen zusätzliche Anerkennungspreise zu vergeben, wie das vor allem für den Marathon-Lauf bis dahin durchweg üblich gewesen war. Aber als diesmal eine Athener Zeitung einen alten Bronzehelm für den Marathoniken stiftet, sagt das IOC "ochi", und das Ding verschwindet in irgendeiner Vitrine des Olympiastadiums als "Dauerleihgabe".) Aber mit den Deutschen kann man's ja machen... Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, verbreitet man hinterher kackfrech das Gerücht, nein die Lüge - denn man tut es ja wider besseres Wissen - Hitler selber habe die Medaillen-Gewinner nicht mehr begrüßen wollen, weil er etwas gegen Juden und Neger hatte und weil sich abzeichnete, daß die besonders viele gewinnen würden, speziell Jesse Owens. Man hat das besonders hinterhältig eingefädelt: Verboten wird Hitler nämlich lediglich der Empfang der nicht-deutschen Sportler - man spekuliert wohl darauf, daß er darauf herein fällt, damit man ihn so richtig an den Pranger stellen kann. (Hitler durfte also die Speerwerferinnen Tilly Fleischer und Luise Krüger empfangen, ebenso die Diskuswerferinnen Gisela Mauermayer und Paula Mollenhauer; aber doch nicht die polnische Bronze-Medalistin im Speerwerfen Maria Kwasniewska oder die Silber-Medalistin im Diskuswerfen, denn die ist zwar gebürtige Preußin und heißt eigentlich Hedwig Weiß - und sieht aus wie das deutsche Fräuleinwunder par excellence -, ist aber 1919 zwangspolonisiert worden und muß deshalb unter dem lächerlichen Namen "Jadwiga Wajsówna" für Polen starten.) Aber so dumm ist Hitler nicht - er empfängt ab sofort gar keine Sportler mehr, auch keine deutschen, jedenfalls nicht öffentlich. Er wird den deutschen Medalist[inn]en später "privat" ein Essen geben; Ottilie (genannt "Tilly") Fleischer, die Siegerin im Speerwerfen (mit einer Weite, die Dikigoros heute noch übertrifft - aber dafür eine richtige Frau, kein mit männlichen Hormonen gemästetes Monster wie so viele ihrer Nachfolgerinnen), wird noch 50 Jahre später ganz ungeniert vor der Kamera von ihrem "Führer" schwärmen - und nie wieder einen Fernsehauftritt bekommen. Dikigoros kann das hier schreiben, ohne ihr zu schaden, denn inzwischen ist sie verstorben - am französischen Nationalfeiertag des Jahres 2005 -, übrigens ohne daß im bundesdeutschen Blätterwald auch nur ein Hahn nach ihr gekräht, geschweige denn ihr auch nur eine Zeile Nachruf gewidmet hätte, obwohl sie - neben Lina Radke, Marie Dollinger und Gisela Mauermayer - eine der größten deutschen Leichtathletinnen der Zwischenkriegszeit war: Bronzemedalistin schon bei den Olympischen Spielen von 1932, Silbermedalistin bei den Frauen-Olympiaden (ja, die gab es auch noch!) 1930 und 1934, und nicht nur eine herausragende Speerwerferin, sondern auch eine sehr gute Kugelstoßerin, Diskuswerferin und 100-m-Läuferin - "Käthe" (s.u.) Krauß hatte sie aus der deutschen 4x100-m-Staffel verdrängt, deren Mitglied sie 1932 noch gewesen war. Sie beendete ihre Karriere nach den Spielen von Berlin als erst 25-jährige.
Nachtrag. Als ziemlich genau 73 Jahre später bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin eine Deutsche das Speerwerfen gewann, lautete die offiziöse Sprachregelung der Massenmedien: "Dies ist das erste Mal, daß eine Deutsche im Speerwerfen eine Goldmedaille gewonnen hat." Aber war denn nicht auch Tilly Fleischer eine Deutsche? Nein, liebe Leser, nicht im Sinne der Definition, denn sie war doch nur eine "Nazi-Deutsche", und sie gewann ihre Goldmedaille auch nicht für Deutschland, sondern für "Nazi-Deutschland", und das zählt in der Statstik des DLV bzw. des DOS nicht mit. Nun müßt Ihr also für Euch selber entscheiden, was eher für Deutschland - oder was Ihr darunter versteht - zählen soll: Der ehrliche Sieg einer echten Amateurin im Jahre 1936 oder der am grünen Tisch ausgekungelte (dem ausrichtenden Verband stand bei Männlein und Weiblein je eine Goldmedaille zu - über die Einzelheiten dieses und anderer Kuhhändel schreibt Dikigoros weiter unten mehr) Pseudosieg (die gesamte Weltspitze warf "rein zufällig" im entscheidenden Augenblick rund 5 m weniger als sonst :-) im Jahre 2009. (Für die Sportfunktionäre der BRDDR spricht wenigstens, daß sie die Goldmedaille ihrer ältesten, sehr verdienten Teilnehmerin zuschusterten, die ihren letzten Wettkampf bestritt. Leider vergaben sie die ihr zustehende "männliche" Goldmedaille dafür an einen widerwärtigen Stinkstiefel, der zuvor öffentlich geäußert hatte, man sollte den Doping-Gegnern einen Diskus ins Gewicht werfen, damit sie nicht mehr so genau hinsehen könnten.) Nachtrag Ende.
Tilly Fleischer: 1936 beim Speerwurf - bei der Siegerehrung - 2005 mit ihren Enkeln und der Goldmedaille, die sie irgendwie gerettet hat
[Exkurs. Warum eiert Dikigoros in der Bildunterschrift so herum, warum schreibt er nicht einfach: "mit ihrer Goldmedaille", und was heißt hier "gerettet"? Nun, weil es gar nicht so sicher ist, daß es sich da um "ihre" Goldmedaille handelt - womöglich hat sie die unrechtmäßig in ihren Besitz gebracht bzw. behalten. Denn grundsätzlich gilt, daß Medaillen aus der Zeit des "Dritten Reichs" u.a. "Nazi-Orden" nicht denjenigen zustehen, denen sie zufällig verliehen wurden, sondern im Zweifel denjenigen, die uns 1945 von ihnen "befreiten". So hat es jedenfalls kürzlich das Oberlandesgericht Stuttgart rechtskräftig entschieden: Einem pensionierten Bundeswehr-General ehemaligen Nazi-Leutnant war das Eichenlaub zum Ritterkreuz nebst von Hitler persönlich unterzeichneter Urkunde verliehen worden. 1945 war es in die USA "gelangt", 2005 tauchte es auf einer Antiquitäten-Böse in Stuttgart wieder auf, eingeliefert von einem Erben des "Befreiers". Ärgerlicherweise tauchte nun der Sohn des Eichenlaubträgers auf und verlangte fascistoïderweise die Herausgabe der Urkunde. Das Gericht wies seine Klage mit folgender interessanter Begründung ab: Er habe nicht bewiesen, daß die Urkunde tatsächlich seinem Vater zugestanden habe; dessen Name stehe zwar drauf, aber das besage gar nichts; der ihm obliegende Beweis könne vielmehr nur durch Zeugen erbracht werden; aber da Hitler & Co. ja schon tot seien... Tja, liebe Leser, und da die Richter wohl kaum angenommen haben, daß Hitler das Eichenlaub auch dem amerikanischen BesatzerBefreier verliehen haben könnte, müssen wir davon ausgehen, daß alle Deutschen, die noch Orden, Ehrenzeichen und Urkunden aus der Zeit des "Dritten Reichs" gerettet haben, dieselben illegal besitzen, da sie das Gegenteil nicht beweisen können; deren rechtmäßige Besitzer sind vielmehr die alliierten Soldaten, denen sie dieselben vorenthalten haben. Dikigoros' Großeltern haben sich also der Zerstörung fremden Eigentums schuldig gemacht, als sie beim Einmarsch der Alliierten das Verwundetenabzeichen seines Vaters vorsichtshalber vernichteten; leider kann man sie darob nicht mehr belangen, da sie längst das Zeitliche gesegnet haben, wie nun auch Tilly Fleischer. Das alles läßt Dikigoros wieder an einen Satz denken, den 1932 ein vor dem Ersten Weltkrieg in die USA emigrierter Jude - seines Zeichens Professor für Rassenkunde und Eugenik - an
Hindenburg
schrieb: "Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein (aber das ist
eine andere Geschichte)."
Ja, die Deutschen waren (und sind) doch allesamt Verbrecher, mit Ausnahme, versteht sich, derjenigen Richter, die solche Urteile fällen - das sind wahre Ehrenmänner! Exkurs Ende.]
Und noch etwas zum Kapitel grüßen: Das deutsche NOK hat auch "die blonde He[lene Mayer]", die noch immer in den USA studiert, eingeladen, um für Deutschland zu fechten. "Ach, das war doch nur das jüdische Feigenblatt," giften die Schreiberlinge von heute, "außerdem wollten sich die Nazis mit ihrer Medaille schmücken - war ja klar, daß sie eine gewinnen würde. Und womöglich haben die sie sogar mit der Drohung erpreßt, ihren jüdischen Vater ins KZ zu stecken, wenn sie nicht käme." Alles Unfug: Die Nazis haben Helene Mayer keineswegs als "Feigenblatt" eingeladen (fast alle Medaillen-Gewinner[innen] im Fechten sind jüdischer oder halb-jüdischer Abstammung, mit Ausnahme des italienischen Ausnahme-Fechters Giulio Gaudini, der schon ebenso lange im Geschäft ist wie Helene Mayer), sondern als überzeugte deutsche Patriotin, die sie ist. Sie ist außerdem gar nicht mosaïschen Glaubens, sondern - wie ihre Mutter - streng gläubige Katholikin; ihr Vater ist schon 1931 gestorben, also zwei Jahre, bevor die Nazis an die Macht kamen; und ob sie tatsächlich eine Medaille gewinnen würde, war alles andere als klar, denn in L.A. war sie wie gesagt leer ausgegangen, und ob sie inzwischen dazu gelernt hat, weiß niemand (schließlich ist sie keine Berufsfechterin geworden, sondern Studentin der Jurisprudenz). Sie hat, und sie gewinnt - allerdings "nur" die Silbermedaille. Bei der Siegerehrung hebt sie, ganz blond bezopfte germanische Walküre (niemand würde sie für eine [Halb-]Jüdin halten, ebenso wenig wie ihren Fecht-Kollegen, den Super-Nazi und SS-General Reinhard Heydrich) als einzige der drei den Arm zum olympischen Gruß.
Das wundert Euch, liebe Leser? Aber wieso denn? Ihr dürft nicht alles glauben, was man Euch heute über das Verhältnis zwischen Nazis und Juden in den 1930er Jahren weiszumachen sucht. Im August 1933 hatte die Reichsregierung mit der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland" das so genannte Ha'avara-Abkommen geschlossen, wonach sie in den folgenden Jahren ca. 50.000 deutschen Juden (nach anderen Quellen sogar ca. 66.000) die Auswanderung ins gelobte Land finanzierte - ein kostspieliges Vergnügen für das unter Devisenbewirtschaftung stehende Deutsche Reich, denn die Briten als Kolonialherren von "Palästina" ließen sich die Einreise mit 1.000 harten Pfunden (20.000.- RM, ca. 200.000.- Teuro heutiger Kaufschwäche, pardon Kaufkraft) pro Nase bezahlen. (Bis 1939, dann machten die Briten die Grenze dicht - schließlich waren die deutschen Juden Angehörige eines Feindstaates; diejenigen, die schon in England waren, wurden in Konzentrationslager gesteckt - in britische, wohlgemerkt -, und nach dem Krieg zusammen mit anderen aus deutschen Konzentrationslagern "befreiten" Glaubensgenossen auf die berüchtigten Todesschiffe, wie die "Exodus", verladen und nach Cypern geschippert; dort ließ man sie dann verrecken.) Und darf Euch Dikigoros noch aus einem Aufruf zitieren, den der "Reichsbund jüdischer Frontsoldaten" im Oktober 1933 anläßlich der bevorstehenden Reichstagswahl (und Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund) an seine Mitglieder richtete: "Kameraden! Es geht um Deutschlands Ehre und Lebensraum. Da übertönt in uns ein Gefühl alles andere. In alt-soldatischer Disziplin stehen wir mit unserem deutschen Vaterlande bis zum Letzten! Heil Hitler! Dr. Leo Löwenstein, Hauptmann d.R., Bundesvorsitzender." [Übrigens stimmten - bei einer Wahlbeteiligung von 96,3% - 95% für den Austritt aus dem Völkerbund; stellt Euch mal vor, die Bundesregierung würde es wagen, "ihr" Volk heuer darüber abstimmen zu lassen, ob die BRD aus der EU und der UNO austreten sollte... Das Ergebnis wäre wahrscheinlich ähnlich eindeutig (deshalb wird das Volk ja auch nicht gefragt :-). Jüdische Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs und deren Angehörige waren selbstverständlich von den "Nürnberger Gesetzen" ausgenommen - die übrigens entgegen weit verbreiteten Gerüchten nicht auf die Rasse, sondern auf die Religionszugehörigkeit abstellten: wer sich vor ihrer Verabschiedung am 16. September 1935 hatte taufen lassen, galt praktisch als "Arier" (und, wenn seine Großeltern schon ein gleiches getan hatten, sogar theoretisch :-). Erst im November 1938, nach dem Mord an einem deutschen Diplomaten in Paris durch einen polnischen Juden und den darauf folgenden Ausschreitungen in der so genannten "Reichskristallnacht" wurde das Klima frostiger; und der jüdische Reichsbund löste sich - mehr oder weniger unfreiwillig - auf (übrigens lange nach dem "arischen" Reichsbund, aus dem später der VdK hervor gehen sollte). Und das, was Ihr heute unter der Bezeichnung "Holocaust" vorgesetzt bekommt, begann erst nach der "Wannsee-Konferenz" vom Januar 1942, nachdem Hitler die "Endlösung der Judenfrage" den Halbjuden Heydrich und Eichmann übertragen hatte, die aus "Auswanderung" bzw. "Aussiedlung" "Ausrottung" (oder, im Nazi-Jargon, "Ausmerzung") machten.] Warum hätte sich Helene Mayer also im August 1936 anders verhalten sollen als sie es tat? Aber in den USA wird man ihr das nie verzeihen. Als sie dorthin zurück kehrt, um ihr Studium fortzusetzen, wird sie allgemein geschnitten. Sie glaubt, das läge an ihrer Staatsangehörigkeit und nimmt die amerikanische an. Mit der gewinnt sie ab 1938 die US-Meisterschaften im Florett-Fechten - die damals noch gemischt ausgetragen werden. (Nein, nicht zwischen Weißen und Negern - das wäre ja noch schöner, wenn letztere mitmachen dürften -, sondern zwischen Männlein und Weiblein!) 1941, als die USA ihren nicht erklärten Krieg gegen das Deutsche Reich zu führen beginnen, wird sie gesperrt (und bleibt es bis Kriegsende - erst 1946 darf sie wieder fechten). Mehr noch - ihre Titel werden ihr aberkannt, indem man rückwirkend gemischte Meisterschaften für ungültig erklärt! Nein, mit Diskriminierung hat das überhaupt nichts zu tun. Das will diese blöde Deutsche allerdings nicht wahr haben, deshalb kehrt sie nach dem Krieg in ihre zerbombte Heimat zurück, wo sie mit nur 43 Jahren stirbt (angeblich an Krebs). Die jüdische Medien-Mafia hat ihre traurige Lebens-Geschichte in schamlosester Weise verdreht und verfälscht; und ihre Heimatstadt Offenbach hat noch nicht mal eine Straße nach ihr benannt - wohl aber München, die "Stadt der Bewegung".
Noch eine "Frauengeschichte" will Dikigoros Euch nicht vorenthalten. Eleanor Holm gilt als eine der attraktivsten Frauen der Welt - nach dem damaligen Geschmack. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist sie Abonnements-Meisterin der USA (was praktisch gleichbedeutend ist mit Weltmeisterin) über 100 m Rücken - ab und zu gewinnt sie auch in anderen Disziplinen. 1928 in Amsterdam hatte sie zwar nur den 5. Platz belegt, aber 1932 in L.A. Gold geholt; seitdem hält sie auch den Weltrekord - wer soll sie in Berlin schlagen? Na, da werden sich die Nazis aber ärgern: Sie ist mit einem Juden verheiratet und von Beruf Nachtclub-Sängerin - zu allem Überfluß singt sie auch noch Neger-Jazz... Avery Brundage, der alte Hurenbock, will die Zeit der Überfahrt nach Europa (man reist noch mit dem Schiff) nutzen, um sie flach zu legen - welcher Mann hätte nicht davon geträumt? Aber sie läßt ihn abblitzen. Na warte... Brundage besticht den willfährigen Mannschaftsarzt, der ihr bescheinigt, sich jede Nacht "bis zur Besinnungslosigkeit" zu besaufen; deshalb muß sie disqualifiziert werden. Wer soll das glauben, liebe Leser? Gewiß wird sie keine Abstinenzlerin gewesen sein, aber Sportlerin genug, um sich nicht vor einem wichtigen Wettkampf sinnlos zu betrinken, schon gar nicht bis zur Bewußtlosigkeit. Aber sie macht das Beste draus: Sie läßt sich von William Hearst, dem deutsch-freundlichen Pressetsaren (einem heimlichen Bewunderer Hitlers), engagieren, berichtet als Reporterin von den Spielen, und treibt sich ansonsten mit der Prominenz herum: Glen Morris, der Goldmedalist im Zehnkampf (mit dem sie später in "Tarzans Rache" als Jane vor der Kamera stehen wird), ist gut im Bett (so gut, daß Leni Riefenstahl sich noch Jahrzehnte später bemüßt fühlen wird zu dementieren, daß auch sie etwas mit ihm hatte), Goebbels, "der Kleine mit dem Klumpfuß" auch (aber das ist in Deutschland eh allgemein bekannt - die Zahl seiner Kinder wird nur von der seiner Geliebten übertroffen :-), und Göring, der dicke Luftwaffen-General (nein, Feldmarschall sollte er erst 1938 werden, und Reichsmarschall erst 1940!) ist so begeistert von ihr, daß er ihr zum Abschied ein Hakenkreuz in einem mit Juwelen besetzten Davidsstern schenkt. (Kein Witz, liebe Leser, das war Görings berühmt-berüchtigter Humor :-)
Zurück in den USA sagt Eleanor Holm dem Wettkampfsport und seinen Funktionären "l.m.a.A." und konzentriert sich ganz auf das Show-biz - und auf ihre Ehemänner. Im Januar 2004 wird sie mit 90 Jahren das Zeitliche segnen - und mehr Nachrufe erhalten als alle anderen Amerikanerinnen, die 1936 nach Berlin gereist sind und auch tatsächlich an den Olympischen Spielen teilnehmen durften, zusammen. Als die letzte Mohikanerin, pardon Medalistin unter den Schwimmerinnen, Leni Henze-Lohmar, in der Silvesternacht des Jahres 2006 die Augen schließt, wird dagegen kein Hahn mehr nach ihr krähen - außer Dikigoros, der einen kleinen Nachruf für die Vereinszeitung verfaßt. Aber das ist ja auch ein ganz fascistoïder Verein, der wahrscheinlich einzige in der BRD, an dessen Trainingsstätte noch eine Bronzeplakette hängt, die an die Mitglieder erinnert, "die im Weltkrieg 1939-1945 ihr Leben fürs Vaterland geopfert haben". Wenn das die politisch-korrekte Obrigkeit spitz bekäme, würde sie den Verein sicher gleich verbieten, und im Schwimmbad würde statt dessen eine Plakette für Deserteure und/oder Nichtschwimmer aufgestellt. Denn inzwischen gelten ja alle im 2. Weltkrieg gefallenen Deutsche als Nazi-Soldaten und Kriegsverbrecher, und wer gar noch 1936 eine Medaille für Hitler gewonnen hat, dessen Andenken gilt es für alle Zeiten auszulöschen!)
Exkurs. Da Dikigoros gerade beim Thema "Diskriminierung und Disqualifikation" ist, will er die Anfrage eines Lesers aus der Ex-DDR zum Anlaß nehmen, etwas zu einem Sportler nachzutragen, der den Ossis Jahrzehnte lang als großer "anti-fascistischer Widerstandskämpfer", Blutzeuge, pardon "Martyrer" und leuchtendes Vorbild unter den deutschen Sportlern hingestellt worden ist: Werner Seelenbinder, dem gebürtigen Stettiner und Wahlberliner, der im Westen so gut wie unbekannt ist. Das mag auch an seiner Disziplin liegen, denn wer interessiert sich schon für Ringen im römisch-griechischen Stil? Auch seine - sechs Jahre jüngeren - Kollegen Hornfisch, Siebert und Schäfer kennt heute kaum noch jemand - obwohl sie im Gegensatz zu Seelenbinder Medaillen errangen. Wie war es ihnen im "Dritten Reich" ergangen, daß sie einerseits in den Himmel gelobt, andererseits völlig vergessen wurden? Nun, fragen wir doch zuerst, wie es ihnen zuvor ergangen war, in der gut-demokratischen "Weimarer Republik": Seelenbinder durfte 1928 nicht an den Olympischen Spielen von Amsterdam teilnehmen, denn er war Arbeiter, und die galten per se nicht als Amateure (erst auf der bösen Nazi-Olympiade wurden sie zugelassen). Statt dessen nahm er an der Spartakiade von Moskau teil - und siegte. 1936 in Berlin durfte er starten, war aber schon 32 und belegte nur noch den undankbaren 4. Platz im Halbschwergewicht. Im Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt nach dem 20. Juli 1944, wurde er wegen Hochverrats angeklagt, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet - damit hatte er seinen Heiligenschein weg. Auch Kurt Hornfischer war Arbeiter und siegte 1931 bei der Arbeiter-Olympiade in Wien. Auch er durfte 1936 in Berlin antreten und gewann immerhin Bronze im Schwergewicht. Er überlebte den Krieg und die Gefangenschaft, starb aber schon mit 48. Erich Siebert war eigentlich nur der sportliche Konkurrent Seelenbinders, wurde aber von der DDR-Propaganda zu seinem persönlichen und politischen Feind hoch stilisiert, denn er war bei der SS. 1936 in Berlin Bronzemedalist im Freistilringen, wurde er im Zweiten Weltkrieg Wachmann im Ghetto Litzmannstadt, und nach dem Krieg in einem alliierten Konzentrationslager zu Tode gefoltert. Das traurigste Schicksal aber erlitt Fritz Schäfer. Gebürtiger Elsässer, nach dem Ersten Weltkrieg mit seiner Familie in die Pfalz vertrieben/geflohen und 1936 Silbermedalist im Weltergewicht, geriet er im Zweiten Weltkrieg in französische Kriegsgefangenschaft. Vor die Wahl gestellt, zu Tode gefoltert zu werden oder sich "freiwillig" zur Fremdenlegion zu melden, entschied er sich für letzteres und wurde im Indochinakrieg verheizt. Als Krüppel zurück gekehrt, vegetierte er noch viele Jahre von einer kleinen Invalidenrente vor sich hin - in Schifferstadt, wo er noch den Aufstieg von "Kran" Dietrich mit erlebte, dessen Vorbild er war. Die letzten drei sind längst vergessen, Seelenbinder dagegen durfte sich immerhin vier Jahrzehnte lang im sozialistischen Ruhmesandenken sonnen. Exkurs Ende.
Noch Fragen, liebe Leser? Ach so, vielleicht interessiert es Euch, was aus dem großen Läufer und Springer Jesse Owens geworden ist? Nun, in Deutschland ist und bleibt er der gefeierte Star und genießt es. Aber kaum in die USA zurück gekehrt, wird er wieder behandelt wie der letzte Nigger. Bei der Siegesfeier der Olympia-Mannschaft dürfen seine Eltern nicht mal das Hotel betreten (er selber sitzt mit den anderen Schwarzen am Katzen-Tisch), und anschließend muß er sich seinen Lebensunterhalt verdienen, indem er alberne Rennen gegen Tiere im Zirkus und auf Jahrmärkten austrägt. Dadurch wird er zugleich zum "Profi" und darf bei Leichtathletik-Meisterschaften nicht mehr antreten; das verfügt Brundage höchstpersönlich, sowie er es erfährt - der macht keine großen Sprünge mehr! [Als sich Brundage zwei Jahrzehnte später, anläßlich der Olympiade in Melbourne, aus Publicity-Gründen wieder bei Owens einschmeicheln will, verweigert der dem inzwischen mächtigsten Mann der Sportwelt den Handschlag - was zeigt, daß er nicht nur ein großer Sportler, sondern auch ein Mann mit Rückgrat war. Übrigens ist auch Brundages Reaktion auf diesen Vorfall überliefert, der bei der nächsten Sitzung des NOC der USA zur Sprache kam: "Was will dieser blöde Nigger überhaupt," soll Brundage gesagt haben, "ohne mich, der ich den Boykott der Olympiade von 1936 verhindert habe, wäre der nie etwas geworden, hätte nie etwas gewonnen und noch nicht mal seine gut bezahlten Rennen gegen Circus-Pferde austragen können!" Tja - so kann man es auch sehen... Doch Owens sah es anders. 1970 verfaßte er seine bitterbösen Memoiren unter dem Titel "Black think", die zwei Jahre später auch in deutscher Übersetzung als "Schwarze Gedanken" erschienen. Aber damit ist das Wortspiel natürlich nicht wieder gegeben - er meinte ja indirekt "Black thing", denn wie ein "schwarzes Ding", genauer gesagt wie ein schwarzes Stück Dreck, fühlte er sich von den Amerikanern im allgemeinen und von Roosevelt im besonderen behandelt. Er widerspricht ausdrücklich der von der US-amerikanischen (und der BR-deutschen) Journaille verbreiteten Lüge, daß Hitler ihn nicht habe grüßen wollen; dieser habe ihm vielmehr trotz des Verbots von Baillet-Latour besonders freundlich zugewunken; und in Deutschland habe er auch - anders als in den USA - immer im selben Bus fahren, im selben Restaurant essen und im selben Hotel übernachten dürfen wie die Weißen; dagegen habe Roosevelt nur die Weißen, nicht aber auch die Schwarzen im "Weißen Haus" empfangen. (Wie auch? Es hieß schließlich nicht "Schwarzes Haus", Anm. Dikigoros :-) Seine Ausführungen gipfeln in dem Satz: "Die Journalisten haben Hitler Unrecht getan; nicht er war der Rassist, sondern Roosevelt." Das war starker Tobac in jenen Jahren und erforderte mehr Civilcourage als die meisten Weißen aufbrachten. Die Amerikaner verziehen ihm das nie; sie zwangen ihn, acht Jahre später, als er bereits todkrank war - er litt an Krebs -, das Geschmiere eines Juden namens Paul Neimark als seine "geistige Autobiografie" auszugeben; und die alte von 1970 verschwand aus den Regalen. So konnte an seinem 25. Todestag anno 2005 im staatlichen Deutschlandfunk wieder die Lüge verbreitet werden, Hitler habe seinerzeit das Olympia-Stadium verlassen, als er Owens sah, um die Begegnung mit dem Neger zu vermeiden.
Zurück zu den Frauen, und zurück zu den jüdischen Teilnehmern der Olympischen Spiele von Berlin. Im Hochsprung hat das deutsche NOK nur zwei Athletinnen aufgestellt. Die erste der deutschen Meisterschaften, Margarete ("Gretel") Bergmann, war zwar gemeldet, aber dann plötzlich zurück gezogen worden, mit der - offensichtlich vorgeschobenen - Erklärung, sie sei außer Form. (Lächerlich - sie hatte soeben den deutschen Rekord eingestellt.) "Das haben die Nazis nur getan, weil sie Jüdin war," kläfft die jüdische Presse bis heute. Ach - obwohl sie mit der kürzlich von ihr übersprungenen Höhe eine Medaille sicher gehabt hätte? Warum hätten die Nazis sie anders behandeln sollen als Helene Mayer? (Sie ließen ja sogar den tschechischen Juden Evzen Rosicky teilnehmen, der Jahre lang einer der Anführer der Hetz- und Boykottkampagne gegen die "Nazi-Olympiade" gewesen war - er schied im 800-m-Vorlauf sang- und klanglos aus.) Des Rätsels Lösung ist wohl eine andere. Schauen wir uns den Hochsprung der Frauen mal etwas näher an, besser gesagt den Hochsprung, der für Frauen ausgeschrieben ist - so ist es richtig ausgedrückt. Die Goldmedaille gewinnt ein unscheinbares graues Mäuschen aus Ungarn (die so gar nicht aussieht wie die Amazonen-Königin, deren Namen sie trägt :-) vor der zweiten Deutschen und einer Kanadierin. So weit so gut. Ein Glück, daß die dritte Deutsche nur auf dem vierten Platz landet und daher keine Medaille gewinnt. Sie heißt "Dora Ratjen". Moment, war da nicht mal was? Nein, es gibt keinen Skandal. "Dora" wird zwei Jahre später diskret aus dem Verkehr gezogen, wegen "Verstoßes gegen das Amateur-Statut", wird aber seinen, pardon ihren Paß behalten, nicht an die Front müssen und so den Zweiten Weltkrieg überleben. Danach tauscht sie, pardon er, seinen Paß um und läßt wieder "Hermann" eintragen. Jahre später behauptet er kackfrech, "die Nazis", genauer gesagt "die HJ" habe ihn gezwungen, sich als Frau zu verkleiden und so an der Olympiade teilzunehmen. Nun, liebe Leser, wer das glaubt, muß schon ziemlich dämlich sein: In Deutschland gab es damals hunderte junge Männer, die besser aussahen als Hermann Ratjen und vor allem höher sprangen als er - warum hätte man ausgerechnet ihn als "Opfer" auswählen und "zwingen" sollen, diesen Betrug zu veranstalten? Und nun schaut Euch nochmal das Foto von "Gretel" Bergmann an, dann wißt Ihr auch, warum "sie" plötzlich außer Form war. Bergmann wurde nicht aus dem Verkehr gezogen, weil sie Jüdin war, sondern weil plötzlich heraus kam, daß die vermeintliche Jüdin ein Jude war! Natürlich wurde und wird das bis heute gedeckelt, denn schließlich wurde "Gretel" Bergmann zu einer "Säule des Vollbrachten [Pillar of Achievement]" der "Judenhalle des Ruhms" auserkoren - auf deren Liste man böse, patriotische Juden wie Meyer und Lewald vergeblich sucht; Voraussetzung für eine Aufnahme dortselbst ist nicht so sehr die sportliche Leistung als vielmehr der unauslöschliche Haß auf Deutschland und alles Deutsche - mit der erklärten Ausnahme koscherer Würste. "Gretel" Bergmann erfüllte diese Voraussetzung mit Leichtigkeit; "sie" emigrierte erst nach England, dann in die USA, wo "sie" zur Tarnung - und um weiterhin an Sportveranstaltungen teilnehmen zu können - einen Glaubensgenossen namens Bruno Lambert heiratete, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte, die "sie" als "ihre" eigenen ausgab, und geruhte nie wieder, nach Deutschland zurück zu kehren, nicht einmal besuchsweise, obwohl man dort noch Jahrzehnte lang Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um "ihr" in den Tunten-Arsch zu kriechen: In Berlin wurde zur "Wiedergutmachung" eine Sporthalle nach "ihr" benannt, in Laupheim sogar ein Stadion; und Dikigoros wartet nur auf den Tag, an dem "ihr" nachträglich noch eine Goldmedaille verliehen wird...
Zwei Absätze muß Dikigoros anno 2008 nachtragen. Den ersten zum Thema Hetz- und Boykott-Kampagne: In einer Zeit, da der olympische Fackellauf von Athen nach Peking zu einer Mischung aus Spießrutenlauf, Versteckspielen und Flugreise um die Welt verkommen ist, sei daran erinnert, daß auch der erste olympische Fackellauf - der 1936 statt fand - nicht frei von Protesten war, die allerdings ganz anderer Art waren: Während es 2008 meist friedliche Demonstrationen von Privatleuten waren, von denen sich alle politischen Parteien - die ja längst nicht mehr den Wählerwillen repräsentieren, geschweige denn verwirklichen - eilfertig distanzierten, wurden die - vielfach gewalttätigen - Protestaktionen von 1936 meist von den kommunistischen Parteien der betroffenen Länder organisiert. Die griechische KP setzte einen hohen Geldpreis auf die Zerstörung der Fackel aus (damals gab es noch keine Busse, in denen Ersatz bereit gehalten wurde :-) - in Larissa wäre es ihr fast gelungen, ebenso in Banja Luka der jugo-slawischen KP. In Prag gelang es der tschechischen KP tatsächlich, die Flamme zu löschen - sie wurde ungerührt wieder angezündet. Übrigens knüppelte die Polizei nicht annähernd so rücksichtslos auf die Demonstranten ein - auch nicht die des "faschistischen" Generals Metaxás in Griechenland - wie die von Paris und London im Jahre 2008, die zudem noch von staatlichen Schlägertrupps Rotchinas unterstützt wurde, die eigens zu diesem Zwecke vom BND geschult (ja, liebe Leser, die BRDDR hat nicht nur die Schergen Gaddafis ausgebildet!) und mit eingeflogen wurden, und die der britische Ex-Olympionik und Ex-Abgeordnete Sebastian Coe den Mut hatte, öffentlich als "Gangsterbande" zu bezeichnen. (Man stelle sich vor, die bösen Nazi-Deutschen hätten 1936 das Ansinnen gestellt, Einheiten ihrer "SS [Schutzstaffel]" zum Schutz des olympischen Feuers im Ausland mitlaufen zu lassen, um Demonstranten zusammen zu schlagen - man hätte ihnen etwas gehustet! Das sind so die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen 1936 und 2008!)
Der zweite Nachtrag betrifft das Thema "Pillar of Achievement". 2008 wurde auch in der BRD eine Ruhmeshalle des Sports eingerichtet - die freilich nicht so heißen durfte, sondern politisch korrekt auf Englisch "National Hall of Fame". Vierzig lebende und tote Spitzensportler wurden aufgenommen. Natürlich fast keiner der großen Sportler[innen] der Vorkriegszeit, die Dikigoros Euch hier vorgestellt hat, denn das waren doch alles Nazis (außer Werner Seelenbinder, versteht sich, der war ja ein braver Anti-Fascist und Kommunist :-). Aber auch sonst kann man über die Auswahlkriterien nur den Kopf schütteln. Wen würdet Ihr, liebe Leser, z.B. in der Kategorie "Tennis" auswählen, wenn Ihr jeweils einen Mann und eine Frau nennen dürftet? Stefanie Graf und Boris Becker? Nicht doch! Die haben doch bloß Olympisches Gold und ein paar ganz unbedeutende Grand-Slam-Turniere gewonnen, wie z.B. Wimbledon, und einige Jahre die Weltrangliste angeführt. Außerdem sind sie noch arg jung, man soll doch die älteren Generationen nicht vergessen - schreibt Dikigoros das nicht auch immer? Gewiß - er denkt da z.B. an Otto Froitzheim und Dora Köring, die beiden besten deutschen Tennisspieler vor dem Ersten Weltkrieg (und noch bis in die 1920er Jahre). Nie gehört, liebe Leser? Dabei gewann Köring bei den Olympischen Spielen von 1912 eine Goldmedaille im Doppel und eine Silbermedaille im Einzel, und Froitzheim 1908 eine Silbermedaille im Einzel. (1912 hätte er sicher auch Medaillen-Chancen gehabt, aber er zog es vor, statt in Stockholm in Wimbledon zu starten.) Was haben die beiden verbrochen? Nun, wie Dikigoros schon an anderer Stelle schrieb: Das Verbrechen eines Deutschen, Zeuge - oder gar Opfer - alliierter Kriegsverbrechen zu werden, ist unverjährbar, das gilt auch und erst recht für Sportler. Stellt Euch mal vor, die Lebensläufe der beiden würden in der Öffentlichkeit breit getreten: Froitzheim spielte im Juli/August 1914 Davis-Cup in den USA, in Pittsburgh, einer damals noch weitgehend deutsch geprägten Stadt (wie Chicago, Indianapolis, St. Louis, Philadelphia und und und). Das Schiff, auf dem er nach Deutschland zurück reisen wollte, wurde von den USA an die Briten verraten, die es mühelos aufbrachten und die deutschen Passagiere bis 1920 in Konzentrationslager steckten. (Was solls, so überlebte er wenigstens den Krieg, während das Deutschtum in den USA - mitsamt vielen seiner Träger - ausgerottet wurde.) Und die Sächsin Köring hatte das Pech, pardon beging das Verbrechen, irgendwann von Chemnitz nach Dresden umzuziehen, das bekanntlich am 13. Februar 1945 durch die edlen Alliierten von seinen Häusern und ca. 300.000 MenschenNazi-Deutschen befreit wurde. Auch das wollen wir doch tunlichst vergessen. Wen nehmen wir also statt dessen? Das ist gar nicht so einfach. Aber da war doch mal ein gewisser Gottfried v. Cramm, der rote schwule Baron, pardon, warum streicht Dikigoros das eigentlich? Beides gilt doch heutzutage als Empfehlung! Also: der rote, schwule Baron Gottfried v. Cramm, der zwar nie eine Olympische Medaille oder irgendein größeres Turnier gewann (er war der "ewige Zweite" von Wimbledon), aber immerhin ein ausgewiesener Gegner des National-Sozialismus war, und Cilly Aussem, die immerhin einmal Wimbledon gewann - was aber schwerlich der ausschlaggebende Grund war; das dürfte vielmehr gewesen sein, daß sie unverheirateter Weise mit einem US-amerikanischen [Halb-]Juden zusamen lebte. (Ebenso wie im Falle v. Cramms ausschlaggebend gewesen sein dürfte, daß sein bevorzugter Lustknabe - Manasse Herbst - Jude war.) Der Rest der auf Liste sind überwiegend Balltreter - Fußball gilt den Deutschen bekanntlich als die wichtigste Sportart überhaupt - und nur ganz wenige Leichtathleten, eigentlich nur solche, die später Funktionäre wurden, also kein einziger der großen Zehnkämpfer. Von wegen "Könige der Athleten"... Ein einziger Schachspieler ist dabei; und diese Sportart wäre wohl ganz leer ausgegangen - obwohl fast alle erstklassigen deutschen Schachspieler Juden waren -, wenn nicht der große Emanuel Lasker auf seine alten Tage in einem Anfall von Altersdemenz in die Sowjetunion
Stalins
emigriert wäre und sich damit als guter Kommunist geoutet hätte, aber das ist
eine andere Geschichte.
Und noch ein dritter Nachtrag aus dem Jahre 2009. Da kam nämlich ein Film über "Gretel" Bergmann in die Kinos, der sogar von dem Titelheldender Titelheldin gut geheißen wurde. Daraus dürft Ihr messerschaft schließen, liebe Leser, daß darin mit keinem Wort auf die wahren Gründe für seine Sperre eingegangen wurde, sondern wieder nur auf dem Märchen herum geritten wurde, daß sie nicht starten durfte, weil sie Jüdin war. Und das junge, dumme Ding, das man die Titelrolle spielen ließ, Karoline Herfurth, scheint wirklich geglaubt zu haben, was man ihr da vorsetzte, denn sie erklärte hinterher mit von Tränen erstickter Stimme, daß sie sich schäme, eine Deutsche zu sein. Recht hat sie, sie sollte sich schämen - allerdings aus ganz anderen Gründen, z.B. weil sie sich eine Kollektivschuld hat einreden lassen für etwas, das sie selbst dann nichts anginge, wenn es denn so gewesen wäre wie im Film dargestellt. Nein, man kann von einer Schauspielerin nicht erwarten, daß sie sich zuvor ernsthaft mit der historischen Person beschäftigt, die sie da im Film verkörpern soll (und nicht jede hat Zeit, Dikigoros "Reisen durch die Vergangenheit" zu lesen :-); aber es hat schon den Fall gegeben, daß sich jemand wenigstens nachher schlau gemacht hat und daraufhin aus Scham über die perfide Rolle, die zu spielen er sich hatte mißbrauchen lassen, sogar seinen ihm dafür verliehenen Oscar zurück gegeben hat. (Wenn Ihr oben den Link zu
Patton
angeklickt habt, dann wißt Ihr schon, wen Dikigoros meint; wenn nicht, dann holt es jetzt bitte nach.) Ende der Nachträge.
Zurück zu den kleinen Unterschieden, pardon zum kleinen Unterschied im Jahre 1936. Erinnert Ihr Euch noch an "Stanislawa Walasiewicz", liebe Leser? Natürlich will sie ihren Titel verteidigen; aber diesmal gerät sie an die falsche: die 18-jährige Newcomerin Helen Stephens, ein 1,80 m großes, klotziges Bauerntrampel aus Missouri, das sie zuhause den "Blitz von Fulton" nennen. Sieht aus wie ein Mann, läuft wie ein Mann und gewinnt die 100 m vor der Polin, die - entgegen dem verlogenen Gratulationsfoto, das die Presse sie stellen läßt - vor Wut schäumt, zumal sie bei der Gelegenheit auch noch ihren Weltrekord los wird. Ihre Mannschaftsleitung legt Protest ein. Begründung: Stephens muß ein Mann sei - keine Frau kann so schnell laufen. Nun, wenn sie tatsächlich mal ein Mann war, dann hat sie sich jedenfalls gut operieren lassen, denn sie passiert das (optische) Prüfverfahren ohne Probleme und behält ihre Goldmedaille. (Hitler, der sie noch persönlich begrüßt hat, soll schwer beeindruckt gewesen sein von ihr - so würde er auch die deutsche Frau gerne sehen: zäh wie Leder, flink wie Wiesel, hart wie Kruppstahl. Man hat sie übrigens ebenso um ihren Ruhm betrogen wie Mildred Didrikson und Gisela Mauermayer, denn ihre auf der "Nazi-Olympiade" aufgestellten Weltrekorde werden ihr unter fadenscheinigen Vorwänden wieder aberkannt; und nach den Spielen wird sie "Profi" - als Basketballerin, aber das disqualifiziert sie bekanntlich auch für die Leichtathletik. Diese hätte sie noch auf Jahre hinaus beherrschen können, und zwar in allen Disziplinen des Siebenkampfes: Als sie Anfang der 1980er Jahre - mit über 60 Jahren - noch einmal kurz ins Licht der Öffentlichkeit rückt, nämlich bei den Senioren-Weltmeisterschaften ["Masters"], räumt sie überlegen sieben Goldmedaillen ab.) Nachdem dieser Protest abgeschmiert ist, denkt niemand mehr daran, auch die anderen Teilnehmerinnen - zum Beispiel die Protestführerin - mal auf ihre Geschlechts-Zugehörigkeit zu testen. (Dabei muß man schon ziemlich blind sein - schaut Euch mal deren Beine an und versucht irgend jemandem, der sich ein bißchen auskennt, zu erzählen, daß das die Muskeln einer Frau sind - schließlich gibt es damals noch kein Doping mit anabolen Steroïden!) Erst als Walasiewicz Jahrzehnte später bei einer Schießerei zwischen zwei Mafia-Banden getötet wird, entdeckt man bei der Obduktion "ihr" kleines Geheimnis. Und nun wird auch klar, warum "sie" damals einen neuen Paß beantragt hatte: im alten stand nämlich "Stanislaws"! Und? Kommt nun Käthe Krauß - die Gewinnerin der Bronzemedaille - an und verlangt die Silbermedaille? Die wird sich hüten, denn - da ist sich Dikigoros ziemlich sicher -, auch "sie" ist in Wahrheit ein Kätherich. Marie Dollinger, die viertplazierte, ist bei einem alliierten Terror-Angriff auf Nürnberg, die verhaßte Stadt der Reichsparteitage, im Bombenhagel umgekommen; die Amerikanerin Annette Rogers-Kelly als fünfte unternimmt zunächst nichts. "Kein Wunder," lautet der Kommentar hinter vorgehaltener Hand, "die ist doch auch ein Mann." Nein, "Stanislawa" Walasiewicz ist "ihre" Silbermedaille von 1936 bis heute nicht aberkannt worden (wohl aber ihr Weltrekord im Weitsprung von 1939, allerdings - wie bei "Dora" Ratjen - unter einem anderen Vorwand). Obwohl... greifen wir ruhig mal ein knappes halbes Jahrhundert voraus: 1984 wird Polen - als getreuer Satellit der UdSSR - die Olympischen Spiele von Los Angeles boykottieren. Nun kommt die Amerikanerin doch noch an und verlangt nachträglich "ihre" Medaille. Pardon - aber welche sollte das sein? Gewiß, Walasiewicz war eine Tunte, das weiß inzwischen jedes Kind. (In den USA kursieren Witze über "Stella the Fella [fellow = Mann, Bursche]".) Aber selbst wenn auch "Käthe" Krauß eine war (man wird ihre Leiche nicht mehr exhumieren, um einen Gentest zu machen), dann müßte die Bronze-Medaille von Rechts wegen posthum an Marie Dollinger gehen, nicht an Annette Rogers. Egal, die Sesselpupser des IOC fällen folgende idiotische, pardon salomonische Entscheidung: Walasiewicz bleibt Silbermedalistin, Krauß Bronzemedalistin, Rogers bekommt eine zweite Bronzemedaille, und Dollinger (der sie eigentlich zugestanden hätte, zumal sie zeitgleich mit Krauß war) geht als einzige leer aus.
Nun wird Euch auch klar, liebe Leser, warum im Riefenstahl-Film (und zwar in allen Versionen) einige Disziplinen fehlen, von denen man eigentlich annehmen sollte, daß sie für jedes Kino-Publikum besonders attraktiv wären, zum Beispiel eben jener 100-m-Lauf der Frauen. Aber von den sechs Teilnehmerinnen des Endlaufs würde man nur einer ohne weiteres abnehmen, daß sie tatsächlich eine Frau ist, der besagten Marie Dollinger, die freilich mit 36 Jahren schon weit über ihren Zenith hinaus ist. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre war sie deutsche Meisterin über 100, 200 und 800 m gewesen (400 m wurden damals bei den Frauen nicht ausgetragen), seit 1933 nur noch Vizemeisterin, jeweils hinter "der" bulligen "Käthe" Krauß), aber eine olympische Medaille hatte sie nie gewonnen. (Schon 1932 hatte sie nur den undankbaren 4. Platz über 100 m belegt.) Nun würde man ihr das ja von Herzen gönnen, und es sieht auch ganz so aus, als ob sie mit der deutschen 4x100-m-Staffel Gold holen sollte, denn die ist schon im Vorlauf Weltrekord gelaufen.
Wer sich ein wenig in der Geschichte der Olympischen Spiele auskennt, weiß, wie dieser Traum endete. [Ist es nicht symptomatisch, daß die Extra-Medaillen, welche das deutsche NOK für die Staffeln hat prägen lassen, auf der Vorderseite ein stolperndes Männchen zeigen, das den Wechsel sicher gleich verpatzen wird (denn ein Vordermann ist weit und breit nicht in Sicht)?] Sie läuft gut; aber beim letzten Wechsel läßt ihre Kollegin den Stab fallen (und gibt ihr hinterher noch die Schuld), und so geht sie wieder leer aus. Nein, da gibt es keinen Grund zur Häme, und Dikigoros findet es skandalös, daß noch mehr als ein halbes Jahrhundert später gehässige Weiber (meist mosaïschen oder marxistischen Glaubens) in deutschen Fernsehsendern auftreten und diesen ihren Haß hinaus posaunen dürfen, nach dem Motto: "Was hab' ich mich doch gefreut, daß diese Nazi-Staffel keine Medaille gewonnen hat..." [In den Niederlanden wird diese Häme meist noch ergänzt durch die Bemerkung, daß ja auch deren 4x100-m-Staffel der Männer im Endlauf disqualifiziert wurde, weil ihr Schlußläufer, der "Nazi" Osendarp, den letzten Wechsel verpatzt hatte. (Osendarp - 1936 als schnellster weißer Sprinter Bronzemedalist im Einzel - wurde 1945 als "Kriegsverbrecher" zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, aber nach sieben Jahren zu Zwangsarbeit "begnadigt" - er durfte sich in einem Bergwerk zu Tode schuften, um auch das noch nachzutragen.) Dagegen wurde die 4x100-Staffel der USA, die es fertig brachte, bei den Olympischen Spielen von 2004 und 2008 gleich zweimal hintereinander den Stab fallen zu lassen (2008 sogar im Double, Männlein und Weiblein :-) allgemein bedauert.] Diesen widerwärtig-unsportlichen Kreaturen eine öffentliche Plattform zu bieten ist schändlicher als die meisten bei Olympischen Spielen begangenen Schiebungen. Nachdem Dikigoros dies voraus geschickt hat, wird ihn wohl niemand für voreingenommen halten, weil er jetzt dennoch schreibt, daß es ein Skandal gewesen wäre, wenn die deutsche 4x100-m-Staffel der "Frauen" mit zwei mutmaßlichen Tunten Gold gewonnen hätte. Gewiß, Berlin ist nicht mehr die Stadt der Olympiade, sondern der Love-Parade; wir leben in einer Zeit, da Perversionen aller Art nicht nur nicht mehr verboten sind, sondern sogar besonderen staatlichen Schutz und Förderung genießen, durch verfehlte Gesetze und die dazu [ge]hörige Rechtsprechung. Wenn selbst ein Regierender Bürgermeister von Berlin öffentlich erklären kann, daß er eine Tunte und stolz darauf sei, kann es da noch lange dauern, bis seine Artgenossen das "Recht" einklagen, bei Olympia als drittes Geschlecht aufzutreten - wieso denn nur Männer und Frauen?! Und könnte man nicht allen Tunten, die je bei Olympia gepfuscht haben, noch nachträglich Medaillen der dritten Art verleihen?
Aber noch ist es nicht so weit. Im Marathon-Lauf tritt Juan Zabala, der Sieger von 1932 und Halter des Olympischen Rekords, zur Titelverteidigung an, ein hübscher, schmächtiger Jüngling aus Argentinien, 1,52 m klein und 52 kg leicht, mit schwarz gelocktem Haar. (Wie soll Helen Stephens bei seinem Anblick gesagt haben: "Eine Fresse, da bringste dich um vor Neid!" übrigens ein schwer wiegendes Indiz, daß sie selber eine Frau war - dafür, daß sie selber bei der Gesichtsverteilung die A...-Karte gezogen hatte, konnte sie ja nichts.) Wenn es schon einen Marathonlauf für Frauen gäbe könnte Zabala wahrscheinlich auch dort starten. Aber das hat er gar nicht nötig, denn er hat ja auch bei den Männern gewonnen. Vielleicht ist "Juan" in Wahrheit sogar eine Juanita, die nur deshalb bei den Männern mit läuft, weil es anders nicht geht?! Seine Landsleute nennen Zabala jedenfalls - im Scherz oder nicht - "Zabalita". (Nein, das ist nicht bloß eine Verkleinerungsform - die würde "Zabalito" lauten!) Wir werden es nie erfahren, denn so herum wurde und wird ja nicht kontrolliert. (Seine Zeiten schaffen übrigens heutzutage Dutzende Marathon-Läuferinnen, ohne daß sich die Technik oder die Regeln groß geändert hätten.) Bis 2 km vor Schluß (s.o.) führt er, dann bricht er zusammen - Sonnenstich. [Auf Leseranfrage: Nein, der Eindruck, den der Riefenstahl-Film erweckt, nämlich daß Zabala schon vorher schlapp gemacht habe, ist falsch; er erlitt zwar schon nach wenigen Kilometern einen leichten Kreislaufkollaps, rappelte sich aber wieder auf und lief zurück an die Spitze; erst beim zweiten Zusammenbruch kurz vor Schluß war Sense.] So gewinnt ein unbekannter Japaner namens Kitei Sōn, vor einem Briten namens Harper. Beide haben völlig kaputte Füße von der Lauferei auf dem Asfalt der Berliner Straßen (Riefenstahls Film zeigt, wie sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schuhe ausziehen und die Füße bandagieren lassen - da half es auch nichts, daß sich Sōn eigens Spezialschuhe konstruiert hatte, in denen die großen Zehen einzeln verpackt waren :-), und noch bei der Siegerehrung ist ihr Gesicht mehr eine Grimasse als ein Lächeln. Ja, können die sich denn gar nicht freuen ob dieser großartigen Leistung und des Erfolgs, der sie gekrönt hat? Muß das nicht einen besonderen Grund haben? Ja welchen wohl, Ihr dämlichen Sesselpupser und Fernseh-Sportler? Lauft mal selber einen Marathon, dann kennt Ihr ihn! Viele Jahrzehnte später, anläßlich der Olympischen Spiele in Seoul, werden sich die IOC-Funktionäre nicht entblöden, Japan die Goldmedaille im Marathon-Lauf nachträglich abzuerkennen und sie Korea zuzusprechen, da Sōn gar kein Japaner, sondern Koreaner gewesen sei. Und sah man seinem verkniffenen Gesicht bei der Siegerehrung nicht an, daß er die japanische National-Hymne gar nicht gerne hörte?
Da kann Dikigoros nur staunen - vor allem ob solch fadenscheiniger Begründung: War Harper nicht [Nord-]Ire? Und sah man seinem verkniffenen Gesicht bei der Siegerehrung nicht an, daß er die englische National-Hymne gar nicht gerne hörte? Hat schon jemand Großbritannien die Medaille aberkannt? Die Briten sind da recht eigen. Als kürzlich einer der Iren, pardon der ihren, die erste Wintersport-Medaille für das Vereinigte Königreich gewann, bejubelten ihn alle, auch die Engländer, als gemeinsamen National-Helden. Als sie ihm dann wieder aberkannt wurde, weil er des Dopings überführt war (oder hatte er doch bloß Hustensaft, Nasenspray und Zahnpasta zu sich genommen?) mutierte er in der englischen Presse urplötzlich zum "Schotten". Und, da Dikigoros schon einmal bis ins Jahr 2002 vorgegriffen hat: Hat er nicht in Salt Lake City zu 90% deutsche Namen gesehen, obwohl die für 'zig verschiedene Nationen starteten? (Zum Beispiel für Spanien - wo sich freilich ein gewisser Medaillen-Gewinner aus Bayern fürs erste nicht mehr sehen lassen darf.) In welch ferner oder naher Zukunft werden die wohl ihrer Wahlheimat aberkannt und statt dessen Deutschland zugesprochen werden? - Halt, wird da der politisch-korrekte Gutmensch einwerfen, die hat doch niemand gezwungen, für andere Länder zu starten... - Wirklich nicht? Wenn ein Fiji-Insulaner beim Ski-Langlauf starten darf, obwohl er nichtmal zu den 100.000 besten Läufern der Welt zählt, während von den vier weltbesten Läufern, wenn sie das Pech haben, alle dieselbe Staatsbürgerschaft zu haben, einer zuhause bleiben muß (obwohl er vielleicht in guter Tagesform die anderen hätte schlagen können), dann kann dieses Argument doch wohl nicht greifen, oder? - Ja aber, sagt der Gutmensch, wenn sich der Deutschstämmige völlig unabhängig von der Olympiade und auch sonst völlig freiwillig entschieden hat, Staatsbürger eines anderen Landes zu werden... die Koreaner hat ja niemand gefragt, ob sie japanische Kolonie werden wollten.
Richtig. Aber was ist mit den US-Negern? Hat deren Vorfahren etwa jemand gefragt, ob sie als Sklaven in die USA verkauft werden wollten? Würde nicht sonst der Löwenanteil der Leichtathletik-Medaillen regelmäßig nach Afrika gehen? Und was ist mit den vielen Medaillen der Balten, Kaukasier und sonstigen Nicht-Russen, die gezwungen waren, für die Sowjet-Union zu starten, weil die ihre Länder zu Kolonien gemacht hatte? Wieso? sagt der Gutmensch, wenn es den Afro-Amerikanern nicht gefällt in den USA bzw. deren Olympia-Auswahl, dann können sie doch jederzeit in das Land ihrer Väter zurück kehren und für Liberia oder sonstwen starten, niemand verbietet es ihnen - vorausgesetzt, sie überlegen es sich rechtzeitig und sind nicht schon mal für die USA gestartet; aber auch das kann man (oder jedenfalls frau) umgehen, z.B. durch eine Schein-Ehe. Kim dagegen hätte nicht starten dürfen, wenn er nicht Japaner geworden wäre, denn Korea konnte ja keine Mannschaft schicken. Tja, da muß sich Dikigoros fast geschlagen geben - fast: Früher war es noch nicht selbstverständlich, daß Einwanderer gleich die US-Staatsangehörigkeit erwarben; sie behielten vielmehr erstmal die ihres Geburtslandes. 1920 und 1924 waren deutsche Staatsbürger, wie wir gesehen haben, von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Wenn also Edelgard Bleibtreu und Paul Berlenbach 1920 und Jonas Weißmüller 1924 keine US-Bürger gewesen wären, hätten sie nicht mitmachen dürfen und keine Goldmedaillen gewinnen können, oder? Wann werden deren Medaillen endlich den USA aberkannt und statt dessen Deutschland zugeschrieben? Auf diese Frage hat Dikigoros noch von keinem Gutmenschen eine Antwort erhalten. Und wie war das gleich mit "Jadwiga Wajsówna"? Im übrigen hätte Harper gar nicht für Irland starten können, denn das ist inzwischen - auf Betreiben Großbritanniens - aus der IAAF hinaus geekelt worden. (Deshalb darf z.B. Patrick O' Callaghan, der zweifache Olympiasieger und - nicht anerkannte - Weltrekordler im Hammerwerfen nicht teilnehmen, was den Engländern freilich nichts nützt, denn nun gewinnt statt dessen ein Deutscher, Karl Hein - dessen Weltrekord die IAAF übrigens auch nicht anerkennt.) Harper stammt zwar, wie der Name zeigt, aus Irland, gibt aber einen braven Großbriten ab, der bei der Siegerehrung keine Mätzchen macht wie 30 Jahre zuvor sein Landsmann O'Connor, der auch für Großbritannien starten mußte und nach seinem Sieg im Dreisprung zeigte, daß er auch im Mastklettern hätte antreten können: Er erklomm den Fahnenmast, riß den britischen "Union Jack" herunter und befestigte an dessen Stelle eine irische Flagge - die mit der Harfe [Harp]!
Exkurs: Es gab auch Sportler, die ihren Protest gegen ihre Zwangsmitgliedschaft im Britischen Empire weniger harmlos zum Ausdruck brachten. 14. August. Im Halbfinale des olympischen Boxturniers wird der spätere Goldmedalist im Halbschwergewicht, Roger Michelot, unter einem gellenden Pfeifkonzert des Publikums zum Punktsieger erklärt über den Südafrikaner Robert ("Robey") Leibbrandt. (Es war Schiebung, aber das war der einzige Fall 1936 in Berlin, der als Ausnahme die Regel bestätigte, daß fair gepunktet wurde; bei allen anderen Olympischen Spielen der Neuzeit wäre ein gerechtes Urteil - wenn es denn eines gegeben hätte - der einzige Fall gewesen, der die Regel, daß solche Kämpfe generell verschoben werden, bestätigte. Bemerkenswerter Weise wurde auch nicht zugunsten eines Deutschen, sondern zugunsten eines Franzosen geschoben, und das Opfer war ein Deutschstämmiger.) Jener Leibbrandt blieb nach den Spielen in Deutschland, denn da er ein glühender Patriot war, stank es ihm schon lange, daß die "Boeren" (so wurden und werden sie von den Engländern geschimpft; sie selber nannten und nennen sich "Afrikaner", und das Berliner Publikum - das schon eine Generation zuvor ihrem Vorkämpfer Paulus Krüger zugejubelt hatte - begrüßte sie mit Spruchbändern "Willkommen Springböcke") in Südafrika von den Briten unterdrückt wurden. Ihr fragt, liebe Leser, vor allem liebe linke Leser, was daran denn "Unterdrückung" gewesen sei? Ist es nicht ziemlich schnuppe, ob man als Arbeiter - Leibbrandt war Arbeiter - von Angehörigen seines eigenen oder eines fremden Volkes "unterdrückt" und ausgebeutet wird? Nein, das ist es nicht, und Dikigoros kann an dieser Stelle nur einmal mehr auf das verweisen, was just in jenen Tagen der weise deutsch-jüdische Weltreisende Richard Katz über die Indonesier und ihr Verhältnis zur milden holländischen Kolonial-Herrschaft einerseits und zu ihren tyrannischen Sultanen andererseits geschrieben hat; aber selbst wenn es so wäre, so ging es in den britischen Kolonien und "Dominions" doch nicht nur um "Ausbeutung", sondern um mehr, um viel mehr, nämlich um Leben und Tod! Als Großbritannien dem Deutschen Reich 1939 unter nichtigem Vorwand den Krieg erklärte (angeblich wollte es Polen schützen - aber niemand dachte auch nur im Traum daran, auch der Sowjet-Union den Krieg zu erklären, obwohl die Rote Armee infolge des "Hitler-Stalin-Pakts" ebenso in Polen einrückte wie die Wehrmacht), erklärten die demokratisch gewählten Regierungen von Indien und Südafrika sofort, daß sie diesen britischen Aggressionskrieg gegen ein befreundetes - und aus unerfindlichen Gründen selbst den Briten freundlich gesonnenes Land - nicht unterstützen, sondern neutral bleiben würden. Daraufhin inszenierten die britischen Besatzer Staatsstreiche, warfen die demokratisch gewählten Politiker ins Gefängnis und installierten an ihrer Stelle willfährige Marionetten, die sogleich die Kriegserklärung unterzeichneten und Soldaten aushoben, damit die Briten einmal mehr bis zum letzten Neger und bis zum letzten Inder kämpfen konnten. Leibbrandt aber machte sich auf eine abenteuerliche Expedition in seine Heimat auf, um den Befreiungskampf zu führen. Verraten, wurde er verhaftet und zum Tode verteilt - die Hinrichtung wurde jedoch bis zum Kriegsende aufgeschoben. Nach demselben wurden wieder freie Wahlen veranstaltet - die "Boeren" siegten mit überwältigender Mehrheit, und Leibbrandt wurde nicht nur begnadigt, sondern als Freiheitskämpfer rehabilitiert, wie auch in Indien Bosh ("Bose"), der letztere freilich nur noch posthum, denn da er jener Regierungschef war, den die Briten 1939 abgesetzt hatten, machten sie gleich Nägel mit Köpfen und verunfallten ihn 1945 - doch das ist eine andere Geschichte. Kitei Sōn aber überlebte den Zweiten Weltkrieg, wurde nach der Unabhängigkeit Koreas Sportfunktionär, überlebte auch den Koreakrieg und wurde allmählich zum Volkshelden aufgebau[sch]t. 1970 reiste ein Parlaments-Abgeordneter aus Seoul auf Steuerzahlerkosten nach Berlin, hackte dort bei Nacht und Nebel eigenhändig den Namen "Son, Japan" aus der Ehrentafel am Marathontor im Olympiastadium heraus und meißelte statt dessen "Sohn (die koreanische Schreibweise - wer ist jemals auf die Idee gekommen, die falschen Namen "Jim Thorpe", "Johnny Weismuller" usw. usw. durch die richtigen zu ersetzen?), Korea" ein. Die Deutschen, wie immer darauf bedacht, nur ja nichts falsch zu machen, fragten beim IOC an, wie sie reagieren sollten. Dessen Entscheidung: Alles wieder rückgängig machen, also in "Son, Japan" - und so geschah es denn auch. Aber 1986 - So[h]n lebte immer noch - bequemte ich das IOC wenigstens zu der Erlaubnis, ihm endlich - mit 50-jähriger Verspätung - den alten Bronzehelm zu überreichen, verbunden mit der kackfrechen Lüge, die bösen Deutschen hätten das so lange verhindert. Zwei Jahre später wurde dann wie gesagt auch die Entscheidung von 1970 revidiert, und der Marathonsieg von 1936 wurde offiziell auf Korea übertragen. Exkurs Ende.
Nachtrag: Ist es nicht eigentlich ziemlich unerheblich, welchem Land eine Medaille gut geschrieben wird? Treten die Sportler denn wirklich in erster Linie für "ihren" Staat an, und nicht vielmehr für sich selber? Was können denn die "Staaten" dafür, wenn er sich abschuftet, um schließlich erfolgreich zu sein? Was sollen diese albernen "Medaillen-Spiegel" der "Nationen-Wertung"? War das nicht nur eine Schnapsidee der bösen Nazis, die sich an der vermeintlichen Überlegenheit der "arischen" Rasse aufgeilen wollten, bloß weil sie 1936 die meisten Medaillen gewannen? Darüber kann man trefflich streiten. Dikigoros ist zwar der Meinung, daß ein Sportler in erster Linie für sich selber trainiert, und nicht für die Politbonzen irgend eines Staatsgebildes und deren Ideologien. Aber viele Leute - vor allem die Fans - sahen und sehen das wohl anders, und zwar überall auf der Welt. Und heute ist es ja tatsächlich so, daß die Sportler in den meisten Ländern von Staats wegen trainiert, alimentiert - und gedopt - werden; und wenn sie "versagen", können sie das nicht im stillen Kämmerlein mit sich ausmachen, sondern werden im besten Fall von der Journaille in der Luft zerrissen, im schlimmsten Fall - wie in der Volksrepublik China - in Konzentrationslager gesteckt, wo sie dann bis an ihr Lebensende für eine Hand voll Reis am Tag vergiftetes Kinderspielzeug für den Export in den Westen herstellen müssen. A propos Volksrepublik China: Bei den Olympischen Spielen von 2008 in Peking errangen die deutschen Leichtathleten - 72 Jahre nach Berlin - null Medaillen, und die deutschen Leichtathletinnen eine einzige - Bronze im Speerwerfen. Ob das nun so viel besser ist? Gewiß, dafür waren sie allesamt gute Demokraten; aber irgendwie ist das doch ein schwacher Trost... (Wenigstens in ein paar anderen Disziplinen - deren Seriosität Dikigoros allerdings z.T. zwischen Sackhüpfen und Tauziehen einordnen würde - holten ein paar Beutegermanen und -germaninnen "Edelmetall", um Volkes Seele ein wenig zu besänftigen und zugleich für weitere "Einbürgerungen" reif zu machen.)]
Und dann gibt es noch die zusammen gesetzten Mannschaften, die so nie wieder werden antreten können. Die unzweifelhaft beste Hockey-Elf - und wahrscheinlich zugleich die beste Elf aller Mannschafts-Sportarten - aller Zeiten tritt unter der Herkunfts-Bezeichnung "Indien" an. Sie besteht aus vier Muslimen (also denen, die heute unter "Pakistan" starten würden), vier Hindus (die heute unter "Bharat" starten würden), zwei Briten (die heute unter "England" starten würden) und einem Sikh (der heute gar keinen Heimatstaat hätte, denn der Panjab ist auseinander gerissen, und aus "Khalistan" ist nie etwas geworden). Seit 12 Jahren ist sie ungeschlagen. (Selbstverständlich hat sie auch schon in Los Angeles und Amsterdam Gold gewonnen.) Auf ihrem Weg ins Endspiel von 1936 hat sie kein einziges Remis abgegeben und 28:0 Tore erzielt. (Im Hockey sind Tore etwa so häufig oder selten wie im Fußball, nur um das richtig einzuordnen.) Ihr Finalgegner, die deutsche Elf, kann die Partie bis zur Halbzeit offen halten: 0:1 steht es da nur, und in der zweiten Halbzeit gelingt ihr sogar ein Gegentor - das einzige, das Indien im ganzen Turnier hinnehmen muß; danach bricht der Riefenstahl-Film die Berichterstattung aus gutem Grunde ab, denn das Endergebnis lautet 10:1 für Indien.
Die deutschen Silbermedaillen-Gewinner sind heute in Deutschland vergessen - nicht so in Indien, wo sie immer noch als Stars gelten - vor allem einer, der eine Hockeyspieler-Dynastie begründet hat, gegen die selbst die Sportler-Dynastien der Familien Kelly und Shea zur Bedeutungslosigkeit verblassen: Er trägt den ur-deutschen Namen "Erwin Keller" und ist in Berlin geboren; aber sein Foto weist eindeutig auf eine asiatische Abstammung hin. (Haben ihn die bösen Nazis darob als "Nicht-Arier" von den Spielen ausgeschlossen? Nein, die müssen das wohl übersehen haben :-) Die meisten seiner Mitspieler werden in dem Krieg, den die Briten eine Woche, bevor sein Sohn Carsten geboren wird, aus Neid und Mißgunst auf die Deutschen (der einzige wahre Grund - zu den anderen s.o.) vom Zaun brechen, umkommen, ebenso die meisten seiner Gegenspieler in dem Chaos, das die Briten 1947 anrichten, als sie Indien in die "Unabhängigkeit", d.h. in den Bürgerkrieg entlassen. Aber während Opa Shea fast noch den Olympia-Sieg seines Enkels mit erlebt hätte, stirbt Erwin Keller schon ein Jahr, bevor die deutsche Hockey-Elf mit seinem Sohn - dem wohl vielseitigsten Hockey-Spieler aller Zeiten, der von Torwart über Libero bis Mittelstürmer jede Position besetzen kann - als Mannschafts-Kapitän nach 36 Jahren die Revanche schafft: Gegen "Pakistan" (Ihr gestattet doch, liebe Leser, daß Dikigoros das in Anführungszeichen setzt - er hat das auch bei der "DDR" stets getan) erzielen die Deutschen zwar wieder nur ein Tor, aber diesmal halten sie ihren Kasten sauber und gewinnen Gold. (Die torlosen pakistanischen Versager werden dafür von ihrem Verband auf Lebenszeit gesperrt :-) Damals ist Enkel Andreas Keller schon fast 7 Jahre alt - 1984 und 1988 wird er, wie sein Großvater, "nur" Silber gewinnen, aber 1992 wie sein Vater Gold und damit zum erfolgreichsten deutschen Hockey-Spieler aller Zeiten werden. Aber seine [Halb-]Schwester Natascha ist ja auch noch da - und sie wird 2004, 68 Jahre nach Berlin, die erste Goldmedaille für die deutschen Hockey-Spielerinnen gewinnen (und weitere drei Jahre später die erste Europameisterschaft). Ist das in ihrem Heimatland irgendwem aufgefallen? Kaum. Die deutsche ekord-Nationalspielerin und -Torschützin (über 100 Tore in über 200 Einsätzen) ist schon relativ alt und häßlich, hat keine Bikini-Figur, entspricht somit nicht dem vermarktungsfähigen Medien-Ideal einer erfolgreichen Sportlerin. (Ihren einzigen Werbevertrag hat sie - na wo wohl - in Indien, wofür sie sich die Haare schwarz färben und ein "aum" ins Gesicht hat malen lassen.) Und ihr jüngerer Bruder Florian, der lange Zeit als eine Mischung aus Unglücksrabe und schwarzem Schaf gegolten hatte, da er zwar besser aussah, aber dafür weniger gut - oder jedenfalls weniger erfolgreich - Hockey spielte, fügte der Familien-Sammlung 2008 eine weitere Goldmedaille hinzu, einmal mehr mit dem Lieblingsresultat deutscher Hockey-Olympioniken - 1:0, zur Abwechslung mal gegen Spanien. (Und wenn jetzt noch jemand bezweifelt, daß sportliche Fähigkeiten vererbbar sind, ist ihm nicht mehr zu helfen :-)
[Exkurs. Wenn Dikigoros oben geschrieben hat, das "indische" Hockey-team sei wahrscheinlich die beste Nationalelf aller Zeiten und aller Sportarten gewesen, dann bezog sich das auf den Zeitpunkt 1936. Ein aufmerksamer Leser hat ihn mit Recht darauf hingewiesen, daß deren Leistung zwei Jahre später noch getoppt wurde, und daß sich das bei den Olympischen Spielen von Berlin eigentlich schon abzeichnete: Da schlug nämlich im Handball-Endspiel (für Besserwisser: damals wurde [Feld-]Handball noch mit 11 Spielern je Mannschaft gespielt) die deutsche Mannschaft die "österreichische" mit 10:6 Toren. (Und beim Feldhandball waren Tore noch nicht so häufig wie heuer beim Hallenhandball, wo eigentlich jeder ordentlich vorgetragene Angriff zum Torerfolg führen muß - Dikigoros als ehemaliger Jugend-Torwart kann davon ein Lied singen :-) Aber zwei Jahre später, nachdem die Ostmark heim ins Reich gekehrt war, wurden diese beiden Mannschaften zusammen gelegt - wieso auch nicht, wenn Briten, Hindus, Muslime und Sikhs in einer "National-Mannschaft" zusammen spielen durften? -, und im Gegensatz zu dem kombinierten Fußballteam (das sich bei der Weltmeisterschaft unsterblich blamierte, als es schon in der Vorrunde gegen die Schweiz ausschied) machten die Handballer gemeinsam Furore: Im Endspiel um die Handball-Weltmeisterschaft schlugen sie im Juli 1938 die Schweiz mit sage und schreibe 23:0 Toren - der höchste Sieg, der je bei einer Handball-WM erzielt wurde -, und selbst der große Erwin Keller war nur ein Waisenknabe gegen den Sturmführer des Handballteams, Hans Theilig vom HSV Oberalster, der allein 13 Tore erzielte. (Im Olympia-Endspiel 1936 hatte er "nur" 5 geschafft.) Aber er überlebte den Krieg nicht und begründete auch keine Handballspieler-Dynastie, so daß er bald in Vergessenheit geriet. Exkurs Ende.]
Zurück zu den Spielen von 1936. Deutschland hat nicht nur im Hochsprung der Frauen lediglich zwei Teilnehmer antreten lassen. Karl-Friedrich, genannt Fritz, ein junger Soldat in einer Sport-Kompanie (ja, die gab es auch damals schon, wenngleich sie noch nicht so hieß) sitzt verbittert vor dem Volksempfänger und lauscht der Übertragung des Zehnkampfes. Das war von je her eine Domäne der Deutschen - und das ist sein Problem: Gegen die Cracks - allen voran den Weltrekordler Sievert, aber auch die deutschen [Ex-]Meister Huber und Bonnet - kommt er nicht an; aber wenigstens als Ersatzmann hätte man ihn doch nominieren können, falls einer ausfallen sollte - und nicht Stöck, diesen Pipifax, der zwar deutlich weiter wirft und Kugel stößt, aber dafür wesentlich langsamer läuft als er. "Du bist noch jung," hat man den 19-jährigen getröstet, "deine Zeit kommt noch, 1940 in Tōkyō, oder spätestens 1944 in London." Und hat ihn zuhause gelassen. Und nun haben sowohl Sievert als auch Stöck sich "verletzt" gemeldet. Von wegen - Dikigoros' Schwiegervater in spe weiß es besser: Die faulen Hunde sind kerngesund, scheuen aber die Läufe, vor allem den mörderischen 1.500-m-Lauf zum Abschluß, und starten nur in ihren bevorzugten Einzel-Disziplinen: Sievert im Kugelstoßen (er versagt völlig) und Stöck im Kugelstoßen und Speerwerfen. Und ausgerechnet Fritzens Intimfeind erwischt zwei Sternstunden, holt mit der Kugel Bronze (vor dem amerikanischen Fettmops Torrance, der mit 138 kg fast doppelt soviel wiegt wie er und von dem niemand so genau weiß, wie der seinen offiziellen Weltrekord von 17,40 m gestoßen haben soll - in Berlin bleibt er mehr als 2 m darunter) und mit dem Speer sogar Gold, vor dem Finnen Järvinen! Fritz dagegen schaut, pardon hört in die Röhre, dabei wäre es - obwohl er das damals noch nicht wissen kann - seine erste und letzte Chance gewesen; denn 1940 und 1944 werden keine Olympische Spiele ausgetragen, 1948 dürfen deutsche Kriegsverbrecher - und als solche werden alle Deutschen gelten, weil sie den Krieg verlieren werden, das schlimmste Verbrechen, das es in der Geschichte gibt - nicht teilnehmen, und 1952 wird er nicht nur schon zu alt sein, sondern... das ist ein ganz böses Kapitel dieser Reise durch die Vergangenheit, liebe Leser, die Ihr in einer Zeit lebt, da der "Behindertensport" jedenfalls auf dem Papier ganz groß geschrieben wird. Damals gibt es das nicht nur noch nicht, sondern man läßt die Behinderten und Versehrten nicht einmal unter regulären Bedingungen mit machen. Wofür braucht Fritz als Rechtshänder beim Kugelstoßen und Werfen die linke Hand? Eben... Wofür braucht der Fußballer Robert Schlienz, Mannschafts-Kapitän und Abwehrchef des VfB Stuttgart (im ersten Nachkriegs-Jahrzehnt eine Spitzen-Mannschaft), den linken Arm? Etwa, um gegen den Ball zu treten? Eben... Aber Bundestrainer Herberger, der alte Nazi, wird ihn, Deutschlands besten Verteidiger, 1954 nicht mit zur Weltmeisterschaft in die Schweiz nehmen, weil er seinen Gegnern nicht zumuten will, gegen einen "Krüppel" zu spielen; und in der Leichtathletik wird es genauso sein: Nie wird ein Schwerkriegsversehrter Deutschland in irgend einer Sportart bei einer großen internationalen Veranstaltung vertreten dürfen - das hätte ja womöglich als stummer Vorwurf an die Adresse der edlen Sieger ausgelegt werden können! Wie war das gleich: "Den Charakter einer Nation erkennt man daran, wie sie mit den Soldaten ihrer verlorenen Kriege umgeht." (Ranke). Schwamm drüber - gegen Glenn Morris, der einen neuen Weltrekord im Zehnkampf aufstellt, und die beiden anderen US-Amerikaner, die Silber und Bronze holen, hätte Fritz 1936 eh keine Chance gehabt, und 1952 sollte er ganz andere Sorgen haben als so eine blöde Medaille - von der man damals noch nicht abbeißen kann... (Gerhard Stöck wird es nach dem Krieg nach Hamburg verschlagen, wo Dikigoros' Vater ihn kennen lernt und als netten Kerl in Erinnerung behält - Stöck stammte wie Dikigoros' Großvater aus Posen und hatte wie Dikigoros' Vater das Glück, daß es ihn kurz vor Stalingrad erwischte, als man noch ausgeflogen werden konnte -; er wird 1947, als 37-jähriger, noch einmal deutscher Vizemeister im Kugelstoßen werden.)
Noch ein Nachspiel zur Olympiade von Berlin gefällig? Nein, Dikigoros meint nicht den Zweiten Weltkrieg - obwohl es ja bis heute Dummschwätzer gibt, die erstere als "gezielte Vorbereitung" der bösen Nazis auf letzteren bezeichnen. Im Springreiten holt die deutsche Équipe - Hasse, Barnekow und Brandt - eine Goldmedaille. Nein, nicht Willy Brandt (auf den kommen wir später), sondern Heinz Brandt. Der ist im Gegensatz zu seinem Namensvetter kein kommunistischer Untergrundkämpfer, sondern ein braver Berufs-Soldat, und da Hitler - der selber nicht reiten kann (er fährt lieber Auto bzw. läßt sich fahren, denn der Führer hat keinen Führer-Schein!) - ihn sehr bewundert, holt er ihn in seinen Stab. Dort wird er acht Jahre später ermordet. Sein feiger Mörder (das "feige" ist hier einmal wörtlich zu nehmen; die meisten Mörder, die so geschimpft werden, sind im Gegenteil äußerst mutig, aber dieser läuft davon, noch bevor klar ist, ob sein Mordanschlag gelungen ist oder nicht) wird bis heute als großer Held gefeiert, ihm werden Denkmäler errichtet, Gedenkmünzen geprägt (erst vor ein paar Jahren hat sich die Bananen-Republik Deutschland wieder mit einer solchen blamiert) und Dankesreden gehalten - jedes Jahr am 20. Juli. Von seinen Opfern spricht dagegen niemand mehr. Aber kommen wir zunächst auf einen anderen Toten zu sprechen.
1937 stirbt Baron de Coubertin. Endlich. Niemand, der ihn kennt, trauert ihm nach; lediglich einer tumpen Nachwelt wird das als großer Verlust, als "viel zu früher Tod" [er starb mit 74, offiziell an einem Herzinfarkt, vielleicht auch an einem Leberschaden] eines großen Menschen verkauft. Tja, liebe Leser, so wie das Andenken der einen in den Dreck gezogen wird, so werden aus irgendwelchen Drecksäcken im Nachhinein Heilige gemacht; und so lange es Leute gibt, die darauf herein fallen, wird sich daran wohl nichts ändern. Zu den ersteren gehört auch Gisela Mauermayer, die 1936 das Diskuswerfen gewonnen hat (sie hätte auch das Kugelstoßen gewonnen - seit 1934 hält sie den Weltrekord, der erst 1945 von einer sowjetischen Tunte gebrochen wird -, aber das wird bei den Frauen erst 1948 olympische Disziplin) und 1938 einen Weltrekord im Fünfkampf aufstellt (auch den gab es 1936 noch nicht für Frauen). Ihr Andenken ist in Vergessenheit geraten, weil sie - als 19-jährige - das unverzeihliche Kapitalverbrechen begangen hat, der NSDAP beizutreten. Und das reicht doch, um jemanden aus den Annalen der Sportgeschichte zu streichen, oder etwa nicht?
1940 sollte die XII. Olympiade in Tōkyō statt finden. Man fragt sich, warum sie es nicht tat. Ach so, liebe Leser, Ihr meint, olympische Spiele dürften doch nur statt finden, wenn überall auf der Welt Frieden herrscht? So so, dann müßt Ihr mit Verlaub ganz schön blind sind, denn das hat es allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz noch nie gegeben. Und Japan zählte 1940 auch noch nicht zu den Krieg führenden Mächten. (Die Polizei-Aktion in China galt nicht als solcher - so der ganz offizielle Standpunkt des Völkerbundes seit 1931.) Warum also fanden damals keine olympischen Spiele statt? Die Antwort wird Euch verwundern, und einige werden sie vielleicht nicht glauben: Sie fanden statt - und zwar nicht als Wehrersatzübung, wie 1916 in Deutschland, sondern als Olympiade der noch nicht Wehrpflichtigen, als Spiele der Jugend! Warum dieses schöne Beispiel einer salomonischen Lösung bis heute in aller Welt tot geschwiegen wird (ebenso wie die Studenten-Weltspiele, die 1939 in Wien stattfanden)? Dikigoros weiß es nicht; aber er hat Bilder von jener Olympiade gesehen, die ihm durchaus echt erschienen. (Folglich war es eine Lüge, als anno 2010 eine ähnliche Veranstaltung in Singapur dem Publikum als "I. Jugend-Olympiade" verkauft wurde; aber um diese Lüge aufrecht zu erhalten, müssen die Spiele von 1939 und 1940 nun wohl erst recht tot geschwiegen werden.) Die Winter-Olympiade - die in Sapporo statt finden sollte - fiel dagegen aus, da auch Oslo (wegen der Kosten) und Sankt Moritz absagten. (Die Schweiz bestand darauf, ihre Skilehrer einsetzen zu dürfen; das IOC betrachtete diese jedoch als "Profis" und ließ es daran scheitern.) À propos Schweiz und à propos ausgefallene Spiele: Die Franzosen schufen sich mitten im Krieg - 1941 - einen Ersatz: Michel Daxiat schrieb ein Theaterstück mit dem Titel "800 mètres", das zum erfolgreichsten im Krieg werden sollte - aber heute ebenso wie sein Verfasser in Vergessenheit geraten ist, weil das doch in der bösen Vichy-Zeit war. Sein Thema war nicht etwa ein französischer Athlet sondern - ein Schweizer (aber immerhin ein Franko-Schweizer :-): André Obey, der 1924 in Paris als krasser Außenseiter Silber über 800 m gewonnen hatte - zeitgleich mit dem britischen Sieger Douglas Lowe. Unwichtig? Sicher, liebe Leser, vergeßt es einfach und fragt Euch lieber, warum die XIII. Olympiade 1944 nicht wie geplant in London statt finden konnte. Ist doch klar: Die bösen Nazi-Deutschen begannen gerade, die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs mit Flugbomben (so genannten "V1") zu beschießen, und obwohl sie sicher dumm genug gewesen wären, diesen Beschuß mit Rücksicht auf Olympische Spiele einzustellen, wollte sich darauf doch niemand verlassen.
So wird erst die XIV. Olympiade in London durchgeführt, turnusmäßig 1948, natürlich wieder ohne deutsche Beteiligung. Es gibt nämlich damals gar kein Deutschland, sondern nur alliierte Besatzungszonen, die von Kriegsverbrechern bewohnt werden, d.h "bewohnen" ist nicht ganz das richtige Wort, denn bewohnbare Häuser und unzerstörte Wohnungen gibt es dort kaum noch (und wenn, dann sitzen in ihnen die Besatzer, pardon Befreier); vielleicht sollte man besser von "bevölkert" sprechen, denn fortan tritt im neu-deutschen Sprachgebrauch das Wort "Bevölkerung" an die Stelle des zunehmend verpönten Wortes "Volk"; und das Adjektiv "völkisch" wird ganz aus dem deutschen Wortschatz gestrichen. Wie dem auch sei, den überlebenden des ehemaligen Deutschen Reiches haben die alliierten "Befreier" jegliche sportliche Betätigung streng verboten, sogar den als "militaristisch" geltenden Turnunterricht an den Schulen - bei Todesstrafe (für Lehrer wie Schüler gleichermaßen). Will Dikigoros so einfach über die dazwischen liegende Zeit hinweg gehen? Und über die vielen Sportler, die sie ihre besten Jahre, ja ihre ganze Karriere gekostet hat? Ach, liebe Leser, was ist das schon, verglichen mit dem, was der Krieg andere gekostet hat? Viele berühmte Sportler waren immerhin vom Dienst an der Front frei gestellt - daß man am Ende auch an der "Heimatfront" gute Chancen hatte, im Bombenhagel getötet zu werden, steht auf einem anderen Blatt. Nur ganz wenige Teilnehmer von 1936 sind 1948 nochmal dabei, wie der Südafrikaner Coleman im Marathon-Lauf, die Britin Odam im Hochsprung und der Brite Finley im Hürden-Lauf, die deutsche Handballerin Bauma (als Ostmärkerin darf sie für "Österreich" starten), die den Speerwurf gewinnt, und im Fechten der Ungar Gerevich, die Ungarin Elek, der Italiener Mangiarotti und die "österreichische" Jüdin Preis. (Nein, die Briten erkennen Israel noch nicht an; sie unterstützen vielmehr mit ihrer "Arabischen Legion" deren Todfeinde, die Palästinenser, und lassen jüdische Frauen und Kinder, die sie zu diesem Zweck aus deutschen Konzentrations-Lagern abgeholt, pardon "befreit" haben, auf Todesschiffen vor Cypern - das ist damals noch eine britische Kolonie - verrecken.)
Aber nur zwei "Oldies" feiern 1948 noch einmal große Erfolge (Bauma war 1936 leer ausgegangen), und das sind gerade die, denen man es am wenigtens zugetraut hätte: Der Ungar Takács hat beim Handgranatenwerfen den rechten Arm verloren (was das ungarische NOK nicht daran hindert, ihn zu nominieren - in der BRD hätte er wie gesagt keine Chance gehabt!), und er ist Rechtshänder - gewesen. Er schult auf links um und gewinnt die Goldmedaille im Pistolenschießen - nicht weil die Konkurrenz so schlecht wäre, sondern weil er selber so gut ist (er stellt gleich einen neuen Weltrekord auf, und vier Jahre später wird er noch einmal gewinnen). Und der Schweizer Turner Reusch gewinnt am Barren nach Silber in Berlin nun - in Abwesenheit der deutschen Konkurrenz - Gold. Der OstmärkerÖsterreicher Podhajsky - Bronzemedalist in Berlin - gewinnt dagegen diesmal gar nichts; er wird im Dressurreiten nur 7. und dennoch unsterblich, denn er hat in den letzten Kriegstagen die weißen Lippizanerhengste der "spanischen" Hofreitschule vor den Kochtöpfen der ausgehungerten Rotarmisten in Sicherheit gebracht. Aber was heißt schon "unsterblich"? Dankt ihm das heute noch jemand? War er nicht ein Fascho? Eben.
Und dann war da noch Francina Koen [für des Niederländischen nicht mächtige Leser: das spricht sich "Kuhn"], genannt "Fanny", inzwischen mit einem erfolglosen Ex-Zehnkämpfer und erfolgreichen Trainer namens Blankers verheiratet. Hört Dikigoros da "Franz" oder "alles Tarnung"? Nein - das wäre auch absurd, denn sie ist inzwischen zweifache Mutter, also unzweifelhaft eine echte Frau, auch wenn sie eine Beinmuskulatur hat fast wie einst Stan Walsh und eine Brust wie ein Brett.
Sie gewinnt vier Goldmedaillen, gegen Konkurrentinnen, die zum Teil zehn Jahre jünger sind als sie. Und sie hätte höchst wahrscheinlich sechs geholt, wenn die Armleuchter vom IOC den Zeitplan nicht so gelegt hätten, daß sich 80-m-Hürdenlauf, Hoch- und Weitsprung überschneiden, weshalb sie auf die beiden letzteren verzichten muß (sie hält in allen drei Disziplinen den Weltrekord)! Sie selber erklärt ihre Überlegenheit mit gesunder Ernährung und behauptet, im Kochen ebenso gut zu sein wie im Sport. Dikigoros ist geneigt, das zu glauben; aber da hört er von einer alten Sportfreundin, die sich bitter beklagt, daß sie und ihre Landsfrauen 1948 nicht starten durften, den Satz: "Wir hätten damals auch die Blankers-Koen geschlagen." Das wagt er zwar sehr zu bezweifeln - und selbst wenn, da war ja auch noch die bärenstarke elsässische (daher zwangsweise für Frankreich startende) Jüdin Micheline Ostermeyer -; aber er läßt das einfach mal so stehen, denn er war ja damals nicht dabei. (Maria freilich auch nicht, sonst wüßte sie, daß sie ihre bei schönem Wetter gelaufenen Bestzeiten nicht mit denen aus der Schlammschlacht im Londoner Regen auf der mit Asche bestreuten Hunderennbahn des Wimbledon-Stadions vergleichen darf - sie wird übrigens bei der nächsten Olympiade, bei der sie immerhin noch drei Jahre jünger ist als Fanny 1948, "nur" 1x Bronze und 1x Silber holen, weil die deutsche 4x100-m-Staffel vom Kampfgericht um Gold betrogen wird - vae victis!) A propos Elsässer: Die meisten sind ja 1945/45 von den Franzosen vor die Wahl gestellt worden, entweder als "Collabo" verurteilt zu werden (schließlich hatten sie sich, nachdem sie im September 1939 von den Franzosen deportiert und in Konzentrationslager gesteckt worden waren, im Juni 1940 von den Deutschen befreien lassen!) oder sich "freiwillig" zur Fremdenlegion zu melden und in Indochina verheizt zu werden; aber einige hatten auch Glück, z.B. Ignaz Heinrich. Er geriet 1945 als deutscher Soldat in sowjetische Kriegsgefangenschaft, behauptete aber kackfrech (was blieb ihm übrig?), er sei von den bösen Nazis zwangsrekrutiert worden und eigentlich ein treu-deutscher, pardon, treu-demokratischer Franzose, und kam so wieder frei. 1950 wurde er Europameister im Zehnkampf; in Helsinki reichte es nur zur Silber-Medaille, weil er ein schlechter Stabhochspringer war, d.h. er schaffte nur 3,20 m, ebenso wie der DeutscheArgentinier Heinrich Kistenmacher, den die gleiche Höhe die Bronze-Medaille kostete. (Auf die Überbewertung des Stabhochsprungs im Zehnkampf kommen wir gleich zurück.) À propos Zehnkampf: Erinnert Ihr Euch noch an den Fall Thorpe? Über sein Leben wird gerade ein abendfüllender Film - "All American" - gedreht, für den der Hauptdarsteller Burt Lancaster ein Millionen-Honorar einstreicht, während Thorpe selber, kurz nachdem der Streifen in die Kinos kommt, jämmerlich in einem Armenspital verreckt. Aber er hat einen würdigen Nachfolger gefunden - in jeder Hinsicht: Der Amerikaner Bob Mathias gewinnt im zarten Alter von 17 Jahren die Gold-Medaille; und um das vorweg zu nehmen: Er wird es vier Jahre später als erster Zehnkämpfer schaffen, diesen Erfolg zu wiederholen, mit einem neuen Weltrekord und fast 1.000 Punkten Vorsprung vor seinem Landsmann Campbell. Wie Thorpe spielt er Football - und zwar wie dieser in der ersten Liga -, und wie dieser nimmt er (wer könnte es ihm verdenken?) Geld dafür; folglich wird er wegen Verstoßes gegen das Amateurstatut lebenslang gesperrt (wenigstens nicht rückwirkend :-) und darf 1956 nicht noch einmal antreten, um seine Goldmedaille zu verteidigen. (Er hätte es spielend geschafft: Bei den US-Militärmeisterschaften im selben Jahr ist er so haushoch überlegen, daß er nach 9 Disziplinen auf den abschließenden 1.500-m-Lauf - den er haßt wie die Pest - verzichten kann und dennoch Erster wird. Niemand hätte ihn schlagen können - schon gar nicht Campbell, der sein Nachfolger wird.)
Zurück ins Jahr 1948. Neue Namen tauchen auf, die zum Teil einen großen Klang haben, aber Dikigoros irgendwie suspekt sind. Nein, nicht die Namen, sondern ihre Träger und deren Leistungen. Kann es sein, daß eine Schwimmerin erst die Goldmedaille über 100 m gewinnt und anschließend über 400 m fast ertrinkt, wie die Dänin Andersen? (Sie verdankt ihr Leben einem Rettungsschwimmer, der das gerade noch rechtzeitig bemerkt und sie bewußtlos vom Boden des Schwimmbeckens hoch holt.) Hat sie für diese Strecke zu wenig gedopt oder vorher zuviel? Und der berühmte Emil Zátopek? Ja, der tschechische Berufsoffizier läuft für damalige Verhältnisse ganz gut, holt Silber über 5.000 m und Gold über 10.000 m - aber sieht so ein gesunder, ungedopter Sportler aus? Dikigoros erinnert er immer an eine Kuh mit BSE, der die Zunge aus dem kranken Maul hängt - auch bei dem kann nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein (aber Hut ab: er hat sich nie erwischen lassen)!
Fast alle übrigen Wettbewerbe gewinnen die USA. Böse Zungen behaupten, weil ihre Athleten die einzigen sind, die genug zu essen bekommen (sie bringen ihre täglichen Steaks tief gefroren mit). Wahrscheinlich haben diese bösen Zungen sogar Recht. Die Leistungen sind durch die Bank dürftig. Aber das hat einen guten Grund: Es regnet - gut britisch - an allen Tagen der Olympiade, an manchen fast pausenlos; nur während des 10.000-m- und des Marathon-Laufs knallt die Sonne unbarmherzig vom Himmel. A propos: Erinnert Ihr Euch noch an den Marathon-Lauf von 1908, bei dem die Strecke verlängert wurde, damit King Edward VIII seinen faulen Fettarsch nicht vom Balkon seines Palastes zu heben brauchte? Diesmal wird eine neue Strecke ausgemessen, und es fehlt nicht an Stimmen, die eine Reduzierung auf die "echten" 40 km von Marathon fordern - vergeblich. Und so wiederholt sich denn das alte Drama: Der belgische Fallschirmjäger Gailly - der den ersten Marathonlauf seines Lebens bestreitet - bricht, scheinbar uneinholbar führend, nach 42 km zusammen, rappelt sich wieder auf und kriecht die 195 m bis ins Ziel auf dem Zahnfleisch weiter - es reicht immerhin noch zur Bronzemedaille, die sich sonst der gute alte Coleman geholt hätte. Gold holt Zabalas Landsmann Cabrera, ein Vegetarier, der ebenfalls noch nie Marathon gelaufen ist. Er ist gelernter 3.000-m-Läufer, aber er weiß, daß er da auf seine alten Tage gegen die jüngeren Konkurrenten keine Chance hätte, ebenso wenig über 5.000 oder 10.000 m; also wagt - und gewinnt - er die lange Distanz. [Er wird es vier Jahre später nochmal versuchen; aber obwohl er seine Zeit um über 8 min. verbessert, hat er keine Chance mehr auf eine Medaille. Gailly wird Söldnerführer, überlebt den Krieg im Kongo und kommt dann bei einem idiotischen Autounfall in einem belgischen Kuhdorf ums Leben.]
Aber noch eine Mords-Sauerei will Dikigoros Euch nicht vorenthalten, liebe Leser, die nur zum Teil ein olympischer Skandal ist. Die schwedische Équipe hat die Goldmedaille in der Pferde-Dressur gewonnen. Das ist schön, denn sie waren auch die besten. Die Franzosen werden zweite - ebenfalls verdient. Aber es gibt ja noch das Amateur-Statut. Wie bitte? Bei den Reitern? War es nicht vielmehr so, daß da nur Berufs-Offiziere der Kavallerie antreten durften, also Profis? Nein, nicht ganz, inzwischen dürfen Berufs-Offiziere aller Waffen-Gattungen mit machen, wir wollen es doch genau nehmen! Wieso eigentlich? Ja, äh... Berufs-Offiziere gelten als Amateure, während Unteroffiziere und Mannschafts-Dienstgrade (auch solche auf Zeit) als "Profis" gelten - so dreht man das eben. [Dikigoros glaubt, daß das etwas mit dem ursprünglichen Sinn des "Amateur"-Statuts zu tun hatte. Die Mitglieder des "Amateur Athletic Club" (später "Amateur Athletic Association" genannt), mit denen Coubertin bei der Organisierung der "ersten" Olympischen Spiele der Neuzeit eng zusammen arbeitete, durften nämlich nicht nur kein Geld für sportliche Betätigung annehmen, sondern überhaupt kein Geld mit körperlicher Arbeit verdienen; es sollten vielmehr im Idealfall adelige Nichtsnutze und Tagediebe sein wie der saubere Baron selber, die von irgendwelchen Erbschaften oder Pfründen schmarotzten und Sport nur betrieben, um sich die Zeit zu vertreiben und die Langeweile tot zu schlagen. (Später wurden auch Akademiker und andere "Geistesarbeiter" zugelassen.) Nun läßt sich nicht bestreiten, daß Mannschaften und Unteroffziere durchweg von ihrem Sold leben mußten, während ein Offizier in der Regel einen "standesmäßigen" Aufwand zu bestreiten hatte, für den zumindest der Sold eines Subalternoffiziers - und mehr waren die Athleten ja aus Altersgründen in der Regel nicht - schwerlich ausreichte; die meisten legten von Haus aus noch einiges drauf, um sich den Luxus des Offiziers-"Berufs" leisten zu können. Insofern waren sie tatsächlich keine "Profis".] Was soll's - befördert man halt alle für die Olympiade in Frage kommenden Teilnehmer kurz vorher zu Offizieren. So machen es auch die Schweden mit ihrem Sergeanten Gehnäll Persson. Dagegen ist eigentlich gar nichts zu sagen; denn ein guter Reiter zu sein ist doch eher ein Grund, jemanden zum Kavallerie-Offizier zu machen, als daß er einen Offiziers-Leergang besucht und zuvor die Schulbank etwas länger gedrückt hat als der durchschnittliche Unteroffizier - oder? Aber die Franzosen bekommen heraus, daß Persson gar nicht regulär zum Offizier befördert worden ist, sondern nur zum Offizier auf Zeit und inzwischen wieder als Sergeant herum läuft. Die Franzosen legen Protest ein und haben Erfolg - die Goldmedaille gehört ihnen, und die Schweden werden nachträglich disqualifiziert. Wohlgemerkt, die eigentliche Sauerei liegt nicht in dieser blöden Vorschrift - die ist nun mal wie sie ist -, vielmehr darin, daß die Schweden ihrem erfolgreichen Olympioniken das Leutnants-Patent nicht gönnen, sondern von Anfang an geplant haben, ihn hinterher wieder zum Sergeanten zu degradieren. (Nach diesem Reinfall wird die Regel übrigens abgeschafft, und Persson wird wieder zum Leutnant befördert - diesmal regulär -; aber beides kommt zu spät, die Medaillen sind futsch. Darf Dikigoros zum Vergleich daran erinnern, daß Kaiser Wilhelm II den Zehnkäpfer Karl Halt zur Belohnung für seinen 5. Platz bei den Olympischen Spielen von 1912 zum "Ritter von Halt" adelte [was ihm später seinen Aufstieg ins IOC ermöglichte]? Aber das war wahrscheinlich nur ein Ausdruck seiner feudalistischen, ja prä-faschistoïden Gesinnung, während das Verhalten der guten, demokratischen Schweden gegenüber Persson nur belegt, daß sie keine Militaristen waren...)
Exkurs. Ihr meint, liebe Leser, solche diskriminierenden Vorschriften, welche bestimmte Personengruppen von der Teilnahme an den Olympischen Spielen bzw. an bestimmten Disziplinen ausschlossen, widersprächen dem "olympischen Geist"? Aber aber, das Gegenteil ist richtig. Daß nur bestimmte Völker (anfangs die griechischen, später auch die "römischen") teilnehmen durften, haben wir bereits gesehen; und daß nur freie, waffenfähige Männer, nicht etwa Heloten und andere Sklaven mitmachen konnten, lag in der Natur der Sache. Aber wo steht, daß die Teilnehmer am Pentathlon nur Offiziere sein durften? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen weiten Sprung zurück in die Geschichte machen, lange bevor die offizielle Überlieferung der olympischen Agoonien einsetzt, in die Zeit um 1200 v.C. Nein, machen wir ihn in zwei Sätzen und gehen erstmal nur bis ins 415 v.C. zurück, zur 91. Olympiade der Antike. Wie wir gesehen haben, gab es da auch die Disziplin "Dichten", und den zweiten Platz gewann damals ein gewisser Evripídäs (den die Deutschen meist "Euripides" schreiben und völlig falsch aussprechen) - und damit beantwortet sich auch schon der erste Teil unserer Frage: aus seinem Drama "Aléxandros" wissen wir, daß es schon acht Jahrhunderte zuvor, bei den Agoonien der Troier, Teilnahme-Beschränkungen gab. Die Todesspiele galten einem troianischen Prinzen, eben dem besagtem Aléxandros, bei dessen Geburt seiner Mutter, der Königin Hekábä geweissagt worden war, daß er die Fackel sein werde, deren Brand Troia zerstören würde. Wie die Menschen so sind, die den Göttern ständig ins Handwerk zu pfuschen versuchen und eben dadurch das ihnen voraus bestimmte Schicksal nur um so sicherer herbei führen, gab Hekábä das Kind irgendwelchen Hirten mit, die es umbringen sollten. 20 Jahre später tat es ihr leid, und sie ließ eine Trauerfeier mit Todesspielen abhalten. Favoriten waren ihre Söhne, die Prinzen Héktoor und Deifobos; aber es gewann ein völlig unbekannter Außenseiter namens Páris. Deifobos legte Protest ein: Dieser Páris war ja gar kein Adeliger, sondern bloß ein popeliger Ziegenhirte, hätte folglich gar nicht gegen ihn, den Prinzen, antreten dürfen. Nun tat König Priámos, der Oberschiedsrichter, etwas ähnliches wie die Schweden mit Persson: er erkannte Páris einfach als seinen Sohn Aléxandros an und ließ einen seiner Hofpoëten das Märchen erfinden, die Hirten hätten das Kind seinerzeit gar nicht getötet, sondern bei sich aufgezogen - er durfte also seine Goldmedaille (wenn es denn damals eine gegeben hätte :-) behalten. Hm... was sagten denn die olympischen Götter (zu deren Ehren die Agoonien ja abgehalten wurden) zu diesem Betrug? Wäre es nicht doch besser gewesen, den Sieger zu disqualifizieren? Auch darauf gibt es eine klare Antwort, denn bald darauf sollte jener Páris dem König von Spartä, Menélaos, seine Frau rauben, die blonde He..., nein die schöne Helénä, woraufhin die Griechen einen langen Krieg gegen Troia begannen, und wie der ausging wissen wir ja alle. (Und wer es nicht weiß kann es hier nachlesen.) Exkurs Ende.
Nachtrag zum Exkurs. Nicht, daß Ihr glaubt, weil es bei den Olympischen Spielen diese Art von Diskriminierungen nicht mehr gibt, wären sie ganz aus der Welt des Sports verschwunden. Erinnert Ihr Euch noch an die "patriotischen Kampfspiele" und die "interalliierten Kampfspiele" im und nach dem Ersten Weltkrieg? Was ist eigentlich aus denen geworden? Nun, aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit sind sie vollständig verschwunden, weil die Massenmedien - jedenfalls die der BRDDR - strikte Anweisung haben, nicht über sie zu berichten; denn wenn bekannt würde, daß die Deutschen dabei weltweit führend sind, könnte doch der Eindruck entstehen, daß sie böse Militaristen sind usw. Dikigoros wüßte es auch nicht, wenn ihm nicht einer seiner Sportfreunde mal unter dem Siegel der Verschwiegenheit (deshalb nennt er auch keinen Namen :-) anvertraut hätte, daß auch er den "militärischen Fünfkampf" praktiziere und sogar schon wiederholt WM-Medaillen gewonnen habe. (Nein, noch keine goldene, aber er arbeitet dran :-) Doch ausgerechnet Reiten gehört nicht mehr zu den dort geforderten Disziplinen - worauf will Dikigoros also hinaus? Nun, auf etwas ganz anderes, nämlich auf die besagte Diskriminierung. Es gibt nämlich keinen einheitlichen Verband für jene Sportart, sondern zunächst einmal die CISM - das ist der Verband der aktiven Soldaten. Na schön, die sind meist jünger, also darf man annehmen, daß sie auch bessere Leistungen bringen, warum soll man da alte Zivilunken mitmachen lassen. (Bei näherem Hinsehen erweist sich das übrigens als Irrtum - aber nehmen wir ruhig mal an, daß dies eine Grundüberlegung der "Diskriminierung" war, und wenn, dann wäre sie berechtigt gewesen :-) Doch dann die Reservisten: Bei der CIOR (das "I" steht übrigens nicht etwa für "internationale", sondern immer noch für "interalliée"!) dürfen nur Reserve-Offiziere mitmachen; die popeligen Rerserve-Unteroffiziere haben ihren eigenen Verband, AESOR genannt. Warum? Nun, es sind ja auch andere Disziplinen, d.h. was bei den Offizieren ein sportlicher Fünfkampf ist, ist bei den Unteroffizieren ein Siebenkampf. Offenbar traut man den verweichlichten Reserve-Offizieren Schlauchboot-Paddeln und einen zweiten Lauf binnen 24 Stunden nicht zu; dafür müssen sie zusätzlich zwei theoretische Disziplinen absolvieren, die man wiederum den Unteroffizieren nicht zuzutrauen scheint: Sie müssen Kenntnisse in Erster Hilfe nachweisen und solche in internationalem Völker- und Kriegsrecht, also z.B. erklären können, warum es notwendig ist, das Vaterland am Hindukusch zu verteidigen und weshalb es unzulässig wäre, die Piraten am Horn von Afrika ernsthaft zu bekämpfen. (Zugegeben, das sind schwierige Fragen - Dikigoros wüßte auch nicht, wie er sie schlüssig beantworten sollte :-) Im übrigen versäumt Ihr nichts, liebe Fernseh-Zuschauer, denn die Leistungen jener Militärischen Fünf- und Siebenkämpfer sind bei Licht besehen doch ziemlich bescheiden, und die Anforderungen eher läppisch: Schießen, Handgranatenwurf auf ein mannsgroßes Ziel in 20 m Entfernung, 50 m Schwimmen (Lieschen Müller muß fürs Sportabzeichen immerhin 200 m schaffen :-), 1x über die Hindernisbahn und 8.000 m Orientierungslauf. Jeder Moderne Fünfkämpfer, jeder leichtathletische Sieben- oder Zehnkämpfer und erst recht jeder Triathlet würde sich tot lachen - vielleicht verschweigt man uns die Existenz deshalb. Nachtrag Ende.
1952 in Helsinki dürfen die Deutschen wieder mitmachen - die Finnen sind weiterhin ihre Freunde, obwohl man sie in den letzten Kriegsmonaten noch gezwungen hat, ihnen in den Rücken zu fallen. [Ganz anders die Norweger, deren Deutschen-Haß abgrundtief ist und bis heute anhält. Die verweigern ihnen im selben Jahr die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen von Oslo - sonst hätte sich Eigil Nansen, der mißratenegut-demokratische Enkel von
Fridtjof Nansen
geweigert, den olympischen Meineid zu sprechen. Und das, obwohl sich das deutsche NOK schon 1950 in einem besonders peinlichenruhmreichen Schreiben an das IOC ausdrücklich von all den SportlernVerbrechern distanziert hatte, die 1936 in Berlin das Nazi-Regime vertreten hatten und an fast (diese Einschränkung kostete womöglich die Teilnahme :-) allen Grausamkeiten der Welt schuld waren.] Damit die Deutschen aber ja keine Goldmedaille gewinnen - sie sind gerade Handball-Weltmeister geworden, das ist schlimm genug - streicht das IOC Handball kurzerhand aus dem olympischen Programm, d.h. durchgeführt wird nur ein "Demonstrations-Wettbewerb", bei dem Dänemark und Schweden gegen einander antreten. (Das ist, als ob man Andorrra und San Marino demonstrieren ließe, wie man Fußball spielt :-) "Die" Deutschen ist übrigens nicht ganz korrekt: für die Ossis gilt das nicht; die müssen sich zwei Jahre später mit der Wiederaufnahme der traditionsreichen "Deutschen Turn- und Sportfeste - die jetzt wieder so genannt werden dürften - in Leipzig trösten. Auch Frauen dürfen wieder teilnehmen, obwohl man lange erwogen hatte, ihnen die meisten Disziplinen zu streichen, als "zu anstrengend". Nein, nicht weil sie statt Sport zu treiben lieber Kinder bekommen sollten nach 50 Millionen Kriegs- und Nachkriegstoten - im Gegenteil: Damit in dieser Richtung ja nichts unerwünschtes passieren konnte, bekamen sie ein eigenes olympisches Weiberdorf, zu dem kein Mann Zutritt hatte. Auch die Sowjet-Athleten - die SU nimmt erstmals an Olympischen Spielen teil - bekommen ein eigenes, ebenso streng kaserniertes olympisches Dorf (freilich aus ganz anderen Gründen: damit keiner ins kapitalistische Ausland abhaut :-). Sie reißen, obwohl sie nach den USA die meisten Medaillen holen, keine Bäume aus - die anderen auch nicht. Es sind die langweiligsten und unspektakulärsten Spiele der Neuzeit - aber vielleicht spricht das für sie, denn es bedeutet, daß selbst Dikigoros von keinen neuen Skandalen oder Skandälchen zu berichten weiß. (Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten betrachtet er es nämlich nicht als "Skandal", daß die Medaillen in den vier Jahre zuvor noch den Herren Berufs-Offizieren vorbehaltenen Disziplinen, wie Reiten, Military und moderner Fünfkampf, diesmal von popeligen Zivilunken wie Lehrern, Handwerkern, Arbeitern und Studenten gewonnen werden.) Aber die Finnen erinnern an einen alten Skandal - ganz bescheiden und unauffällig: Dikigoros hätte das Denkmal, das sie dem großen Nurmi errichtet haben, fast übersehen, so klein ist es. (Laßt Euch nicht von der Abbildung auf dem Plakat täuschen, liebe Leser; das Original mißt gerade mal 30 cm!) Dennoch hebt es sich wohltuend ab von den Mach-, pardon "Kunst"-Werken, die auf den voran gegangenen Olympiaden - nach antikem Vorbild - um Medaillen kämpften. Den Höhe- und damit Endpunkt des schlechten Geschmacks hatte die Olympiade 1948 in London geboten: Gold gewann eine schwedische Plastik: ein nackter Mann und eine nackte Frau stehend aufrecht Händchen haltend von vorn (hätte das
Arno Breker
oder ein anderer Deutscher eingereicht, wäre das "Nazi-Schund" gewesen - ein Glück, daß Deutsche noch nicht mit machen durften!), Silber zwei nackte Schwule, die sich eng umschlungen am Boden wälzen ("Ringer"), und Bronze eine "Schlittschuhläuferin" mit hoch gerutschtem Rock und obszön gespreizten Beinen.
Aber wenn Ihr nun glaubt, liebe Leser, mit der Abschaffung des olympischen "Kunst"-Wettbewerbs nach 1948 würden nur noch künstlerisch wertvolle Klein-Plastiken wie die Nurmis außer Konkurrenz auftauchen, dann irrt Ihr. Noch bei den Winterspielen 1952 in Oslo wurden Skulpturen eines gewissen Gustav Vigeland aufgestellt, die man nur als [Kinder-]Pornografie bezeichnen kann (aber sie stehen bis heute!), z.B. ein nackter Mann mit gespreizten Beinen, an dessen ausgestrecktem linken Arm ein kleines nacktes Mädchen hängt, das mit angezogenen Knien auf sein bestes Stück zu schaukelt, oder ein nackter Mann, der vier nackte Knäblein schlägt und tritt. Und über alledem thront - gewissermaßen als Gipfel des schlechten Geschmacks - eine pseudo-indische Stele aus in einander verschlungenen Nackten.
Zurück nach Finnland. Das ist ein armes, kleines Land geworden, einer der größten Verlierer des Zweiten Weltkriegs, und es wird seine überragende Rolle im europäischen Sport, insbesondere in der Leichtathletik (die Finnen stellten nicht nur große Läufer, sondern auch große Werfer und Zehnkämpfer) nie wieder zurück gewinnen. [Die Schweden - die ja keine Kriegsverluste hatten - können 1952 nur vorübergehend in ihre Fußstapfen treten.] Schade. Eigentlich gehört es ja nicht so recht an diese Stelle, aber die Finnen sind so ein nettes, gastfreundliches Volk (vor einigen Jahren haben sie die Senioren-EM ausgerichtet, und es stimmt Dikigoros traurig, daß ihren Funktionären nichts Besseres eingefallen ist - wie jüngst heraus kam -, als diesem sportlichen Niedergang mit besonders abgefeimten Doping-Methoden zu begegnen), und dazu noch deutsch-freundlich. Das ist selten geworden auf der Welt; und wo es noch vorkommt, beruht es meist weniger auf Deutsch-Freundlichkeit als auf Feindschaft gegenüber gemeinsamen Feinden, wie den US-Amerikanern in Lateinamerika oder den Engländern in Irland und Indien. Wenn es nur das wäre... Nichts gegen Lateinamerikaner, Iren und Inder; aber wenn Dikigoros etwas gar nicht ab kann, dann sind es die Drecks-Muslime, denen die Deutschen - als so ziemlich einzige "Christenhunde" - nur deshalb sympathisch sind, weil es vor langer Zeit mal das gab, was die Shoa-Businessmen "Holocaust" nennen und die Araber "ethnische Säuberung". Dagegen verblassen - fast - alle olympischen Skandale (auf den, der 1972 die "heiteren Spiele" von München abrupt ins Gegenteil verkehrte, kommen wir später zurück).
Aber da wir im Lande Nurmis sind, darf ein Absatz über die Langstreckenläufe nicht fehlen. Daß Ihr hier keine Lobeshymne auf Zátopek findet, werdet Ihr Euch schon denken, liebe Leser, nach dem, was Dikigoros oben über ihn geschrieben hat. Gewiß, er gewinnt die 5.000 m, die 10.000 m und den Marathonlauf, eine einmalige Leistung; aber sie wäre nicht möglich gewesen ohne einen heute vergessenen Algerier namens Mimoun O'Kacha (der bereits 1948 hinter ihm Zweiter über 10.000 m geworden war). Ja, die Algerier hatten schon früher gute Langstreckenläufer - aber sie mußten notgedrungen für ihre Kolonialmacht Frankreich starten, wenn sie denn mitmachen wollten. Dieser tat es allerdings freiwillig, so wie er sich 1939 auch freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte, um gegen die Deutschen und die Italiener zu kämpfen, erst in Nordafrika, dann am Monte Cassino. Aber diesmal kämpft er auch gegen die Engländer, genauer gesagt gegen Chris Chataway, den er in der Zielkurve des 5.000-m-Laufs mit einem kräftigen Ellbogencheck zu Boden stößt und so den Weg frei macht für Zátopek. Wird Mimoun dafür disqualifiziert? Iwo! Warum nicht? Nun, wäre er disqualifiziert worden, dannn hätte doch der Deutsche Herbert Schade die Silber-Medaille bekommen - und so weit geht die Liebe denn doch nicht. Auch über 10.000 m überläßt Mimou Zátopek die Goldmedaille und begnügt sich mit Silber; und um das vorweg zu nehmen: Vier Jahre später werden beide "nur" noch zum Marathonlauf antreten; Mimou wird Gold gewinnen, Zátopek nur Platz 6 belegen. Wer von den beiden war nun der größere Sportler?
À propos Langstrecken und für die Kolonialmacht starten: Was ist eigentlich aus den Japanern geworden? Die dürfen doch auch wieder mitmachen, oder? Ja, schon, und sie tun es auch; aber ähnlich wie die Finnen finden sie nicht wieder zu ihrer alten sportlichen Stärke zurück. [Die Deutschen auch nicht: Sie holen keine einzige Goldmedaille.] Nur ein Japaner macht Furore: der "Amerikaner" Tamio ("Tommy") Kono. Er hatte das Glück, die Konzentrationslager zu überleben, in die Roosevelt & Co. 1941 Millionen in den USA lebende japanisch-stämmige Zivilisten steckten. Er wurde - Gewichtheber; aber keiner von der Sorte, wie man sie sich gemeinhin vorstellt, etwa mit der Statur eines Sumō-Ringers, sondern im Leichtgewicht (für Nicht-Sportler: bis 67,5 kg). Er gewinnt Gold im Dreikampf (mit unglaublichen 12,5 kg Vorsprung!), wird später mehrfacher Weltmeister und Weltrekordler (auch im Mittel- und Halbschwergewicht - er schafft es, zwischen diesen Gewichtsklassen zu pendeln) und dreimal "Mr. World" und "Mr. Universum". [Nach Ende seiner Aktivenzeit wird er noch Bundestrainer in Trizonesien, aber dort vermag man ihm nicht so recht nachzueifern.] Und wer waren die Kriegsgewinnler? Nun, wenn es nach dem Medaillenspiegel geht, die Ungarn, die nur knapp hinter der Sowjet-Union auf dem dritten Platz landen. Gewiß, recht brav; aber die einzige ihrer Goldmedaillen, die im Gedächtnis haften bleibt, ist die ihrer "Amateur"-Fußballmannschaft, die pro forma aus Kavallerie-Offizieren besteht (ihr Mannschafts-Kapitän Puskas wird als Belohnung zum Major befördert) und zwei Jahre später auch Vize-Weltmeister werden soll - gegen die Deutschen, die in Helsinki nur Platz 4 belegen. [Warum? Nun, weil die sich als einzige hyperkorrekt verhalten und nur solche Spieler einsetzen, die noch nie für ihre "echte" National-Mannschaft angetreten sind, obwohl auch die Spieler der letzteren Amateure sind, und noch zwei Jahre jünger, also wahrscheinlich nicht schlechter, sondern eher besser als 1954, als die Gebrüder Walter schon deutlich über 30 sind. 1952 schlägt die erste Mannschaft des DFB - weitgehend "baugleich" mit der, die im übernächsten Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen wird - die jugoslawischen Silbermedaillen-Gewinner von Helsinki mit 3:2.]
Halt, einen klitzekleinen Skandal (freilich einen mit Happy-end) will Euch Dikigoros nicht vorenthalten. Wenn wir uns an die antike Tradition des Pankration erinnern - des Kampfes auf Leben und Tod - war er vielleicht nicht einmal das, sondern nur eine [folge-]richtige Entscheidung der Kampfrichter (die damals niemand ernsthaft in Frage gestellt hat): Im Schwergewichts-Endkampf des Boxturniers trifft der Schwede Ingemar Johansson auf den US-Neger Ede Sanders, der ihn um Hauptes Länge (und mehrere Kilo Gewicht) überragt. Der Amerikaner ist in den Slums groß geworden, kein Sportler, sondern ein brutaler Schläger, der schon einen Profi-Vertrag in der Tasche und alle Vorrunden-Gegner schwer k.o. (zum Teil krankenhausreif) geschlagen hat. Sein Boxstil ist entsprechend: immer feste druff, ohne Rücksicht auf Verluste - so wollen es die Zuschauer schließlich sehen... Johansson dagegen ist ein echter Sportler, der Boxen als die edle Kunst der Selbst-Verteidigung, nicht des Selbst-Mordes versteht. Zwei Runden lang weicht er den Schlägen seines Gegners geschickt aus, dann - disqualifizieren ihn die Kampfrichter wegen Untätigkeit. Und er verliert nicht nur den Kampf, sondern wegen "Feigheit vor dem Feind" erkennen ihm die IOC-Ärsche - die ihren Kopf ja nicht hin zu halten brauchen - auch noch die Silber-Medaille ab. [Auf Leseranfragen: Ja, Dikigoros nennt hier bewußt das IOC, nicht die AIBA, die jenen Beschluß offiziell faßte; denn treibende Kraft hinter den Kulissen war einmal mehr Avery Brundage, der erst zwei Wochen zuvor zum neuen Präsidenten des IOC gewählt worden war - es war gewissermaßen seine erste Amtshandlung als solcher. Zu seinen Lebzeiten wurde jene Entscheidung nie revidiert; erst unter dem sonst viel gescholtenen Juan Antonio Samaranch durfte ein Mitglied der AIBA aussagen, daß sie damals vom IOC zu jener skandalösen Fehlentscheidung gezwungen wurden, und Johansson bekam seine Medaille nachträglich verliehen.] Ja, das ist er, der wahre olympische Geist der Antike! Aber wieder entscheiden die Götter anders: Sanders, der vermeintlich unschlagbare Gold-Medalist, boxt als Profi so weiter wie er als Amateur aufgehört hat - immer volles Risiko - und läßt sich gleich von seinem ersten ernst zu nehmenden Gegner, um nicht als Feigling da zu stehen, im Ring tot schlagen. Auch Johansson wird Profi, macht aber weiter wie als Amateur, d.h. er schluckt keine Anabolika und geht nicht ins Kraftstudio, sondern absolviert sein "Konditionstraining" abends in der Disco. Nach einigen Jahren behutsamer Aufbauarbeit gewinnt er erst die schwedische, dann die Europa-Meisterschaft (die Werbe-Manager nennen seine Rechte "Thors Hammer", aber was besagt das schon - damit hat er doch bloß Fallobst gepflückt, oder?), dann fordert er - 1959, sieben Jahre nach dem Eklat von Helsinki - den Weltmeister aller Klassen heraus, den Furcht erregenden jungen US-Neger Floyd Patterson (der in Helsinki noch so jung und leicht war, daß er "nur" die Goldmedaille im Mittelgewicht gewann). Die schwedische Regierung entblödet sich nicht, einen Antrag auf eine UN-Resolution (!) einzubringen, dieses Match zu verbieten, weil das glatter Mord sei. Der Antrag wird abgeschmiert, der WM-Kampf zwischen den beiden Olympioniken a.D. findet statt; die Wetten stehen 20:1 für Patterson.
Zwei Runden lang weicht Johansson den Schlägen seines Gegners geschickt aus - nein, diesmal wird er nicht disqualifiziert. In der 3. Runde beginnt Patterson, der sich schon als sicherer Sieger fühlt, leichtsinnig ohne Deckung, herum zu tänzeln und fängt sich einen Volltreffer von "Thors Hammer" ein. Da Patterson dumm, pardon tapfer genug ist, wieder aufzustehen, bezieht er anschließend die Prügel seines Lebens - und auch er hätte sich wohl tot schlagen lassen, wenn nicht dieser blöde Spielverderber von Ringrichter den Kampf nach dem siebten Niederschlag in Folge abgebrochen hätte. [Spaß beiseite, liebe Leser, denn das ist kein Spaß mehr. Dikigoros hat den Film des Kampfes gesehen; den Ringrichter hätte man lebenslang sperren müssen; er gab den Kampf immer wieder frei, obwohl Patterson schon nach dem ersten Niederschlag offenbar nicht mehr richtig bei Bewußtsein war, orientierungslos durch den Ring torkelte und seinem Gegner ein ums andere Mal den Rücken und den Hinterkopf zuwandte, auf die dieser ungerührt weiter eindrosch - er wollte schließlich nicht noch einmal wegen "Untätigkeit" disqualifiziert werden!] Johansson ist der letzte weiße Boxweltmeister aller Klassen, der von allen Verbänden als solcher anerkannt wird; nach dem Ende seiner aktiven Karriere wird er einen Verband gründen, der sich für einen besseren Schutz der Boxer im Ring einsetzt.
Zurück zu den Olympischen Spielen, ins Jahr 1956 und nach... nein, liebe Leser, noch nicht nach Melbourne, sondern erstmal nach Stockholm, solange die Sache mit Persson noch frisch in Erinnerung ist. Die europäischen Reiter denken nämlich gar nicht daran, ihre wertvollen Pferde auf irgendwelchen stickigen Vieh-Transportern nach Australien zu schippern - die Reiterspiele werden in der schwedischen Hauptstadt ausgetragen, wie sich das gehört, und zwar im Sommer. (Die Olympiade in Melbourne, wo es im Juli-August kalt und regnerisch ist, findet erst im November-Dezember 1956 statt.) Und diesmal gewinnt der inzwischen grauhaarige Leutnant Persson endlich die Gold-Medaille mit der Mannschaft und darf sie auch behalten. Na also. Die deutschen Reiter haben ebenfalls Grund zur Freude - aber darüber berichtet Dikigoros an anderer Stelle.
Von allen Olympischen Sommerspielen der Neuzeit sind die von Melbourne 1956 der größte Betrug gewesen - nicht wegen einzelner Fehlentscheidungen und/oder Manipulationen, sondern schon im Ansatz. Es waren nämlich für die meisten Teilnehmer - d.h. fast alle außer den australischen - gar keine Sommer-, sondern Winterspiele, denn in Australien ist, wenn in Europa und den USA Sommer ist, Winter, und umgekehrt. Und da es (bei) den Leichtathleten damals noch nicht möglich, geschweige denn üblich war, die Saison- und Wettkampfvorbereitung in wärmere Gefilde bzw. in die Halle zu verlegen, waren die meisten mit praktisch null Vorbereitung völlig außer Form. Das war jammerschade, nicht nur an und für sich, sondern auch, weil die Leichtathletik Mitte der 1950er Jahre auf dem Höhepunkt ihrer Popularität stand - sie war weitaus beliebter als etwa Fußball. Wer wurde 1954 in Deutschland zum "Sportler des Jahres" gewählt? Etwa Fritz Walter, Helmut Rahn, Toni Turek oder sonst einer derer, die mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft das zustande gebracht hatten, was man im nachhinein zum "Wunder von Bern" hoch jubeln sollte? Weit gefehlt: Heinz Fütterer, "der weiße Blitz", wurde es, der Europameister und -rekordler über 100 und 200 m, der auch Jessie Owens' Weltrekord über 100 m eingestellt hatte. Aber er war 1956 nicht einmal der schnellste Sprinter der Welt - das war der Halb-Neger Willie Williams, der bei einem Sportfest im alten Berliner Olympia-Stadion Owens und Fütterer in 10,1 sec. den Weltrekord abgenommen hat. Doch keiner von beiden wird olympisches Gold gewinnen - Williams wird nicht einmal nach Australien mitgenommen! Brundage, der alte Rassist, findet eine gute Begründung: Er hat sich bei der offiziellen US-Ausscheidung nicht qualifiziert. Wie schon 1932 bei Metcalfe kann niemand meckern: Die Amerikaner gewinnen auch ohne ihn die 4x100-m-Staffel. Die übrigen Freiluft-Medaillen gewinnen wie gesagt meist Athleten und Athletinnen von Down Under - mit einer Ausnahme, die auch und vor allem wegen ihrer Vorgeschichte bemerkenswert ist: Um zu verhindern, daß wieder so ein blöder Zivilunke den Modernen Fünfkampf gewinnt, wie 1952 der schwedische Lehrer Hall, werden die Regeln geändert: Künftig werden die Punkte nicht mehr nach relativen Plätzen vergeben (s.o.), sondern nach einer Tabelle für die absoluten Leistungen. Resultat: zum ersten Mal überhaupt verteidigt ein Moderner Fünfkampfer erfolgreich seine Gold-Medaille - welch ein Reinfall für die uniformierten Sessel-Pupser am Grünen Tisch! Das war's also aus der Leichtathletik. Halt, noch etwas: Das Diskus-Werfen gewinnt ein junger Deutsch-Amerikaner: Al[fred] Oerter. Er war krasser Außenseiter - aber daran ist ja weiter noch nichts Besonderes, also sparen wir uns die Fortsetzung für später auf.
Und dann war da noch das Schwimmen, und da haben einmal mehr die Deutschen Grund zur Klage - glauben sie zumindest. Vor allem Herbert Klein, seines Zeichens Weltrekordler im Brustschwimmen. Was ist das eigentlich? Wenn Ihr keine Spezialisten seid, liebe Leser, werdet Ihr wahrscheinlich noch nie groß darüber nachgedacht haben; aber bis zum Zweiten Weltkrieg wurde unter diesem Begriff alles in einen Topf geworfen, was nicht Rückenschwimmen und Kraulen war. Gewiß da gab es diese merkwürdige Erfindung aus den 1920er Jahren, mit weit ausgebreiteten Armen wie ein Schmetterling (englisch "Butterfly") und zu einer Schwanzflosse zusammen geklemmten Beinen wie ein Delfin durchs Wasser zu pflügen; aber dieser Stil war so kraftraubend, daß ihn nur wenige durchhielten, zumal auf längeren Strecken - als nennenswerter Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Froschstil galt das nicht. (Wenn Ihr mal den Film über die Olympischen Spiele von 1936 - Teil II - gesehen habt, dann wißt Ihr, daß einige Schwimmer damals abwechselnd "Brust" und "Delphin" schwammen - gewonnen haben allerdings meist die Vertreter des "traditionellen" Stils.) Aber inzwischen hat sich doch heraus gestellt, daß es so schneller geht, und es gibt genug Männer (und sogar Frauen, was man früher nie für möglich gehalten hätte), die diesen Stil durchhalten können. Also trennt man diese Disziplin fortan vom alt hergebrachten "Brustschwimmen". Der alten Garde, die zum Teil noch einen Mischstil geschwommen ist, fällt die Umstellung schwer; und Klein gehört dazu - er wird wegen "verbotenen Beinschlags" disqualifiziert und so um eine sicher geglaubte Goldmedaille gebracht.
Nach den Spielen von Melbourne versilbern erstmals nicht nur westliche Athleten ihr olympisches Gold - auch die Staats-Amateure des Ostblocks entdecken die materiellen Vorzüge, die der Kapitalismus einem Sport-Profi bietet und bleiben, so sie können, gleich im Goldenen Westen, zum Beispiel die jugoslawischen Fußballer - die wie immer seit Kriegsende Silber gewinnen. (Nein, das ist nicht ganz richtig, "wie bisher immer" muß es heißen: 1948 hatten sie das Endspiel gegen die Schweden verloren - die daraufhin fast geschlossen in die italienische "Serie A" wechselten -, 1952 gegen die Ungarn, und diesmal gegen die Sowjet-Russen; aber in vier Jahren werden sie endlich Gold holen, gegen die Dänen.) Ihr Torwart Petar Radenkovic geht nach Deutschland, wo er erst für Wormatia Worms spielt, dann für den TSV München 1860, mit dem er zehn Jahre später Meister wird und bis ins hohe Alter ein Idol bleibt. (Der Goldmedalist Lew Jaschin - den einige Russen für den besten Torhüter aller Zeiten halten - bleibt dagegen im Lande und nährt sich unredlich: von Lungenbrötchen. Im Alter müssen ihm seine Raucherbeine amputiert werden; er endet als elender Krüppel.) Oder die Boxer, wie der Ungar László Papp, der mit großem Vergnügen vor allem seinen russischen Gegner vermöbelt hat. Die russischen Panzer sind gerade in Ungarn eingerollt und halten das Land besetzt, und Dikigoros findet es bemerkenswert, daß daraus in Melbourne kein Politikum gemacht wird: Die russischen Fechter gratulieren nach ihrer Final-Niederlage brav ihren ungarischen Gegnern; prügeln tun sich nur ihre Basketballer - mit denen von Brasilien. In manchen klugen Büchern schreiben Leute, die selber nie Wasserball gespielt haben, da sei es zwischen Russen und Ungarn besonders brutal zugegangen, und zwar "aus politischen Gründen". Ach, liebe Leser, Wasserball ist ein Sportart, bei der die Freundschaft aufhört; da gibt es mehr Brutalitäten und versteckte Fouls als beim Eishockey und Boxen zusammen - Kunststück, die Schiedsrichter können ja nur schwer sehen, was sich unter der Wasseroberfläche so alles abspielt. (Arne Borg - neben Jonas Weißmüller der beste und populärste Schwimmer der 1920er Jahre - war ursprünglich Wasserballer. Nachdem man ihm dabei zwei Zähne ausgeschlagen hatte - wohlgemerkt bei einem "Freundschafts"-Spiel - sattelt er auf "Nur"-Schwimmen um.) Wenn es in der Partie zwischen Ungarn und der Sowjet-Union überdurchschnittlich viele Platzverweise gab, dann belegt das nur, daß die Schiedsrichter besonders gut aufgepaßt haben (auch so etwas muß ja mal lobend erwähnt werden)!
1960 finden die Olympischen Spiele in Rom statt. Die Begeisterung des Publikums hält sich in Grenzen, dabei geht sogar Papst Johannes XXIII mit gutem Beispiel voran. [Ist das nicht nett? Dieser Papst hat heutzutage fast überall - auch bei den meisten Katholiken - einen schlechten Ruf; Dikigoros dagegen glaubt, daß Johannes der wahrscheinlich letzte große Papst der Geschichte war, und er nimmt sich die Freiheit, das bei dieser Gelegenheit anzumerken, auch wenn er mit diesem seinem Glauben ziemlich allein stehen dürfte.] Das römische Publikum stört vor allem, daß die italienischen Athleten kaum einen Stich bekommen, geschweige denn Goldmedaillen. Woran mag das liegen? Nun, bei den Männern fallen einige Entscheidungen sehr knapp aus, mal haben sie kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu... Aber wenigstens die 200 m gewinnt ein Italiener! Bei den Frauen dagegen ist die Überlegenheit der Ostblock-Athletinnen (zu denen übrigens nicht die DDR-Frauen gehören, die müssen beim DLV mit machen, weil das IOC die DDR 1960 - und auch 1964 - noch nicht anerkennt), besonders der Sowjet-Russinnen, so Schwindel erregend - sollte dahinter etwa ein Schwindel stecken? Iolanda Balas (die freilich Ungarin ist und für Rumänien startet, das sich nach dem Krieg wieder Siebenbürgen gekrallt hat) stellt einen neuen Fabel-Weltrekord im Hochsprung auf (Kunststück - bei den Frauen herrscht damals immer noch der Scherensprung vor, bei dem es vor allem auf die Länge der Beine ankommt, und sie ist 1,85 m groß); die bulligen Schwestern Tamara und Irina Press beherrschen die technischen Disziplinen; und auch im Frauen-Turnen schicken die Sowjets so richtige Kraft-Pakete auf die Matten, die alles abräumen. Na, wer weiß, vielleicht sind das bloß Eintagsfliegen, warten wir mal ab, wie sich das bis zur nächsten Olympiade entwickelt.
Damit Ihr nicht glaubt, liebe Leser, Dikigoros würde Euch immer nur auf spätere Olympiaden vertrösten, will er hier endlich mal das Versprechen eines Nachtrags einlösen. Erinnert Ihr Euch noch an Archibald Hahn, der 1904 in St. Louis die 100 m gewann? Nun will Dikigoros Euch verraten, wie der das damals angestellt hat, und Euch bei der Gelegenheit auch gleich seinen Nachfolger im Geiste vorstellen. Er ist trotz seines scheinbar englischen Namens Deutscher und hat gerade einen Weltrekord aufgestellt, den ihm niemand glauben wollte: Armin Hary ist glatte 10,0 gelaufen. Das will ihm nicht nur niemand glauben - die Zeitnehmer müssen sich wohl verstoppt haben (damals gibt es noch keine elektronische Zeitmessung) -, sondern auch niemand gönnen. Hary ist allgemein unbeliebt, denn er verarscht die Kampfrichter und seine Mitläufer gleichermaßen: Beim Start schnellt er vor dem dritten Kommando kurz nach vorne, aber dann wieder zurück, ohne sich aus den Startblöcken zu lösen; wenn seine Nebenleute instinktiv los laufen, haben sie einen Fehlstart an den Hacken - er nicht. Hahn hatte das 1904 so glänzend inszeniert, daß im Endlauf alle (!) außer ihm einen Fehlstart angehängt bekamen und bei der Wiederholung - so waren damals die Regeln - zur Strafe einen Meter hinter der Markierung starten, also 101 m laufen mußten. So wurde Hahn Olympia-Sieger. Nun sind das zwei paar Schuhe, denn einerseits mag diese Methode gegenüber den anderen Läufern unfair sein, aber andererseits trägt sie nichts dazu bei, selber schneller zu laufen. Im Finale von Rom zettelt Hary erst einen Fehlstart der anderen an, dann baut er selber einen. Im dritten Versuch sind seine Gegner so verunsichert... er rettet seinen Vorsprung knapp ins Ziel und gewinnt - wenngleich "nur" in 10,2 - die Goldmedaille. Nun zeigt sich freilich der Unterschied, ob man so etwas als Amerikaner oder als Deutscher macht: Künftig wird der "Wackelstart" verboten, d.h. wer immer sich vor dem dritten Kommando bewegt - und sei es auch rückwärts - hat einen Fehlstart begangen, und so sind die Regeln bis heute. (Hary kann froh sein, daß man sie nicht rückwirkend anwendet und ihm seine Goldmedaille nicht nachträglich aberkennt - alles schon vorgekommen!) Unter uns: Das ist ein Treppenwitz der Geschichte der Olympischen Spiele, denn in der Antike war das nicht nur erlaubt, sondern sogar die Regel. Dikigoros teilt nicht die Auffassung einiger moderner Keksperten, wonach das Startband (ja, das gab es, so wie es bis vor kurzem noch ein Zielband gab!) nur verhindern sollte, daß einer der Athleten zu früh loslief - dafür waren die Pfosten, an denen es befestigt war, viel zu dick. Dikigoros schließt daraus vielmehr, daß es sich um ganz dicke, elastische Bänder handelte, in die sich die Athleten vor dem Start zurück lehnen durften zu einer Art "Katapultstart", um überhaupt in Fahrt zu kommen. (Wir erinnern uns: sie traten in voller Rüstung und mit einem schwerem Schild an.)
Hatte Dikigoros oben geschrieben, daß die Italiener enttäuscht waren, weil sie kaum Goldmedaillen gewannen? Nun, es gab auch eine Ausnahme, bei der jemand enttäuscht war, weil sie doch eine gewannen - freilich zu spät und ohne ihn. Carlos Pedersoli sieht dem traurigen Gewürge zu, das sich "Endrunde" des Wasserball-Turniers nennt, und nach dem sich die Italiener Dank eines völlig undurchsichtigen Wertungssystems nach einem 2:1-Erfolg gegen Jugoslawien und einem Remis gegen Ungarn die Goldmedaillen umhängen dürfen. Fast ein Jahrzehnt hat er den italienischen Wassersport beherrscht, war siebenmal Meister über 100 m Brust und Freistil - in letzterem hielt er auch den Landesrekord - und führte den AS Rom 1956 zur ersten und bisher einzigen Meisterschaft im Wasserball - für das er aufgrund seiner enormen Fysis prädestiniert ist, denn wo er hin schlägt, da wächst kein Gras mehr; aber 1952 und 1956 gab es immer ein paar Japaner, Amerikaner und/oder Australier, die das eine oder andere Sekündchen schneller schwammen als er und ihm die Medaillen weg schnappten; und kurz vor den Olympischen Spielen haben sie ihn, der mit 31 Jahren zu alt ist, auch aus dem Wasserballer-Aufgebot gestrichen. Dabei hätte er - auch wenn er das immer dementiert hat - so gerne seinem großen Vorbild Johnny Weissmueller nachgeeifert, der seine olympischen Gold-Medaillen als Schaupieler versilberte. Aber bisher ist er über ein paar Statistenrollen - u.a. in Quo vadis? - nicht hinaus gekommen, und nun sind wohl andere dran - oder? Dikigoros will Euch diesmal nicht vertrösten, sondern etwas vorweg nehmen. Als derselbe Zuschauer 34 Jahre später Ehrengast der Schwimm-Weltmeisterschaften in Rom ist, ist der Schwimmer und Wasserballer Carlos Pedersoli längst vergessen. Aber er hat inzwischen die Tochter eines Film-Regisseurs geheiratet, und um seinen guten Namen nicht zu ruinieren, hat er sich ein englisches Pseudonym zugelegt; und als "Bud Spencer" ist er berühmter (und reicher) geworden als Johnny Weissmueller und alle anderen Tarzan-Darsteller zusammen.
Noch etwas zu den Themen "Amerikaner oder Deutsche" und "Profis oder Amateure": Im 400-m-Lauf werfen sich Otis Davis und Carl Kaufmann zeitgleich ins Ziel. Beide sind Amerikaner deutscher Abstammung - wen also bevorzugen, wen benachteiligen? Ganz einfach: Kaufmanns Eltern sind im Zweiten Weltkrieg (!) in Deutschland geblieben; ihr Sohn hat einen BRD-Paß und startet für den DLV. Auch Davis lebt in der BRD - aber als Besatzungsoffizier der US-Army. Und damit wißt Ihr auch schon, wer Gold und wer Silber bekommt. Zum zweiten Thema drei Beispiele: Die USA hatten 1958 ihren besten Hürdenläufer, Lee Calhoun, gesperrt, weil seine Frau nach einem Fernsehauftritt (ihrem, nicht seinem!) ein Geschenk (nicht etwa Geld!) angenommen hatte - damit hatte er (!) gegen das Amateurstatut verstoßen. (Rechtzeitig vor den Spielen von Rom wurde er "begnadigt", so daß er Gold über 110 m Hürden gewinnen konnte.) Armin Hary hatte seinen Sieg - den jeder vom "schnellsten Mann der Welt" erwartete - bereits vor den Spielen meistbietend verkauft, und zwar gleich doppelt: beim Lauf trug er Puma, bei der Siegerehrung Adidas. Wurde er darob gesperrt? Iwo... Erst als er in einem Interview mit der Zeitschrift Quick einige schmutzige Machenschaften im DLV an die Öffentlichkeit brachte, wurde er gesperrt, aber nicht weil er sich auch diesen Artikel gut bezahlen ließ, sondern "wegen Schädigung des Ansehens der deutschen Leichtathletik". Aber das war Hary egal - er hatte eh keine Lust mehr, für jenen korrupten Drecksverband anzutreten; er versicherte seine Beine für viel Geld, baute einen Unfall, bei dem er sich am Knie verletzte und ließ sich anschließend "erwerbsunfähig" schreiben; sein Rücktritt vom Sport am Tag des Ablaufs seiner Sperre war nur noch Formsache. Und dann war da noch der Schwede Dan Waern, Weltrekordler über 1.000 m. Das war nun keine olympische Disziplin, und über 1.500 m wurde er "nur" undankbarer 4. Dennoch waren Neid und Mißgunst in Schweden so groß, daß man pausenlos hinter ihm her schnüffelte. Als er schließlich wagte, sich ein Häuschen im Wald zu kaufen, wurde unwiderlegbar vermutet, daß er sich das aus illegalen Startgeldern geleistet hatte - merke: ein Amateur hat bettelarm zu sein und bestenfalls zur Miete zu wohnen! Man sperrte ihn lebenslang. Da ist es doch ehrlicher, wenn einer gleich Berufsläufer, pardon Berufssoldat ist, wie Bikila Abebe, der den Marathonlauf gewinnt. Die "Leibgarde" des NegerhäuptlingsNegus (manche übersetzen das mit "Kaiser" :-)
Haile Selassie
von AbessinienÄthiopien taugt nur zum Parademarsch und... zum Laufen. Sie wird von dem schwedischen Major Onni Niskanen trainiertausgebildet (ja was, liebe Leser, Ihr glaubt, es gäbe nur Finnen mit schwedischem Namen? Nein, auch umgekehrt!), und ihr wichtigstes Anliegen ist, die Schmach des Abessinienkrieges zu tilgen. (Ihr erinnert Euch vielleicht,
Mussolini
hatte in den 1930er Jahren Addis Abeba erobert und Abessinien für kurze Zeit zur italienischen Kolonie gemacht.) Und genau das gelingt Abebe: Er läuft just auf der Straße zum Sieg - übrigens barfuß -, auf der einst die italienischen Truppen nach ihrem Sieg durch Rom defiliert waren. (Und die drei italienischen Marathonläufer? Einer wird 37., einer 38., der dritte macht schlapp :-) Was ist sein Lohn? Erinnert Ihr Euch an den schwedischen Reiter Persson, der zum Dank für seinen Olympiasieg vom Leutnant zum Sergeanten degradiert wurde? Haile Selassie macht es umgekehrt: er befördert Abebe zum Leutnant. [Glück hat es ihm nicht gebracht. Er sollte seinen Titel zwar - um das vorweg zu nehmen - 1964 in Tōkyō verteidigen; aber als er das 1968 in Mexico noch einmal versuchte, erlitt er einen Ermüdungsbruch im Mittelfußknochen. Künftig mußte er Auto fahren - was er indes weniger gut konnte als laufen: ein Jahr später verunfallte er schwer und war seitdem querschnitts-gelähmt. Er stieg auf Bogenschießen um - das kann man auch im Rollstuhl -, errang jedoch darin keine großen Lorbeeren mehr. Im Oktober 1974 starb er einsam und vergessen; einen Monat später wurde Haile Selassie von seinen eigenen Leibwächtern ermordet.
Tja, Majestät, das kommt davon, wenn man das Kämpfen anderen überläßt. À propos Kampf- und Kriegssport: Erinnert Ihr Euch noch an den Meisterschützen Oscar Swahn, liebe Leser? Gewiß, das war der älteste Olympia-Sieger, aber nicht der mit der längsten Karriere. (Das war freilich nicht seine Schuld, denn als die I. Olympiade neuer Zeitrechnung in Athen statt fand, war er ja schon 49 Jahre alt.) Was sind schon zwanzig Jahre? Als Aladár Gerevich seine ersten Olympischen Spiele bestritt - 1932 in L.A. - war er dagegen erst 22 Jahre alt. Er gewinnt im Säbel-Fechten mit der ungarischen Mannschaft seine siebte Gold-Medaille - das ist eine recht ordentliche Bilanz, zumal wenn man bedenkt, daß er wegen des Krieges zwei Olympiaden verpaßt hat. [Gewisse Autoren nennen statt Gerevich einen anderen Fechter als den Olympioniken mit der längsten "Karriere": den russischen Juden Iwan Osiier, der auch den Teilnahmerekord halten würde, wenn er nicht die Olympischen Spiele der bösen Nazis 1936 boykottiert hätte. Warum ist er dann anderswo so gut wie unbekannt? Kann es sein, daß er gar kein Olympionike war - wir erinnern uns: die Endung "-nike" geht ja auf die gleichnamige griechische Siegesgöttin zurück, setzt also einen Sieg voraus - und auch kein besonders heraus ragender Sportsmann? Schaun wir mal: 1906-1932 ging er für Dänemark an den Start. Seine erfolgreichsten Spiele - in Abwesenheit der bösen Nazi-Deutschen - waren die von Paris 1924, da gewann er nämlich sage und schreibe ein (!) Florett-Gefecht, und das reichte für den 6. Platz unter immerhin 7 Teilnehmern (seinen Glaubensbruder Seligman, der für Großbritannien startete, hatte man disqualifiziert). 1936 hätten die Dänen diese mittlerweile 48-jährige Lusche, die selbst in ihren besten Jahren kaum einen Stich bekam (d.h. doch, reichlich sogar, aber kaum selber einen anbringen konnte :-) gar nicht mehr nominiert, geschweige denn 1948, als er für Schweden nach London reiste, als Tourist, pardon als "Ersatzmann", der kein einziges Mal eingesetzt wurde. (Man mag in dem Alter noch eine ruhige Hand haben und gut schießen können; aber um gegen einen 20-jährigen - oder auch nur gegen einen 50-jährigen wie Gerevich - erfolgreich zu fechten ist es dann doch schon etwas spät.) Wenn man das als "Teilnahme" werten will, weil Osiier Jude war (ein anderer Grund ist schwerlich auszumachen), dann hatte er tatsächlich die längste Olympia-Karriere.]
A propos Nazi-Olympiade: Erinnert Ihr Euch noch an den Helden der Olympischen Spiele von Berlin? In Rom behauptet eine US-Negerin kackfrech, die sportliche und geistige Erbin von Jesse Owens zu sein. Ersteres mag ja sein, denn Wilma Rudolph gewinnt immerhin Goldmedaillen in drei der vier Disziplinen, die auch er einst gewann, nämlich im 100- und 200-m-Lauf und mit der 4x100-m- Staffel. (Letzteres übrigens vor den Deutschen; Brunhilde Hendrix, die Tochter von Marie Dollinger, hat mehr Glück als ihre Mutter anno 1936 - ihr fällt der Stab beim letzten Wechsel nicht aus der Hand.) Aber alles andere ist nichts weiter als eine freche Anmaßung: Wilma Rudolph mag schönere Beine gehabt haben als ihr großes Vorbild, und wie dieses an Lungenkrebs gestorben sein; aber geistig konnte sie ihm nicht das Wasser reichen; und ihr Benehmen abseits des Sportfelds konnte ihn nur mit Verachtung und Abscheu erfüllen. Owens setzte sich immer friedlich für die Gleichberechtigung der Rassen in den USA ein, nicht mit gewalttätigen Demonstrationen und anderen Mätzchen jener Landfriedensbrecher, die man heute als "Aktivisten" verherrlicht. Und da wir gerade bei den "à propos" und den Mätzchen sind: Im Boxen gewinnt ein gerade 18 Jahre junger US-Neger namens Cassius Clay die Gold-Medaille im Halbschwergewicht, das er nur mühsam auf die Waage bringt - er ist gerade erst dem Mittelgewicht entwachsen; aber er ersetzt mangelnde Pfunde durch Schnelligkeit und erbringt, ganz ohne Einstein, den schlagenden Beweis für den Satz: "Kraft ist Masse mal Beschleunigung." Noch besser demonstriert das freilich ein gewisser Jurij Wlassow - nicht verwandt und nicht verschwägert mit Andrej Wlassow (sonst wäre er nicht mehr am Leben) - in einer Disziplin, die heutzutage nur noch mehr oder weniger anabolisierte, wandelnde oder watschelnde Fleischberge betreiben: dem Gewichtheben. Der schlanke, nicht mehr ganz junge Mann mit Intellektuellen-Brille (er ist tatsächlich einer!) schafft mit herausragender Technik einen neuen Weltrekord im Dreikampf und gewinnt überlegen Gold - der letzte (wenn nicht sogar der einzige) Gewichtheber, auf den die Sowjet-Union im Rückblick stolz sein kann. Warum gibt es eigentlich nur beim Gewichtheben und bei den Kampfsportarten Gewichtsklassen? Warum nicht auch Körpergrößen-Klassen bei den Basketballern? Die Filipinen, die technisch gutes Basketball spielen, aber chancenlos sind gegen die weißen und schwarzen "Riesen", stellen einen Antrag, sie einzuführen, der mit großer Mehrheit abgeschmettert wird. (Früher hätte Dikigoros darüber auch gelächelt; aber heute, da die Basketball-Hallen von mit Wachstums-Hormonen gemästeten Monstern von 2,20 - 2,40 m Höhe beherrscht werden, ist ihm das vergangen.) Damals dopt man freilich noch nicht mit Wachstums-Hormonen, sondern mit anderem Teufelszeug. Vor allem die Radfahrer. Besonders schlimm - und ungeschickt - scheinen es die Dänen getrieben zu haben, denn sie fallen von ihren Stahleseln wie die Fliegen. Einer wacht nicht wieder auf und geht zum Teufel, wo er hin gehört. Man verscharrt ihn ohne viel Aufsehen und kehrt die Sache unter den Teppich. Leider.
Das war's also. Halt, eines noch: Das Diskus-Werfen gewinnt ein Deutsch-Amerikaner: Al Oerter. Er war wieder krasser Außenseiter, denn seit dreieinhalb Jahren hat er kaum einen Wettkampf bestritten - nur zur US-Qualifikation war er wieder da, und nun hat er selbst den amtierenden Weltrekordler geschlagen! Aber auch das soll ja schon vorgekommen sein; also sparen wir uns die Fortsetzung für später auf. Aber einen weiteren Nachtrag ist Euch Dikigoros noch schuldig. Den Zehnkampf der Männer hat in Rom ein US-Neger namens Johnson gewonnen, knapp vor einem Taiwan-Chinesen aus L.A. namens Yang. Es zeichnet sich ab, daß es vier Jahre später zur Revanche kommen wird und daß der Chinese - dieser Blödmann will sich einfach nicht einbürgern lassen! - die Nase vorn haben wird, denn er hat inzwischen einen neuen Weltrekord aufgestellt. Nun muß man dazu sagen, daß Yang in fast allen Disziplinen schwächer ist als Johnson - aber er ist ein Hochsprung-Spezialist, vor allem mit dem Stab: Fast einen Meter höher springt er als sein Haupt-Konkurrent! Ist es fair, einen so "einseitigen" Zehnkämpfer zum "König der Athleten" zu machen? Nein, sicher nicht; aber irgendwie hat es doch einen faden Beigeschmack, daß die Punktewertung just zum Olympia-Jahr 1964 geändert wird - nun zählt der Stabhochsprung deutlich weniger, dafür die Disziplinen, in denen der Amerikaner stärker ist, umso mehr. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Wie war es überhaupt zu der alten Punktetabelle gekommen? Vordergründig betrachtet könnte man meinen, daß sich halt die Leistungsfähigkeit im Stabhochsprung geändert habe: Als die Tabelle eingeführt wurde - und noch lange danach - sprangen gute Zehnkämpfer 3-4 m hoch; wer konnte ahnen, daß mal einer an die 5 m heran käme? (Und wenn, dann wäre es gefährlich gewesen: Der deutsche Weltrekordler Sievert verletzte sich 1932 in L.A. den Knöchel bei der Landung in der Sandgrube und verpaßte so die schon sicher geglaubte Medaille.) Aber hintergründig, wie Dikigoros nun mal ist, erlaubt er sich die Anmerkung, daß die USA früher immer die besten Hoch- und Stabhochsprunger stellten und deshalb jede Änderung des Punktesystems verhinderten. 1924 z.B. gewann die Gold-Medaille im Zehnkampf mit Osborne zugleich der Sieger im Hochsprung - man ließ ihm anstandslos einen "Roller" durchgehen, mit dem jeder Nicht-Amerikaner disqualifiziert worden wäre. Und als Skandal empfindet es Dikigoros, daß 1932 der Deutsch-Amerikaner Bausch die Gold-Medaille gewann, obwohl er für die 1.500 m sage und schreibe 5:17 brauchte - eine halbe Minute länger als der Zweitplazierte Järvinen, der halt nur 40 cm weniger im Stabhochsprung schaffte - nach der heutigen Punktewertung hätte der Finne alle Goldmedaillen der Zwischenkriegs-Olympiaden gewonnen.
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1964 finden die Olympischen Spiele in Tōkyō statt. (Nein, nicht in "Tokio" oder so ähnlich, wie Dikigoros nie müde wird zu erklären: Das Wort besteht aus zwei deutlich getrennten Silben - das japanische "y" entspricht einem deutschen "j" -, und die beiden "ō" werden im Original "ou" geschrieben und "oo" gesprochen.) Die Japaner haben weder Mühe noch Kosten gescheut, um bei ihren Gästen aus aller Welt einen guten Eindruck zu hinterlassen - nicht anders als ihr ehemaliger Verbündeter knapp drei Jahrzehnte zuvor. Der damalige Tenno, ein gewisser Hirohito, hat übrigens den verlorenen Krieg überlebt (auch politisch) und hält die Eröffnungsrede, und das Volk schwenkt brav die Fähnchen und lächelt ohne Unterlaß. Es lächelt auch, als die Riege der weiblichen Bauerntrampel und Matschkühe aus dem Ostblock angestapft kommt und wieder alle Medaillen abräumt, auch und vor allem im neu eingeführten Fünfkampf der Frauen. Was sich hinter diesem Lächeln verbirgt weiß freilich niemand so genau (Dikigoros kann es sich in etwa vorstellen, aber er will das hier lieber nicht breit treten). Und im Zehnkampf zahlt sich die neue Punktewertung für die USA nicht aus: Man erreicht zwar das Primärziel, nämlich daß Alt-Weltrekordler Yang unter ferner liefen landet, aber die Medaillen räumen drei Außenseiter ab - zwei Deutsche und ein Sowjet-Este. Das war's also. Halt, eines noch: Das Diskus-Werfen gewinnt ein Deutsch-Amerikaner: Al Oerter. Er war zwar nicht direkt Außenseiter, denn inzwischen trauen ihm alle alles zu; aber verblüffend ist das doch irgendwie, denn er hat wieder vier Jahre lang kaum einen Wettkampf bestritten, außer der US-Qualifikation, versteht sich, und außerdem gilt er als verletzt: Wirbelsäulen-Probleme; er tritt mit einer Halsmanschette an. Das klappt nicht so recht. Ohne ginge es natürlich viel besser... Seine Ärzte verbieten es ihm ausdrücklich: Wenn es schief geht (im wahrsten Sinne des Wortes) kann er im schlimmsten Fall für immer gelähmt sein. Aber Al hat ein Ziel: als erster Leichtathlet bei drei aufeinander folgenden Olympiaden eine Gold-Medaille zu gewinnen. Und nun sagt er den Satz aus der siebten Zeile der Überschrift: "Dafür stirbt man." Dann nimmt er die Manschette ab, wirft olympischen Rekord und holt sich wieder Gold. Tja, liebe Leser, was soll man dazu sagen? Sportsgeist? Lebensmüde? Oder gehört beides irgendwie zusammen? Nun, es scheint sich jedenfalls nicht auszuschließen. Aber die Geschichte ist noch nicht zuende - warten wir ab bis zur Fortsetzung in vier Jahren.
Eine andere Geschichte ist auch noch nicht zuende, und man munkelt, daß sie schon viel älter ist. Ist Euch auch schon mal aufgefallen, liebe Leser, daß die olympischen Endläufe über 10.000 m und andere Langstrecken häufig von völligen Außenseitern auf den letzten paar Metern entschieden wurden (etwas, das im "normalen" Wettkampfsport sonst so gut wie nie vorkommt, wie jeder aktive Sportler weiß)? Schon 1928 in Amsterdam begriff niemand so recht, daß der berühmte "Wunderläufer" Nurmi über 5.000 m seinen Landsmann Ritola gewinnen ließ und über 3.000 m Hindernis seinen Landsmann Loukola. "Der finnische Verband wird wohl daran gedreht haben", vermuteten nicht wenige. 1936 in Berlin wiederholte sich das Spielchen: Salminen zog im Spurt der 10.000 m an seinen Landsleuten Askola und Iso-Hollo (der die 3.000 m Hindernis gewinnen durfte) vorbei, obwohl der erstere schon so gut wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Nun ja, innerhalb der Verbände mag das ja noch angehen, das ist deren eigene Sache. Aber kriminell wird es, wenn es Absprachen auf internationaler Ebene gibt - und Dikigoros glaubt, daß es dazu 1964 in Tōkyō zum ersten Mal (und seitdem immer wieder) gekommen ist. Daß der britische Weltrekordler Ronny Clarke die 10.000 m gewinnen wird, ist für jedermann eine ausgemachte Sache - er führt denn auch bis zur Zielgeraden überlegen. Dann aber... darf Dikigoros etwas weiter ausholen? Ihr erinnert Euch sicher noch, daß der Indianer Jim Thorpe vor ein paar Jahren jämmerlich verhungert ist - was niemanden ernsthaft geschert hat, auch und erst recht nicht in den USA. Aber nun ist gerade der "Civil Rights Act" verabschiedet worden, mit dem die Gleichheit der Rassen, also das Ende der Rassentrennung und die Wiedergutmachung der früheren Diskriminierungen zum Programm erhoben werden. Kann man da nicht etwas tun? Na klar, die US-Amerikaner haben einen weitgehend unbekannten Indianer namens Billy Mills im Aufgebot über 10.000 m. Soll Dikigoros Euch verraten, wer die im Endspurt "völlig überraschend" gewinnt? Ach was, Ihr kommt sicher von selber drauf... und erinnert Euch bitte an diesen Absatz, wenn Ihr weiter unten lest, was Dikigoros über den "völlig überraschenden" 5.000-m-Sieg des Deutschen Dieter Baumann bei den Olympischen Spielen von Barcelona 1992 schreibt.
[Exkurs. Vermißt Ihr hier etwas, liebe Leser? Dikigoros vermißt sumō, den japanischen Ringkampf. Warum wurde er 1964 nicht wenigstens als "Demonstrations-Wettbewerb" mit ins Programm genommen, wie bis dahin noch jede National-Sportart eines Ausrichters? (1952 gab es sogar "Pesäpallo [Nestball]", ein Schlagballspiel, das damals außerhalb Finnlands völlig unbekannt war. Inzwischen haben es finnische Auswanderer auch anderswo verbreitet, d.h. in typischen Einwanderungsländern wie Schweden, Australien und der BRD - deren Finnen 2006 sogar die Vizeweltmeisterschaft gewannen; die Weltmeisterschaft gewannen seit ihrer Einführung 1992 immer die Mutterlandsfinnen.) Weil er keine "echte" olympische Disziplin ist? Pardon, aber wenn man so argumentiert, dürfte man nur Leichtathletik, Faustkampf und Wagenrennen veranstalten; und streng genommen entspricht keine einzige der heutigen Disziplinen mehr dem antiken Kanon. (Nein, auch nicht der 200-m-Lauf, denn der wird ja heute aus der Kurve gelaufen!) Weil er doch ursprünglich eine sakrale Handlung, keine Sportart ist? Pardon, aber erstens beschränkt sich das "Sakrale" des sumō heutzutage darauf, daß die Kontrahenten vor dem Kampf ein paar Reiskörner über ihre Schulter werfen und daß der Schiedsrichter eine Art Priestergewand trägt; und zweitens waren doch auch die antiken Spiele quasi-sakrale Handlungen, das wäre also eher ein Argument für sumō als die einzige Sportart, von der man das heute noch halbwegs behaupten kann! Weil es doch eine Benachteiligung der Angehörigen anderer Nationen wäre, da sumō nur in Japan ausgeübt wird? Pardon, aber wer so argumentiert, lebt offenbar auf einem anderen Stern: So wie es heutzutage z.B. in der Fußball-Bundesliga der BRD kaum noch echte Deutsche gibt (allenfalls noch ein paar Rest-Ossis aus der Ex-DDR), sondern überwiegend Ausländer und "eingefußballdeutschte" Afrikaner, Iraner - auf einen von ihnen werden wir weiter unten noch zurück kommen -, Polen, Türken, Ungarn usw., so gibt es auch in den japanischen sumō-Ligen kaum noch echte Japaner; vielmehr kommt das Gros der Kämpfer aus Korea, der Mongolei, der Südsee, ja selbst aus so fernen Ländern wie Bulgarien und Kanada! Junge Japaner dagegen wissen heute kaum noch, wie man das Wort richtig, d.h. mit Kanji, schreibt (ist auch schwierig, denn die Zeichen lesen sich eigentlich "SŌ" oder "ai" [gegenseitig] und "BOKU" [schlagen] - deshalb wird es heute bevorzugt mit Hiragana geschrieben, oder gleich mit lateinischen Buchstaben :-) geschweige denn, was es ist: ein Spiel für die, die kein Interesse an ferngelenkten Mini-Autos und -Flugzeugen mehr haben?
Aber 1964 stand sumō auf dem Gipfel seiner Popularität unter Japanern: Erst 1958 hatte man die Zahl der jährlich veranstalteten Großturniere (à zwei Wochen, also so lange wie früher die Olympischen Spiele!) von vier auf sechs erhöht. Und warum hätten nicht auch damals schon Nicht-Japaner in der Lage sein sollen, diesen doch recht simplen Sport - jedenfalls was die Regeln anbelangt - zu erlernen? Weil sich für so eine "exotische" Sportart niemand interessieren würde, wie da zwei fette, watschelnde Fleischberge stumpfsinnig auf einander zuschieben? Nun, erstens sind diese Leute nicht fett, sondern haben eine gute Bauchmuskulatur, zweitens ist es, objektiv betrachtet, nicht weniger stumpfsinnig, wenn sich beim Boxen zwei Leute gegenseitig die Fäuste ins Gesicht schlagen, wenn beim Fußball 22 IdiotenSpieler einem einzigen Ball nachlaufen oder wenn beim Kugelstoßen ein watschelnder Fleischberg ein rundes Eisen von sich schiebt, und drittens gibt es durchaus Leute, die sich dafür interessieren: in Japan sowieso, und selbst im deutschen und amerikanischen Privatfernsehen wird es ja neuerdings fast täglich bzw. nächtlich übertragen, so ganz desinteressiert kann das Publikum also nicht sein, sonst würde es dafür ja keine bezahlten Werbespots geben! Und überhaupt: Würden sich die Olympischen Spiele nicht gerade dadurch als etwas wirklich Besonderes präsentieren, wenn sie auch einmal solche Sportarten auf höchstem Niveau darböten, die man nicht sowieso schon das ganze Jahr über vorgesetzt bekommt? Wenn es nach Dikigoros ginge, würde man endlich wieder das einführen, was anno 1904 "Anthropologische Tage" hieß, aber in viel weiterem Umfang: Bolo- und Bumerangwerfen für argentinische und australische Ureinwohner, Blasrohr- und Armbrustschießen für Amazonas-Indianer und Schweizer, Badminton und Drachensteigen für Indonesier und Malaysier (leider ist diese traditionsreiche Sportart auf dem indischen Subkontinent - wo sie her kommt - so gut wie ausgestorben), Kamel- und Wellenreiten für Araber und Hawaïaner, Blaid a chiestera (d.h. echtes "Pelota" - nicht die vielen Abarten, die 1992 in Barcelona unter diesem Namen ausgetragen wurden und oftmals mexikanische oder argentinische Sieger[innen] sahen) und Boccia für Basken und Ligurier, Fingerhakeln und Maßkrugstemmen für Bayern, Kampftrinken für Iren und Belgier, Darts und Pin Ball für Limeys, Messerstechen für Albaner und andere Balkanesen. (Ja, wieso denn nicht? Ist "Fechten" mit Säbel, Degen und Florett denn so viel gescheiter oder zeitgemäßer? Man könnte es ja auch mit Schutzanzügen austragen :-) Aber anders als 1904 nicht nur für die Genannten, sondern auch für alle anderen, die daran teilnehmen wollen - und die, die das nicht wollen, lassen es eben bleiben! Exkurs Ende.]
Und nun kommen wir zu einem traurigen Nachspiel der Olympischen Spiele von Tōkyō: Im Hinblick auf die holde "Weiblichkeit" werden künftig Geschlechtskontrollen obligatorisch (bis dahin genügten Bescheinigungen vom Hausarzt, und die gab es im Dutzend billiger). Prompt beenden die Gebrüder Irinäus und Tamario Press, ferner Iolandus Balas und noch ein paar Tunten aus dem Ostblock ihre [un]sportlichen Karrieren, offiziell wegen plötzlicher Erkrankungen, Verletzungen und anderer Wehwehchen. Ja und? Was heißt hier "traurig"? Ist es nicht gut so, daß die Tunten endlich aus dem Verkehr gezogen werden? Was will Dikigoros eigentlich? Tja, liebe Leser, wenn es so einfach wäre... Aber Ihr glaubt doch nicht etwa, daß die Pfuscher sich damit zufrieden geben, daß man ihnen ihre Trümpfe so einfach aus der Hand schlägt? Es ist ja längst nicht mehr so, daß man einfach als Frauen verkleidete Männer ins Rennen schickt - weshalb die pauschale Bezeichnung "Tunte" vielleicht nicht ganz richtig ist. Vielmehr sind diese Sportler"innen" zumeist echte Zwitter mit einer Chromosomen-Fehlbildung "xxy", und vielleicht sollte man die wirklich als "drittes Geschlecht" starten lassen, denn bei den Männern können sie nicht mit halten, und die Frauen nicht mit ihnen, und man müßte ihnen ja nicht gleich verbieten, Wettkampfsport zu treiben. Hat man nun aber mal; und damit erreicht man - gar nichts. Farmazie und Medizin sind nämlich inzwischen so weit, daß man gar keine Zwitter mehr braucht. Steroïde wie das männliche Sexualhormon Testosteron werden längst nicht mehr nur im menschlichen Körper gebildet, sondern ebenso gut (oder sogar noch besser) im Chemie-Labor. Und wenn man die den Frauen einspritzt, laufen, springen und werfen sie plötzlich fast so gut wie Männer! (Bald wird es auch noch andere "UM" [unterstützende Mittelchen] geben, in Tablettenform und selbst in der Zahnpasta - kleiner Scherz am Rande.) Man darf sich bloß nicht erwischen lassen, und das ist bei den laxen Kontrollen kein großes Kunststück.
[Exkurs. Warum soll man die Doper nicht einfach dopen lassen, liebe Leser? Ist das nicht ehrlicher und verzerrt es den Wettkampf nicht weniger, wenn es alle tun, als wenn es die einen dürfen (wie im Ostblock) und die anderen (wenigstens offiziell) nicht? Wenn es unter ärztlicher Kontrolle geschieht? Versichert nicht die Sportnachrichten-Sprecherin des ZDF jedem, der es hören will, daß ihr das Doping überhaupt nicht geschadet, ja daß sie es selber gar nicht bemerkt habe?
Schön, wenn man so viel Vertrauen zu "den" Ärzten hat... Aber zunächst einmal hält Dikigoros herzlich wenig von dieser Zunft, und selbst wenn er da falsch liegen sollte - schwarze Schafe gibt es überall, und bei den Medizinern offenbar besonders reichlich. Gewiß mag es möglich sein, Athleten nur ganz behutsam zu dopen, ohne daß gleich körperliche Schäden eintreten müssen. Aber erstens liegt die Betonung hier auf "gleich", und zweitens schaukelt sich das hoch: wer mit behutsamem Doping nicht mehr gewinnt, erhöht die Dosis, der Gegner zieht nach, und schließlich wird von allen gespritzt bis zum Limit - und nur allzu oft auch darüber hinaus. Nun hat nicht jeder Mensch die gleiche körperliche Konstitution; so wie es Leute gibt, die von Natur aus schneller laufen, höher springen und weiter werfen als andere, so gibt es auch welche, bei denen Doping besser anschlägt als bei anderen, bei denen es vielleicht gar nichts bewirkt oder nur negative "Nebenwirkungen" hat. Eines ist aber klar: Die Spätfolgen für die Gesundheit sind fast immer beträchtlich; und die wenigen, die nicht an solchen Folgen leiden, wie - angeblich - Kristin Otto, müssen eine derart robuste Fysis haben, daß sie auf Doping gleich ganz verzichten könnten. - Und wenn ein erwachsener Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und in Kenntnis der möglichen Folgen sich entschließt, dieses Risiko bewußt einzugehen, wenn es ihm oder ihr das wert ist? Hat Dikigoros nicht gerade berichtet, daß Al Oerter bereit war, für seine Goldmedaille zu sterben? Warum sollten das andere nicht sein? Dazu könnte man eine Menge sagen, zum Beispiel daß die meisten Athleten bereits in jugendlichem Alter von ihren Trainern und Ärzten gedopt werden, ohne abschätzen zu können, was das für ihr späteres Leben bedeutet, oder daß auch den meisten Erwachsenen die medizinischen Kenntnisse fehlen, um zu wissen, was sie da tun bzw. mit sich machen lassen. Aber das überzeugendste Argument gegen Doping sollte ein Blick auf diejenigen sein, die damals damit angefangen haben. Schaut Euch die erste erfolgreiche DDR-Anabolistin, die Kugelstoßerin Margitta Gummel, mal an... Und dann stellt den jungen Recken daneben, der die Bronze-Medaille im Hammerwerfen gewann: Uwe Beyer, verglichen mit all den anabolisierten Schwarzenegger- und Stallone-Verschnitten, die sich heutzutage in dieser Disziplin herum treiben, fast schmächtig zu nennen. (Aber schaut Euch mal den Waschbrettbauch an, liebe Leser[innen] - beim Kugelstoßen und Hammerwerfen kommt es entgegen unter Laien weit verbreiteter Meinung nicht in erster Linie auf den Bizeps an, sondern auf die Bauch-, Rücken- und Bein-Muskulatur - und auf die Technik :-) Doch für damalige Verhältnisse galt er als so stark gebaut, daß er im Film Karriere machte: als Siegfried von Xanten.
Aber ach, leider hat auch diese schöne Geschichte eine unschöne Fortsetzung und ein ganz bitteres Ende. Dikigoros will sie Euch nicht vorenthalten: Vier Jahre später tritt unser strahlender Recke wieder an, und er wirft so weit wie damals in Tōkyō. Aber oh Schreck: Plötzlich gibt es jede Menge anderer Leute, die den Hammer weiter werfen - Uwe schafft nicht mal die Qualifikation! Ja, da kommt man schon ins Grübeln, wenn man auf die 30 zugeht und erkennt, daß man seine Karriere beenden kann, wenn man jetzt nichts mehr "nachzulegen" hat. Uwe hätte es zwar eigentlich nicht nötig, denn seinen Ruhm vergangener Heldentaten kann ihm keiner mehr nehmen, und finanziell ausgesorgt hat er auch; dennoch beschließt er, "nachzulegen". Und mit Erfolg: 1971 wird er Europameister. Er wiegt jetzt 10 kg mehr - kein Gramm Fett, sondern pure Muskelmasse - und wirft dreieinhalb Meter weiter. Ist das eine gute Ausbeute? 10% Gewichtszunahme, um 5% weiter zu werfen? Egal, bloß nicht zu lange drüber nachdenken... Aber die anderen haben das auch bemerkt; und wenn sie bisher nur "moderat" nachgerüstet hatten - jetzt zeigen sie Uwe, wo der Hammer hängt: Bei den Olympischen Spielen ein Jahr später bleibt er ohne Medaille, ebenso bei der nächsten Europameisterschaft, denn jetzt werfen andere - die bessere "Futterverwerter" sind und aus 10% Gewichtszunahme auch 10% weitere Würfe machen - noch weiter, während bei ihm die Grenze dessen erreicht ist, was selbst intensivstes Doping aus seinem Körper heraus zu holen vermag. Nein, sie ist sogar überschritten: Ein paar Jahre nach Beendigung seiner Karriere - er ist nie wieder auch nur in die Nähe irgendwelcher internationaler Titel gekommen - stirbt Uwe Beyer an "plötzlichem Herzversagen". War es das wert? Exkurs Ende.]
Aber nicht nur bei den Stoßern und Werfen - die längst keine "Leicht"-Athleten mehr sind -, sondern auch in anderen Disziplinen geschieht einiges, das Dikigoros zu denken gibt: Da purzeln plötzlich im Schwimmen jede Menge Weltrekorde. Mark Spitz stellt sie auf, ein junger Spitzbube aus den USA, fundamentalistischer Jude, der überzeugt ist, daß Jahwe ihn berufen hat, der größte Schwimmer aller Zeiten zu sein. Was mag Jahwe ihm sonst noch eingeflüstert haben? Fleißig Hebräisch zu lernen und die Bibel zu studieren, aber nicht jeden Tag mühsam im Becken zu trainieren. Wo Spitz seine Zeiten hernimmt, ist jedem anderen Schwimmer schleierhaft. (Nein, den DDR-Schwimmerinnen nicht, die wissen Bescheid, außer - angeblich - Kristin Otto, der erfolgreichsten von allen. Auch sie stoßen urplötzlich an die Weltspitze vor.) Und dann ist da noch die Meile (1.600 m). Früher war es ein Dogma, daß die kein Mensch unter 4 Minuten laufen kann. Diese Schallmauer ist inzwischen nach unten durchbrochen worden, mehr oder weniger knapp. Aber nun kommt ein schwächliches, kränkelndes Kerlchen namens Jim Ryan, das mit seinen gerade 20 Jahren schon aussieht wie ein menschliches Wrack (irgend jemand vergleicht ihn mal mit Zátopek in fortgeschrittenem Alter), und schafft sie gleich in 3:51 - und über 800 und 1.500 m läuft er ähnlich gut, nein schnell. Wenn das Hervorbringen solcher Krücken das Ziel des "Leistungs"-Sports sein soll... Aber vielleicht hat er Rheuma und Heuschnupfen ja bloß simuliert - schon damals sollen Anti-Rheuma-Mittel und Schnupfen-Sprays allerlei interessante Substanzen enthalten haben!
Aber Dikigoros hat vorgegriffen; erst muß er noch einmal zu den Schwimmwettbewerben von Tōkyō zurück gehen. Eigentlich ist es gar keine Frage, wer da die 400 und 1.500 m Freistil gewinnen wird: Der Australier Murray Rose hatte schon 1956 und 1960 in diesen beiden Disziplinen dreimal Gold und einmal Silber gewonnen - "nur" Silber über 1.500 m war 1960 ein Betriebsunfall, der sich aber nicht wiederholen würde, denn im August 1964 hat er just einen neuen Weltrekord aufgestellt; wer könnte ihn also hindern...? Tja, wer wohl? Da ist zunächst einmal das australische NOC. Rose studiert in den USA und ist dort auch den Weltrekord geschwommen, nicht in Australien; folglich gilt er als "nicht qualifiziert". Nun könnte er ja mal kurz nach Australien kommen und das dort nachholen - sportlich überhaupt kein Problem für ihn. Der Ärger ist nur: Fliegen ist damals noch teuer - zu teuer für einen Studenten, der doch Amateur sein muß und deshalb kein Geld verdienen darf; und das Schiff braucht so lange, daß es ihn ein Trimester kosten würde. Eine australische Sportzeitung bietet an, ihm den Flug zu bezahlen, gegen eine Exklusiv-Reportage. Halt, sagt das NOC, das wäre doch Profitum! So sieht das auch Avery Brundage - über den hat Dikigoros ja schon genug geschrieben, so daß er sich hier nicht groß zu wiederholen braucht. Fazit: Ein junger Mann kann sich also nicht qualifizieren, weil er kein Geld hat, und wenn er welches hätte, wäre er kein Amateur mehr und dürfte sich nicht qualifizieren; und seine Berufsausbildung kann er auch hintan stellen, denn er kann ja später von Luft und Liebe (nichts anderes heißt "Amateurismus"!) leben. Das NOC der USA - immer pragmatisch, wenn es darum geht, ein oder zwei zusätzliche Medaillen - womöglich sogar goldene - einzusacken, bietet Rose eine Blitzeinbürgerung an; sie würden ihn dann ohne zusätzliche Qualifikation per "Wildcard" nachnominieren. Brundage verbietet auch das: Schließlich ist Rose Australier und als solcher schon zweimal bei Olympischen Spielen gestartet; wo kämen wir hin... Und so beendet denn der beste Schwimmer der Welt seine Karriere sang- und klanglos und wird - Sportreporter. Ja, manchmal ist auch das interessant, was nicht statt findet - in diesem Fall der Gewinn einer Goldmedaille in einer Schwimmdisziplin bei drei aufeinander folgenden Olympischen Spielen. (Ihr meint, Rose sei 1964 mit 25 Jahren doch schon ziemlich alt gewesen - für Schwimmer geradezu ein Methusalem -, wer weiß, ob er diese Zeiten unter Wettkampfbedingungen nochmal hätte wiederholen können...? Täuscht Euch nicht: Rose war ein Ausnahmeathlet; noch 1980 - also als bereits 41-jähriger - gewann er bei den Senioren-Weltmeisterschaften beide Distanzen in Zeiten, die nur wenig über seinen Bestmarken von 1960 lagen - die freilich Mark Spitz u.a. Doper längst pulverisiert hatten; Roses Zeiten waren halt die, die man ungedopt schwimmen konnte und kann - schneller ging nicht und schneller geht nicht, wenn man "sauber" bleiben will.)
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