Die weiße Burg am blauen Fluß
- Von Serben und Scherben -
Massentourismus und Umweltzerstörung
Reisen und Reisende auf dem Balkan
EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
REISEN DURCH DIE VERGANGENHEIT
GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE
Dikigoros ist in einer Touristen-Hochburg an Europas drittlängstem Fluß geboren und wohnt jetzt, nach langen Reisen, wieder in einer nicht ganz so hohen Touristen-Burg an Europas zweitlängstem Fluß. (Da er ein Kind des Kalten Krieges ist, zählt er die Flüsse in der Sowjet-Union nicht mit.) Und so lernt er von klein auf: Der Tourismus bringt zwar einigen Leuten aus der Branche viel Geld; aber für die übrigen Bewohner kann er bisweilen recht lästig werden, zumal wenn die Touristen allzu oft und in allzu großen Massen anreisen. Da sieht es dann vielfach aus wie auf einem Schlachtfeld: überall liegt Müll herum, den die Einheimischen wieder beseitigen müssen, und alles wird teurer, bis die Saison vorbei ist. Und natürlich leidet auch die Umwelt, vor allem die Flüsse, unter der ständigen Umweltbelastung - selbst die größten Gewässer können das auf die Dauer nicht unbeschadet wegstecken. Dikigoros' Mutter stammt aus einer Touristen-Hochburg an Europas längstem Fluß, dem der Volksmund in besseren Zeiten die Eigenschaften "schön" und "blau" nachgesagt hat, und seine Tante lebt noch dort. Ihre Familie hat im Laufe der Jahre eigentlich schon in allen Touristen-Hochburgen an den Ufern dieses Flusses (die an solchen Burgen überreich sind) gewohnt, auch in der höchsten und beliebtesten, dort wo die Sawe strategisch günstig in den blauen Fluß fließt. Dieser Ort hält den Europa-Rekord an Umweltzerstörung, schon seit 7.000 Jahren - vielleicht auch schon länger, aber ältere Ton-Scherben (das waren die Vorfahren der Plastik-Becher) hat man dort noch nicht gefunden. Sie wurden von keltischen Touristen weg geworfen, die offenbar noch nie etwas von Umweltschutz gehört hatten. Später kamen noch andere Reisende zu Besuch: Illyrer, Römer, Awaren (alle hinterließen reichlich Scherben) und - irgendwann im Mittelalter - Serben. Denen gefielen es dort so gut, daß sie gleich auf Dauer blieben. Aus unerfindlichen Gründen nannten sie den Ort "Belogorod [Weißenburg]" - obwohl es dort nie eine weiße Burg oder auch nur einen Kreidefelsen gegeben hat.
Der Ort entwickelt sich bald zum Tourismus-Magneten, ist beliebtestes Reiseziel vor allem der benachbarten Ungarn, deren Hauptstadt so ähnlich heißt:
Stuhl-Weißenburg.
1389 kommen die Türken zu Besuch. Am 28. Juni, dem Veits-Tag - der seither serbischer Nationalfeiertag ist - kommt es zum Treffen auf dem Kosovo Polje, dem "Amselfeld". Die Serben tun ihr bestes, um den Gästen einen warmen Empfang zu bereiten. Einer ihrer Offiziere, ein gewisser Miloš, sorgt eigenhändig dafür, daß der Leiter der türkischen Reise-Delegation hier seine letzte Ruhestätte findet; und sie engagieren sich, bis der letzte Mann sein Soll erfüllt hat. Auf dem Amselfeld gibt es bald kaum noch Serben - die meisten der wenigen Überlebenden ziehen in das Grenzland ("Kraina") zwischen Österreichern und Türken um. An ihrer Stelle richten sich Touristen aus Albanien häuslich ein; aber die Weiße Burg ist vorerst gerettet - dort dominieren nun wieder ungarische Touristen. Und die Söhne des Miloš begründen die Familien-Dynastie der Milošević.
Exkurs. Die außereuropäischen Besucher haben es damals mit den Federvieh-Feldern; neun Jahre vor der Reise der Türken zum Amselfeld sind tatarische Touristen an den Don gereist und haben sich auf dem Kulikowo Polje, dem "Schnepfenfeld", mit den Einheimischen getroffen. Deren Empfangschef, ein gewisser Dimitrij, leistet noch gründlichere Arbeit als später Miloš. Doch schon zwei Jahre später kommen die tatarischen Gäste wieder in das Land zwischen Wolga und Don. Dort, wo die Njeglinnaja strategisch günstig in die schöne blaue Moskwa fließt, brennen sie ein kleines Holzfort nieder. Später baut man das Fort wieder auf - "Krjeml" nennt man es übrigens -, diesmal aus Stein, und drum herum eine Stadt, die man aus unerfindlichen Gründen "Bjelgorod [Weißenburg]" nennt - obwohl es dort nie eine weiße Burg oder auch nur einen Kreidefelsen gegeben hat. Ziemlich genau 100 Jahre nach dem Treffen auf dem Schnepfenfeld wird sie - inzwischen unter dem Namen des Flusses, an dem sie liegt - Hauptstadt eines Fürstentums, auf das ein Geschichtsklitterer namens Iwan [Johann] noch einmal rund 100 Jahre später den Namen des längst untergegangen Landes der Rūs überträgt. Wenn Ihr, liebe Leser, mal auf einen historisch halbwegs gebildeten Russen oder - was wahrscheinlicher ist - auf eine historisch halbwegs gebildete Russin trefft und wissen wollt, wes Geistes Kind sie ist, dann stellt ihr die Frage, wen sie für den größten Helden der russischen Geschichte hält. Wenn sie Euch darauf den Namen eines gewissen Georgiers nennen sollte, streitet nicht groß mit ihr herum, sondern weist sie höflich darauf hin, daß Ihr nach einem Russen gefragt habt. Sollte sie daraufhin nicht mit "Dimitrij Donskoj" antworten, sondern mit "Aleksandr Njewskij" dann fragt ganz dumm weiter, wonach der denn seinen Beinamen habe. Darauf werdet Ihr wahrscheinlich hören, daß der anno 1242 die bösen Ordensritter - die Vorläufer der Nazi-Deutschen - besiegt und dadurch Rußland vor der Barbarei gerettet habe. Auf Eure Nachfrage, ob jene Schlacht nicht auf dem Peipus-See statt gefunden habe, er also "Peipskij" heißen müsse, wird sie in ihrem Gedächtnis kramen und vielleicht darauf kommen, daß jener Aleksandr schon zwei Jahre zuvor die Schweden geschlagen habe, und zwar an der Njewa. Schweden, Deutsche - wo ist da schon der große Unterschied? Nun solltet Ihr die Boshaftigkeit konsequent weiter treiben und sie fragen, ob jene "Schweden", die Aleksandr an der Njewa besiegte, nicht die Rūs waren, die einst Rūsland und seine Hauptstadt Kiew gegründet hatten, und mit wem denn jener Aleksandr damals verbündet war. Wenn sie nicht darauf kommt, verratet ihr ruhig, daß das die tatarischen Mongolen waren, die jenes Kiew - damals die größte und schönste Stadt Europas nach Konstantinopel - mit Feuer und Schwert auslöschten, daß also Aleksandr Newskij mitnichten der Retter, sondern vielmehr der Zerstörer Rūslands war, der es der tatarischen Barbarei auslieferte, und den nur unrussische Verbrecher wie Peter I und Stalin zum "Nationalhelden" erklären konnten. Und wenn Ihr dieses Gespräch nicht gerade in der Stadt an der Moskwa führt, dürft Ihr noch hinzu fügen, daß Moskowien ein halb-tatarischer Staat und die Moskowiten allesamt Bastarde waren (oder, wenn ihr sie zum Erröten bringen wollte, laßt das Verb einfach weg, dann bedeutet es "sind" :-). Exkurs Ende.
Auch die Türken kommen wieder. 1521 reisen sie erneut die Donau hinauf, und diesmal bis zur Weißen Burg, der sie einen sehr gründlichen Besuch abstatten, genauer gesagt bleiben sie gleich da. Besonders hat es ihnen der Burgplatz - Kalemeğdan - angetan, den sie zur größten Hotelanlage Europas ausbauen, die von nun an selten weniger als 30.000 Dauergäste beherbergt. Ungarische Touristen sieht man dort fortan kaum noch, zumal auch das Reisebüro Stuhlweißenburg nur fünf Jahre später - nach dem Ableben des Inhabers bei einem weiteren Treffen mit den Türken - Pleite gemacht hat. An zweiter Stelle der Besucher-Statistik stehen vielmehr bald die Österreicher, deren Reiseleiter auch von einer Burg kommen, der Habichts-Burg in der Schweiz - es müssen ja nicht immer Amseln oder Schnepfen sein. Habichte sind gierige Raubvögel; was sie sich einmal als Beute krallen, das lassen sie so schnell nicht wieder los und würgen es herunter, egal wie gut oder wie schlecht es ihrem Verdauungssystem bekommt. Die Hab[icht]sburger übernehmen also die Konkursmasse der Weißenburger und der Stuhlweißenburger (was in der Reisebranche für einige Aufregung gesorgt hat; denn eigentlich waren sie nur als Konkursverwalter vorgesehen); manchmal stehen sie für ein paar Jahrzehnte sogar an erster Stelle; aber irgendwie werden sie immer wieder von den Türken abgelöst.
1867. Dikigoros' Urgroßvater, der in der zweitgrößten Touristen-Hochburg an der Donau wohnt, packt seinen Krempel und zieht in die größte Touristen-Hochburg dortselbst um. Nicht weil er in der Tourismus-Branche tätig wäre, sondern weil es ihm in Ofen im wahrsten Sinne des Wortes zu heiß geworden ist: Die Habsburger sind gerade von einer Reise zurück gekehrt, die sie eigentlich an die Spree führen sollte, in die preußische Hauptstadt Berlin; aber auf halbem Weg, in einem böhmischen Kaff namens Sadowa (die preußischen Touristen nennen es "Königsgrätz", warum weiß kein Mensch - vielleicht weil ihr König dort Krätze bekommen hat?), haben sie schlechte Geschäfte gemacht; deshalb haben sie die Reise abgebrochen und erstmal ihre Firma umstrukturiert. Dabei haben sie die Filiale Ungarn, deren Sanierung 341 Jahren nach der Pleite eigentlich ganz gut gelungen schien, wieder aus dem Gesamtkonzern ausgegliedert und zu einer eigenen Tochter-Gesellschaft gemacht. Geschäftsführer dieser neuen Tochter-Gesellschaft - und zugleich Leiter des Auslands-Reisebüros des Gesamt-Konzerns - wird ein rechtskräftig verurteilter Landfriedensbrecher, Herr Andrássy. Der hat zwar keine touristische Erfahrung, dafür aber umso mehr terroristische: Er war in jungen Jahren ein großer Werfer von Steinen und Molotow-Cocktails (die man freilich damals noch nicht so nannte, denn der spätere Leiter des sowjetischen Auslands-Reisebüros, der ihnen seinen Namen geben sollte, war noch nicht geboren). So manche Scherben sind dabei angefallen, und es sollen noch viel mehr anfallen unter seiner Ägide. Er beginnt sogleich mit einer brutalen Magyarisierungs-Politik, und Dikigoros' Urgroßvater möchte die ihm vertraute deutsche Sprache nicht aufgeben. Die Ungarn benennen Ofen in "Buda" um und legen es mit dem Ort Pescht am anderen Ufer zusammen - nachdem sie die letzten türkischen Touristen hinaus komplimentiert haben. In der drittgrößten Touristen-Hochburg an der Donau packen derweil die letzten türkischen Touristen ebenfalls ihren Krempel. Eigentlich gehört ihnen das Hotel Kalemeğdan schon seit 50 Jahren nicht mehr. Sie haben einfach schlecht gewirtschaftet, haben es den Serben überlassen müssen - die aber immerhin noch Pacht bezahlten und auch noch türkische Gäste aufnahmen. Aber nun ist es damit vorbei. Die einstigen Touristen-Hochburgen vergraulen ihre Besucher - mal sehen, wie lange das gut geht.
In den Schluchten des Balkans haben schon immer viele interessante Völkchen und Stämme gelebt, und wenn die Bewohner von Beograd (so heißt es inzwischen) sich umsehen, dann finden sie, daß die am besten daran täten, sich ihnen anzuschließen, damit nicht gleich alles lacht, wenn einer ihrer Räuberhauptmänner sich zum "König" ernennt. Zwischen Weißer Burg und Schwarzen Bergen ("Montenegro" sagen dazu die italienischen Touristen vom anderen Ufer der Adria, die manchmal zu Besuch kommen, obwohl die Berge ebenso wenig schwarz sind wie die Burg an der Donau weiß) kommen dafür ja nicht gar so viele Kandidaten in Betracht. Die drei größten serbischen Räuberbanden bilden die Familien Karadzic in Bosnien sowie Karadjordjevic und Milošević (die sich auch "Obrenović" nennt) in Serbien. Zwischen den letzten beiden herrscht permanente Blutfehde (die Mafia würde "Vendetta" dazu sagen); sie stellen immer abwechselnd die Herrscher, je nachdem wem gerade ein erfolgreiches Attentat auf den anderen gelungen ist. Da will natürlich auch Familie Karadzic nicht zurück stehen. 1914 ist es soweit: Der habsburgische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau machen eine Reise nach Bosnien und statten auch dessen Hauptstadt Sarajewo einen Besuch ab - pünktlich zum 28. Juni, dem 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem ausländische Gäste den Serben natürlich besonders willkommen sind. Dort werden sie denn auch schon erwartet: Vom Bürgermeister, zu dem sie gerade im Automobil unterwegs sind, und von einem Angehörigen der Familie Karadzic, der die beiden kurzerhand erschießt. Bosnien gehört zwar gar nicht zu Serbien (und die überwiegend muslimische Bevölkerung will von den orthodoxen Serben auch gar nichts wissen), aber das sehen die dort lebenden Serben ganz anders: Was nicht ist, kann ja noch werden. Allerdings nicht, wenn Franz Ferdinand Kaiser wird, denn der befürwortet eine äußerst slawofile Politik (was ihm viele seiner Landsleute übel nehmen). Er will, wenn er an die Macht kommt, allen Völkern seines Reiches Autonomie gewähren, wie sie schon die Ungarn genießen (die diese ihren ethnischen Minderheiten - den Kroaten, Slowenen, Rumänen, Zigeunern und Deutschen - nicht gewähren), also auch den Bosniaken. Und jedem Serben ist klar, daß unter diesen Umständen kaum ein Völkchen bereit wäre, diese sichere Autonomie im Habsburgerreich gegen die Herrschaft seiner serbischen Brüder einzutauschen. Den Serben und ihren Verbündeten ist das eine Reise wert - den Österreichern auch, obwohl die eigentlich froh sind, diesen komischen Thronfolger mit seinen krausen Ideen endlich los zu sein. In den nächsten Jahren ziehen rund 50 Millionen Menschen auf Reisen, kreuz und quer durch Europa - rund 10 Millionen von ihnen muß es unterwegs so gut gefallen haben (man nennt sie daher auch "Gefallene"), daß sie gar nicht erst heimkehren.
Als 1918 die Große Reise zuende ist stellt sich heraus, daß Österreich künftig mit einem wesentlich kleineren Urlaubsgebiet auskommen muß; denn in der Satzung des Völkerbundes steht, daß alle Völker ein Recht auf Unabhängigkeit haben - jedenfalls von den Staaten, die nicht sein Mitglied sind, und Österreich und Ungarn sind es nicht, also dürfen sich Tschechen und Slowaken, Ruthenen und Rumänen, Italiener und Dalmatiner, Slowenen und Kroaten, Bosniaken und Herzegowiner verabschieden - und nebenbei auch die Habsburger, denn diese gerupften Vögel will man vorerst nicht mehr im Lande sehen. Einige Reiseführer, die seit Jahrzehnten Urlaub im Ausland gemacht haben, kehren von dort zurück und ernennen sich mit Hilfe ihrer Gastgeber zu Herrschern und ihre Herkunftsländer zu Staaten. In der größten Touristen-Hochburg an der Donau herrscht darob arger Katzenjammer, etwas weiter Donau aufwärts dagegen, in der Weißen Burg, eitel Sonnenschein. In Beograd sind überraschend wenig Scherben anfallen, obwohl sich in den letzten vier Jahren viele und mehrmals wechselnde auswärtige Besucher die Klinke zum Hotel Burgplatz in die Hand gegeben haben. Nun haben die serbischen Anlieger des Blauen Flusses Oberwasser, reißen sich gleich den ganzen Balkan unter den Nagel, von Istrien bis Makedonien, und nennen das ganze wenig später "Jugo"-(Süd-)Slawien. Es scheint also alles gut zu gehen - bis hierher sogar bestens. Die Weiße Burg blüht und gedeiht, den serbischen Inhabern geht es gut, den von ihnen gnadenlos ausgebeuteten und unterdrückten Mitbewohnern freilich weniger - die sehnen sich bald nach der vergleichsweise milden Herrschaft der Habsburger zurück. Viele Slowenen und Kroaten träumen sogar von Unabhängigkeit, denn sie haben nicht nur eine andere Religion und eine andere Schrift als die Serben, sondern erwirtschaften auch ein viel höheres Steuer-Aufkommen, da sie viel tüchtiger sind; sie könnten also auf eigenen Beinen stehen - und zwar viel besser, als wenn sie die Serben in Weißenburg und all die anderen Völkchen im Süden des Balkans mit finanzieren müssen.
1934. Der König von Jugoslawien macht eine Reise nach Frankreich. In Marseille wird er schon erwartet: vom französischen Außenminister, der ihn zu einer Fahrt im Automobil mitnimmt, und von einem kroatischen Touristen, der die beiden kurzerhand erschießt. Zuhause reagiert man darauf mit noch härterer Unterdrückung der nicht-serbischen Völker. Einige Kroaten verreisen, d.h. sie gehen in den Untergrund (so nennt man das merkwürdigerweise auch dann, wenn sie in Wirklichkeit ganz nach oben gehen, ins Gebirge), darunter der k.u.k. Feldwebel a.D. Josep Brosz. Wen schert's.
1943. Dikigoros' Mutter sitzt auf der Weißen Burg und blickt ein letztes Mal auf den Blauen Fluß hinab. [Jahrzehnte später wird Dikigoros das Buch eines Altersgenossen seiner Mutter lesen, der behauptet, daß die Donau nur in Budapest "richtig" läge, während man in anderen Städten, wie Wien oder Belgrad, kaum merke, daß sie an der Donau lägen. Aber der war wahrscheinlich nie hier - oder nur so, wie er in Kalkutta war: 14 Tage im teuersten Luxushotel Indiens, wo er sich jeden Abend mit Whisky voll laufen lassen ließ - "zur Desinfektion!" -, sich nach Frankfurter Würsten mit Kartoffelsalat sehnte - "statt des Körnerfraßes!" -, eines der Häuser von Mutter Teresa besichtigte - "So stelle ich mir Auschwitz vor!" - und am Ende nichts besseres wußte, als eine der übelsten Passagen aus "Der Butt" von Grass zu zitieren. Der widerwärtige Kritikaster Reich-Ranicki hat sich zwar ein Leben lang bemüht, diesen Langweiler zum "bedeutendsten Reiseschriftsteller der BRD" hoch zu jubeln, aber er fehlt nicht umsonst auf Dikigoros Webseite über die großen Reiseschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Nein, den Namen nennt er nicht - er ist es nicht wert. Möge er bald der Vergessenheit anheim fallen!] Die Inhaber des Hotels Burgplatz - für die sie arbeitet - sind seit zwei Jahren Deutsche. Der neue jugoslawische König hatte sie eingeladen; aber dann wurde er gestürzt, da kamen die Deutschen denn ohne Einladung, und diese Aufdringlichkeit haben ihnen einige Leute übel genommen, auch die Reisegefährten von Josep Brosz (der sich inzwischen "Tito" nennt). Nein, es ist wirklich kein attraktives Urlaubsland mehr: Im Untergrund bekämpfen sich Serben, Kroaten und andere Völker erbittert; und auch das Verhältnis zwischen Gastgebern und Gästen verschlechtert sich von Tag zu Tag. Nur die ehrenwerten Bosniaken halten den Deutschen felsenfest die Treue (sie dienen vorzugsweise in den Einheiten, die den schönen Spruch "Meine Ehre heißt Treue" auf dem Koppelschloß führen und den weißen Totenkopf auf dem schwarzen Käppi), und die lassen ihnen, die ja mohammedanischen Glaubens sind, im Gegenzug freie Hand gegen ihre Erzfeinde - das sind die, die mosaïschen Glaubens sind. Einer der letzteren, ein Kroate namens Frank Tuchmann, taucht unter und entkommt. Wen schert's. Dikigoros' Mutter ist zwar mit ihrer serbischen Gastfamilie immer gut ausgekommen, ebenso wie ihre ältere Schwester mit ihrer kroatischen Gastfamilie; doch nun wird es langsam aber sicher ungemütlich, und sie hat schon ihren Reisegutschein in weniger unruhige Gefilde in der Tasche. Auf dem Balkan hält sie ohnehin nichts mehr, seit Partisanen das Flugzeug ihres ersten Verlobten abgeschossen haben; aber sie trägt es ihnen nicht nach - es ist halt Krieg; und ihre Abteilung ist zufällig für Kriegerwitwen zuständig, sie weiß also, daß es anderen genauso geht wie ihr. Sie wird Beograd nie wieder sehen, während ihre Schwester dort bleiben und nach dem Krieg einen kroatischen Hotelier heiraten wird.
Ende 1944. Dikigoros' Schwiegervater in spe ist auch auf Reisen. Zur Zeit Richtung Weißenburg. "Abenteuerurlaub" würde man das heute nennen. Seit fünf Jahren ist er jetzt in Osteuropas bevorzugten Urlaubsgebieten unterwegs, aber gealtert ist er für mindestens zehn, und von Abenteuern hat er für den Rest seines Lebens genug und überhaupt vom Reisen die Nase gestrichen voll. Dabei ist er ein harter, energischer Brandenburger von echtem Schrot und Korn, der Prototyp des friederizianischen Korporals, vom ersten Reisetag an dabei, als erwachsener Mann, der mit offenen Augen durch die Lande gezogen ist, nicht wie diese Zuckerbubis, die sie neuerdings noch auf Reisen schicken, ohne richtige Ausbildung, ohne Erfahrung, so daß man jetzt schon sagen kann, daß es für die meisten von ihnen die letzte Reise sein wird. Er hat Polen bereist und Rußland, hat das winterliche Survival-Training auf den Waldai-Höhen mitgemacht und taugt seitdem nur noch als Reserve-Tourist 3. Klasse. In dieser Eigenschaft entdeckt er als einer der ersten Deutschen (nach den Fallschirmspringern - denen hatte es allerdings nicht ganz so gut gefallen) das idyllische Urlaubs-Paradies Kreta. Das ist eine schöne Zeit für ihn, denn da gibt es keinen Streit und keine harten Kämpfe, wie anderswo auf der Welt, dafür Oliven und Raki satt - ein Traum in dieser bösen Zeit. Aber auch die schönsten Träume enden einmal, und für die deutschen Touristen auf Kreta gibt es ein besonders böses Erwachen: Es reicht zwar gerade noch, um sie mit den letzten Schiffen zum griechischen Festland zurück zu bringen; aber von da an müssen sie selber sehen, wie sie die Heimreise über Land hin bekommen, quer durch den Balkan, in kleinen und mittleren Reise-Grüppchen. Dort benehmen sich die Serben inzwischen wenig gastfreundlich - und die Kroaten noch viel weniger. (Das ist Dankbarkeit, dabei hatten die Deutschen ihnen doch eine eigene Ferien-Kolonie eingerichtet!) Alle deutschen Gäste, auch solche, die das Land seit Jahrhunderten mit aufgebaut hatten, werden ausgewiesen - oder gleich auf die letzte Reise befördert. (300.000 Ermordete und 300.000 Vertriebene zählten die deutschen Geschichtsbücher, bevor die Veröffentlichung solcher Zahlen als "politisch unkorrekt" verboten wurde; aber wahrscheinlich stimmten die sowieso nicht. Es gab 1945 auf dem Balkan mindestens eine Million Volksdeutscher; und viele von ihnen - wie Dikigoros' Tante, die ebenso sprachbegabt ist wie ihr Neffe und schnell das einheimische Idiom gelernt hat -, können bleiben, indem sie sich einfach als "Jugoslawen" ausgeben. Aber wenn sie sich nicht gerade scheiden lassen und wieder nach Mitteleuropa zurück kehren, wie besagte Tante nach ein paar Jahren, dann sind auch sie für den deutschen Kulturkreis letztlich verloren.)
Anschließend rechnen die serbischen und kroatischen Hoteliers unter einander ab; es sind lange Rechnungen und Gegen-Rechnungen, die da aufgemacht werden, denn in den letzten Jahren hat sich so ziemlich jeder bei jedem in Schuld und Schulden gestürzt: Die Linken und Rechten, die Serben und Kroaten, und alles bunt gemischt und überkreuz in wechselnden Koalitionen: Die faschistische kroatische Ustascha, die königstreuen serbischen "Tschetniks" (beide standen zuletzt - obwohl untereinander verfeindet - auf Seiten der deutschen Gäste), die kommunistischen Partisanen, die Moskau hörig waren und die kommunistischen Partisanen, die das nicht waren, dazwischen noch ein paar albanische Nationalisten (aus denen später die "UCK" hervorgehen soll), ein paar unverbesserliche Klerikale und ein paar naïve Demokraten, die vergeblich auf die Unterstützung der West-Alliierten nach dem Krieg gehofft haben. Der Balkan versinkt im Chaos. Am Ende zieht der k.u.k. Feldwebel a.D. auf dem Burgplatz ein (wo diesmal reichlich Scherben angefallen sind) und einen dicken Schlußstrich unter all die Rechnungen. Aber einigen Gläubigern gefällt das gar nicht; sie heben die noch nicht beglichenen Rechnungen auf, für später, man weiß ja nie, ob man nicht noch einmal abrechnen kann.
Auch anderswo auf der Welt wird abgerechnet. Die Endbilanz ist ernüchternd: Von der Zweiten Großen Reise dieses Jahrhunderts kehren rund 50 Millionen Touristen nicht zurück. Aber Dikigoros' Schwiegervater in spe - dessen Reisegruppe sich aufgelöst hat, nachdem sie an der Sawe in einen Hinterhalt geraten ist - kommt durch: Im Winter 1945 bringt ihn einer der letzten Pferde-Schlitten heim ins Reich. Er taugt nun nicht mal mehr als Reserve-Tourist der letzten Klasse; aber es kommt ja nicht mehr drauf an, die Zeit der Reisen ist wohl eh vorbei - meint er jedenfalls. Allerdings stellt er bald fest, daß inzwischen viele russische Touristen in seine Heimat eingereist sind und gar keine Anstalten machen, irgendwann wieder abzureisen. Sie haben ihn und seine Verwandten von so manchem befreit, auch von Menschen und Dingen, von denen sie überhaupt nicht befreit werden wollten, zum Beispiel von seinem ältesten Bruder - den sie kurzerhand an die Wand gestellt haben - und vom Bauernhof seiner Familie. (Eine Armbanduhr hat er nicht, da gibt es also nichts zu "befreien".) So packt er denn nach ein paar Jahren wieder seinen Krempel - mit der einen Hand, die dazu noch taugt - und sieht zu - mit dem einen Auge, das dazu noch taugt - daß er noch einmal die Kurve zu einer letzten Reise kratzt, diesmal zur Abwechslung gen Westen. Unweit von Europas zweitlängstem Fluß bleibt er mit seiner Familie hängen.
1980. Dikigoros sitzt auf dem Burgplatz. Dort steht jetzt tatsächlich ein Hotel; aber er übernachtet lieber privat, wenngleich das mit fast ebenso vielen Formalitäten verbunden ist wie die Übernachtung in staatlichen Hotels. Private gibt es nicht, denn obwohl die Föderative Republik Jugoslawien formell nicht zum Ostblock gehört, geht es hier doch ziemlich sozialistisch zu. Auch ohne Zwangsumtausch wird der Valuta-Ausländer ordentlich geschröpft, wenn er Dinare eintauscht. Nicht, daß man für die irgend etwas Brauchbares kaufen könnte - technische Geräte auf halbwegs modernem Stand zum Beispiel gibt es nur gegen harte Währung, wie DM oder Schilling. Angeblich wegen des Zolls, denn es sind ja importierte ausländische Produkte; aber natürlich ist der jugoslawische Dinar auf den Finanzmärkten der Welt etwa so viel wert wie der russische Rubel oder der Alu-Chip der DDR, nämlich gar nichts. Hotels und Restaurants sehen es lieber, wenn man in Valuta zahlt; aber wenn man die Wechsel-Bescheinigung vorlegt, müssen sie wohl oder übel auch Dinare nehmen. Sie tun es, aber widerwillig, und lassen es den Reisenden spüren. Dikigoros blickt hinab auf die graue Drecksbrühe, die sie mal die "schöne blaue Donau" genannt haben. Und die Stadt, die sie mal "Weißenburg" genannt haben, ist ebenso grau und dreckig. Doch nicht Touristen haben diese riesige Müllhalde, diesen herunter gekommenen Schrotthaufen aus Stahl und Beton hinterlassen, sondern dreieinhalb Jahrzehnte sozialistischer Mißwirtschaft. Man sollte eben keine ausgedienten Gefreiten und Feldwebel zu Staatschefs machen, denkt Dikigoros. Dabei gilt Jugoslawien innerhalb des Ostblocks als relativ marktwirtschaftlich orientiert, denn es läßt immerhin westliche Touristen ins Land (wegen der Devisen) und eigene Leute ins Ausland reisen, um dort zu arbeiten (auch wegen der Devisen), und sei es auf dem Fußballplatz - viele jugoslawische Balltreter und Trainer werden im Ausland populär, auch in Deutschland.
Derweil regiert Bruder Josep sein Land mit eiserner Hand, erstickt Zank und Streit zwischen den Balkan-Völkchen und Stämmen, verteilt um, gleicht aus, und die meisten sind ihm dankbar dafür, auch die Serben - obwohl er doch Kroate ist. Nur eine Minderheit sieht das anders: Einigen Kroaten, wie z.B. Frank Tuchmann (der wieder aufgetaucht ist und sich jetzt "Franjo Tudjman" nennt) ist er nicht kroatisch genug, und einigen Serben, wie z.B. den alt-eingesessenen Familien Karadzic und Milošević, ist er zu kroatisch; aber wie gesagt, das sind nur Minderheiten; wen schert's. Einige von Dikigoros' Vettern und Cousinen haben Serb[inn]en geheiratet, wie er verwundert bis stirnrunzelnd zur Kenntnis nimmt. Und da er auch in solchen Dingen kein Blatt vor den Mund nimmt, spricht er sie darauf an. "Aber wir sind doch keine Serben oder Kroaten mehr, sondern wir fühlen uns wie eine einzige große Familie, als Jugoslawen. Wir sprechen ja auch alle eine Sprache, Serbo-Kroatisch." - "Aber ihr schreibt sie in zwei völlig verschiedenen Schrift-Systemen." - "Ach was, ob man unser Land nun Jugoslavien oder Jugoslawien schreibt, die Hauptstadt Bosniens Sarajevo oder Sarajewo, den Fluß Save oder Sawe, unseren nördlichsten Bundesstaat Slovenien oder Slowenien - das ist doch alles völlig gleichgültig. Wir sind ein Volk." Der letzte Satz ist noch nicht zum geflügelten Un-Wort geworden und nötigt noch niemandem ein spöttisches Lächeln ab; aber Dikigoros bleibt skeptisch. Doch wo immer er das Thema anspricht, auch außerhalb des Familien-Kreises, hört er das gleiche - sollte die junge Generation den Haß ihrer Eltern wirklich überwunden und sich versöhnt haben? Das wäre ja zu schön um wahr zu sein... Ein italienischer Professor aus Triest feiert Bruder Josep als neuen Franz Joseph, als leuchtende Integrations-Gestalt, und den Vielvölker-Staat Jugoslawien bezeichnet er als wahren Erben des Habsburger-Reichs. Ob das ein gutes Omen ist? Auf der Rückreise macht Dikigoros in Wien Station, der immer noch größten Touristen-Hochburg an der Donau, wo seine älteste Cousine lebt. Sie hat einen Landsmann ihrer Mutter geheiratet und will von ihrer halb-kroatischen Vergangenheit nichts mehr wissen - die sie selbst ihren eigenen Kindern verschweigt. "Ich bin Österreicherin; und was meine Brüder und Schwestern da unten treiben, geht mich nichts an. Aber wartet mal ab, das nimmt noch alles ein böses Ende, wenn erst der Tito weg ist."
Ein paar Tage später stirbt Tito, hoch betagt und friedlich in seinem Bett (wer hätte das gedacht?)! Es passiert - nichts. Wieso denn auch? Es war doch immer alles in bester Ordnung; so ein paar Schwarzmaler, die Jugoslawien schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt haben und daher überhaupt nicht beurteilen können, wie fortschrittlich, tolerant und brüderlich die Menschen dort heute leben und denken, werden gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Ebenso wenig wie einige kleinere Krawalle, die ein paar aufmüpfige Albaner im Kosovo bald darauf anzetteln; die Polizei schlägt sie mühelos nieder, und so herrscht auch in Serbiens Herzland schnell wieder Ruhe und Ordnung - wie zu Lebzeiten Titos. "Die Sowjets verhindern, daß es dort los geht," meint die Cousine nun; aber diese These ist ja noch abenteuerlicher als die von Tito. Jedes Kind weiß doch, daß sich Belgrad längst von Moskau abgekoppelt hat; als ob die Sowjets auf dem Balkan noch irgend etwas verhindern könnten... Die Sowjets alleine haben auf dem Balkan noch nie etwas bewegt, denkt Dikigoros, als er auf der Rückreise in Linz Station macht. (Er besucht dort ein Konzert des besten - aber leider wenig erfolgreichen - Chanson-Sängers deutscher Zunge, Peter Bender.) Aber es hat ja schon immer Politiker im Westen gegeben, die den Sowjets in die Hände gespielt haben; und die Erfahrung lehrt, daß sich die Geschichte gerade des Balkans öfter wiederholt als einem lieb sein kann...
In den Jahren danach gewinnt Jugoslawien weltweit an Sympathien hinzu. 1984 reist die Jugend der Welt nach Bosnien, dessen Hauptstadt Sarajewo die olympischen Winterspiele ausrichtet. Sarajevo, Sarajewo... da war doch mal was? Ach, längst vergessen und vergeben. So eine Olympiade eignet sich hervorragend, um ausländischen Besuchern Sand in die Augen zu streuen, das war bereits vor einem knappen halben Jahrhundert so; schon damals sind alle drauf reingefallen; und heute - mit Unterstützung der die Show noch perfekter inszenierenden Massenmedien - erst recht. Was man nicht vergessen und vergeben hat ist der Besuch von Dikigoros' Schwiegervater; 1985 wird der 40. Jahrestag seiner Abreise und der seiner Gefährten ganz groß gefeiert - der Haß auf die Deutschen eint die Balkan-Völker und hält auch Jugoslawien zusammen, das hat offenbar weder mit Tito noch mit dem Sozialismus etwas zu tun, wie Dikigoros aufmerksam registriert. Aber das Geschichts-Bewußtsein der Jugoslawen geht durchaus weiter zurück als bis 1945. 1987 wird der 200. Geburtstag von Räuber-Hauptmann Karadzic als "Freiheitskämpfer" (Freiheit wessen wovon wozu?) groß gefeiert; sein Ur-ur-ur-ur-urenkel reist durch Bosnien, hält schöne Reden, macht sich beliebt und beschließt, Politiker zu werden. Das sind alles Dinge, die im Ausland nicht weiter auffallen, denn was nicht im Fernsehen kommt und nicht mal in der Zeitung steht wird im Westen nicht zur Kenntnis genommen, nicht einmal von den "Keksperten" in den Außen-Ministerien und an den Universitäten, erst recht nicht vom Volk der Normal-Verbraucher und Medien-Konsumenten. Man reist nicht mehr selber in fremde Länder, um sich ein Bild zu machen - Bilder gibt es doch genug in der Glotze, und Ausländer mehr als genug im nächsten Asylantenheim. Und über das Amselfeld weiß man genug, wenn man das Regal im Supermarkt kennt, in dem der süßliche "Amselfelder" Rotwein steht (der kommt zwar gar nicht vom Amselfeld, sondern aus Makedonien, aber wer merkt das schon, Hauptsache billig). Wenn man ins Ausland reist, dann zum Alles-inklusive-Pauschal-Urlaub im Touristen-Ghetto, gut abgeschottet von Land und Leuten, Hauptsache billig. "Bildungs-Urlaub" ist doch etwas für reaktionäre Kleinbürger. Man wird zuhause schon genug berieselt (zwar meist mehr verdummt als informiert, aber wer merkt das schon); im Urlaub da will man endlich mal abschalten, klick. Man macht übrigens gerne Urlaub auf dem Balkan. Längst übersteigen die Einnahmen Jugoslawiens aus dem Fremdenverkehr die Überweisungen der Gastarbeiter - die ihren sauer verdienten Lohn (sie machen zumeist die Dreckarbeit, für die sich Deutsche und andere Westeuropäer zu fein sind) lieber selber behalten als ihn auf jugoslawischen Banken der zunehmenden Geldentwertung des Dinar auszusetzen. Besonders Istrien und die dalmatinische Küste, die beide zu Kroatien gehören, werden gerne besucht. Dort stehen noch die Hotels aus der guten alten Habsburger Zeit, und der Slivovic ist billig. Die UNO nimmt gar das alte italienische Adria-Städtchen Ragusa, das die Kroaten jetzt "Dubrovnik" nennen, in die Sammlung der subventionierten "Kulturerben der Menschheit" auf. Frau Dikigoros mißfallen allerdings die muffigen alten Hotelkästen sowie die Tatsache, daß ihr Mann dort so viel Pflaumenschnaps trinkt; seit sie verheiratet sind, sind sie genau einmal hin gefahren, zum ersten- und letzten Mal.
1989. Die Berliner Mauer fällt; in Deutschland und anderen Ländern Europas werden die kommunistischen Regime gestürzt, weil sie ihren Bewohnern keine Reisefreiheit gewährt haben; in Staaten, die ihre nationalen Minderheiten unterdrücken, wie der Tschecho-Slowakei, Rumänien und der Sowjet-Union, gären Unabhängigkeits-Bestrebungen. Nicht so in Jugoslawien; da bleibt alles ruhig und friedlich, und allmählich beginnt selbst Dikigoros' Cousine zu zweifeln, ob sie mit ihrer Einschätzung richtig gelegen hat. Ihre Geschwister sind zu Besuch in Wien und können nur herzlich lachen über ihre einstigen Unkenrufe: "Die Russen können ja nicht mal den Abfall ihrer eigenen Bündnis-Partner im Warschauer Pakt verhindern; glaubst du wirklich, die Existenz der Sowjet-Union wäre der Grund dafür, daß Jugoslawien nicht auseinander fällt? Umgekehrt wird ein Schuh draus - wenn die Sowjets gekonnt hätten, hätten sie Jugoslawien längst zerstört." - "Und wenn Jugoslawien nur von der Angst vor der Sowjet-Union zusammen gehalten wird?" fragt Dikigoros. "Dann wird es wohl ewig bestehen," meint sein Vetter Joso, der mit einer Serbin verheiratet ist, "eher bricht die Sowjet-Union auseinander als unser Staat." Sie ahnen nicht, daß sie beide Recht behalten sollen.
Knapp zwei Jahre später erklären die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit von der Sowjet-Union; prompt folgt Slowenien und sagt sich von Jugoslawien los. Die Weltöffentlichkeit ist empört ob so viel Undankbarkeit - das ist doch böser, rechtsradikaler Nationalismus, redet man den Medien-Konsumenten ein, der längst überwunden sein sollte! Die westlichen Politiker finden es einfach unbequem, sich noch mehr Staaten auf der Landkarte merken zu müssen, und noch mehr Namen von Leuten, die sie nicht kennen und deren Sprache sie nicht verstehen. Ein Glück, daß die Regierungen in Moskau und Belgrad diesem faschistoïden Treiben nicht tatenlos zusehen, sondern ordentlich dagegen halten - sie lassen anti-faschistische Panzer rollen. Dikigoros' Cousine ruft ihre Geschwister in Jugoslawien an: "Wollt ihr nicht besser für ein paar Wochen nach Österreich kommen?" Sie wird ausgelacht und erhält eine Gegeneinladung, damit sie sich persönlich überzeugen kann, daß alles in bester Ordnung ist. Doch sie verzichtet dankend, und der "nationalistische Bazillus" läßt sich nicht unterdrücken, sondern breitet sich immer weiter über Europa aus: Die Sowjet-Union zerfällt, ebenso die Tschecho-Slowakei, und bald darauf erklären auch die nicht-serbischen Völker Jugoslawiens ihre Unabhängigkeit: Neben den Slowenen sind das die Kroaten, die Bosniaken und die Makedonier. Plötzlich stellen alle diese einander völlig fremden Völker (waren sie nicht noch vor wenigen Jahren "ein Volk"?) fest, daß sie auch völlig verschiedene Sprachen sprechen. Die sind zwar nicht halb so weit von einander entfernt wie Bayrisch und Preußisch, Plattdeutsch und Schwäbisch, Rheinländisch und Sächsisch (eher wie britisches und amerikanisches Englisch); aber das ist schnell gemacht: man beeilt sich, den Wortschatz und die Rechtschreibung von allen "ausländischen" Einflüssen zu "säubern" - die Verlage haben Hochkonjunktur. (Andere "Säuberungen" werden bereits vorbereitet.) Allein die Montenegriner (deren Landeshaushalt fast zu 100% aus dem Bundeshaushalt finanziert wird) bleiben bei der föderativen Stange, und das nehmen die Serben zum Anlaß, den ihnen verbliebenen Rumpfstaat trutzig weiter "Jugoslawien" zu nennen.
In den Bonner Reisebüros kalkuliert man nüchtern: Bosnien und Makedonien sind potentielle Hungerleider, die werden immer nur die Hand aufhalten (sie lassen bereits ihre im Ausland geprägten Münzen auf Englisch beschriften und mit dem FAO-Emblem versehen, und als Zweitwährung führen sie die DM ein). Slowenien und Kroatien dagegen sind beliebte Reiseziele und könnten auch auf eigenen Beinen stehen - die werden anerkannt. Die anderen Reisebüros - die ihre Urlauber auch weiter an die Adria schicken wollen - ziehen nach, wenn auch zögerlich; nur die Griechen sind beleidigt, daß die Makedonier eine eigenen Ferien-Kolonie aufmachen wollen, statt sich ihnen anzuschließen, und verweigern ihre Anerkennung. Auch in Belgrad wird gerechnet: Fast die Hälfte der Serben wohnt außerhalb des serbischen Kernlandes, vor allem in der formell zu Kroatien gehörenden Kraina, aber auch in Bosnien. Slowenien kann man sausen lassen, da hat man sich ohnehin kürzlich mit einer unglücklich verlaufenen Polizei-Aktion eine Abfuhr geholt. Jetzt geht die Reise nach Kroatien. "Ein Kabinetts-Krieg," sagen Dikigoros' Verwandte, "ein paar größenwahnsinnige Politiker und Militärs wollen sich unbedingt bekämpfen; uns, das jugoslawische Volk, werden sie nicht gegeneinander aufhetzen; wir sind alle Brüder und Schwestern." Aber wie das so ist unter Brüdern und Schwestern; manchmal gibt es Familien-Fehden, und die sind oft die schlimmsten. Als die ersten gepanzerten Reisebusse der Serben in Kroatien einrollen ahnt noch niemand, daß diese Fahrt länger dauern und die Balkanesen mehr Opfer kosten soll als die beiden Großen Reisen dieses Jahrhunderts zusammen. Es passiert - nichts. Zum Entsetzen der Kroaten. Man hat ihren Staat doch anerkannt. Und steht nicht in der UN-Charta, daß jedes Volk ein Recht auf Unabhängigkeit und Eigenstaatlichkeit hat? Sie schlagen nach: Nein, mitnichten! Das stand zwar mal in der Völkerbund-Satzung - aber auch da galt es nur für die Angehörigen von Feindstaaten, die zerschlagen werden sollten, nicht für Iren in Großbritannien, Bretonen, Basken und Korsen in Frankreich, Indianer in den USA oder Tibeter in China. "Das Recht auf einen eigenen Kleinstaat gehört nicht zu den originären Menschenrechten", tönen rechte und linke Cyniker plötzlich unisono. Und in der UN-Charta steht sogar das genaue Gegenteil von dem, was die Kroaten dachten: Mitglieds-Staaten - wie Jugoslawien - wird ihre territoriale Unverletzlichkeit garantiert; wer sie zu zerstören versucht - wie jetzt die Kroaten - verstößt gegen geltendes Völkerrecht!
Niemand im Westen rührt einen Finger für sie, während die auseinander brechende Sowjet-Union (Dikigoros' Schwiegervater erlebt noch mit, wie die russischen Touristen aus seiner alten Heimat abreisen) noch immer Geld und Waffen erübrigen kann, um die Serben zu unterstützen. Wie ist das möglich? Gibt es nicht überall in der westlichen Welt Lippen-Bekenntnisse für den Freiheitskampf der unterdrückten nationalen "Minderheiten"? Für ein von Weißen befreites Südafrika, für ein von Franzosen befreites Kanakistan, für ein von Australiern befreites Aboriginistan, sogar für ein von Kanadiern befreites Eskimo-Land Nunavut? Gewiß, aber diese Länder sind weit weg, da kann man leicht daher reden. (Das ist ein wenig wie die berühmte Freiheit der Gummibärchen von der Plastik-Tüte.) Wenn man damit in Europa Ernst machen wollte, würden sofort die Nord-Iren, die Schotten, Waliser, Galizier, Basken, Katalanen, Bretonen, Korsen, Elsässer, Flamen und Südtiroler Ansprüche anmelden; das darf nicht sein, also dürfen keine Präzedenz-Fälle geschaffen werden! Eigentlich hätte man schon den Deutschen ihre Wiedervereinigung nicht durchgehen lassen sollen; aber zum einen lagen der mehr materielle als ideelle Bestrebungen zugrunde - die Ossis wollten nur Westmark, Westautos und Westreisen, ansonsten nichts mit den Wessis zu tun haben -, und zum anderen haben die Westdeutschen brav bezahlt für einen bankrotten Staat, den sonst niemand mehr alimentieren wollte, nicht mal die Sowjet-Union. Bei den Kroaten ist es genau umgekehrt: Die wollen sich aus ideellen Gründen (man sagt "ideologischen" Gründen und meint das negativ) von Jugoslawien trennen, und dabei würden sie einen bankrotten serbischen Rumpf-Staat zurück lassen, der bisher von ihrer (und der Slowenen) Ausbeutung gelebt hat und den sonst niemand alimentieren wollte. Westliche Wirtschaftspolitiker melden sich warnend zu Wort: Hat nicht das Beispiel der Tschecho-Slowakei gezeigt, daß bei der Teilung einer einigermaßen funktionierenden Wirtschaftseinheit durch zwei für beide Teile weniger als die bisherige Hälfte heraus kommen kann? Sollte wirklich nicht mehr Geld die Welt regieren, sondern irgendwelche nebulöse Ideale, von denen man nicht abbeißen kann? Gewiß, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagt man; aber damit kann doch nur gemeint sein, daß er zur Abwechslung auch mal Kuchen braucht, oder?
Großfamilie Dikigoros trifft sich wieder in Wien zu Kuchen und Sacher-Torte - bis auf Vetter Joso und dessen Frau; die sind verschollen. Gerüchten zufolge geht der Riß nicht nur durch die Nation (die plötzlich niemand mehr die "jugoslawische" nennen will), sondern auch durch die nationalen Misch-Ehen; es soll sogar zu Mord und Totschlag gekommen sein. Die Serben haben Dubrovnik in Schutt und Asche gelegt (da werden sich die Archäologen und Scherben-Sammler künftiger Generationen aber freuen!), und viele andere Städte dazu. Die offenbar hellsichtige Cousine wird mit Fragen bestürmt, wie es wohl weitergehen mag und was man nur tun soll. Aber nun ist auch die mit ihrem Latein am Ende und hat keine vernünftige Erklärung mehr. Sie gewährt ihren Geschwistern bei sich privat - wo gerade Platz geworden ist - Asyl (ihr Heimatstaat gewährt es den Kroaten nicht), mehr kann sie nicht tun. Hitzige Debatten folgen. Dikigoros hatte das immer genauso gesehen wie die Bonner Reisebüros: "Im Zusammenleben der Völker ist es wie im Zusammenleben der einzelnen Menschen. Wenn eine Frau ihrem Mann davon laufen will oder ein Kind seinen Eltern, weil sie glauben, auf eigenen Beinen stehen zu können, soll man nicht versuchen, sie mit Gewalt daran zu hindern. Und wenn einer meiner Mitarbeiter meint, er müsse sich unbedingt selbständig machen, weil er dann mehr verdient, kann er gehen - vielleicht hat er ja Recht. Aber abhauen und einen kostspieligen eigenen Hausstand gründen, um von den Unterhaltszahlungen des Ehemannes oder der Eltern zu schmarotzen, das sollte man nicht unterstützen. Und sich selbständig machen, einen Existenzgründungs-Kredit auf Steuerzahler-Kosten verfrühstücken und dann Pleite machen und beim Sozialamt wieder die Hand nach Steuergeldern aufhalten, das auch nicht." - "Du würdest nicht darum kämpfen, wenn deine Frau oder deine Kinder oder deine Angestellten dich verlassen wollten?" - "Wenn sie das wollten, hätte ich jahrelang etwas falsch gemacht, das könnte ich nicht mit einem kurzen Kampf in letzter Minute wieder hin biegen."
Seine Cousine schweigt - ihre ältere Tochter, die sie immer zu "Toleranz" und Fremdenfreundlichkeit erzogen hat, ist soeben mit einem Schwarzen nach Afrika durchgebrannt; und sie quält sich nun mit Selbstzweifeln, ob sie nicht in der Erziehung "jahrelang etwas falsch gemacht" hat - denn so weit sollte die Toleranz natürlich nicht gehen. "Ich habe nie Unterhalt von deinem Vater schmarotzt," sagt Dikigoros' Tante zu ihrer Tochter." - "Ich von dir auch nicht." - "Ich hab' euch beiden auch keine große Szene gemacht, weil ich uns nicht auch noch den Weg zu einer späteren Wiederversöhnung verbauen wollte; früher oder später wird deine Tochter wieder bei dir auf der Matte stehen, wenn sie von dem Neger die Nase voll hat, oder der von ihr." - "Glaubst du, daß es eine spätere Wiederversöhnung zwischen Serben und Kroaten geben wird?" - "Nein, jedenfalls nicht so schnell. Vielleicht in ein paar Generationen, aber das werden wir alle nicht mehr mit erleben." Dikigoros beginnt an seiner Einstellung zu zweifeln: Ist das im Zusammenleben der Völker wirklich genauso wie zwischen Privatleuten? Ungezogene (oder falsch erzogene) Kinder soll man gehen lassen; Privatleute können sich das auch leisten, da es ja die Sozialversicherungs-Systeme gibt, die den Jüngeren Zwangsabgaben auferlegen, um den Älteren ihre Renten zu finanzieren, auch denen, die ihre Kinder schlecht erzogen haben - und selbst denen, die gar keine Kinder haben. Aber wie soll das im zwischenstaatlichen Bereich funktionieren, wenn man es mal konsequent zuende denkt? Soll die Weltbank bei allen funktionierenden Staaten eine Zwangsabgabe erheben, um jedem daher gelaufenen Räuber-Hauptmann und Wüstenscheich zwischen Hintertupfistan und Palästina seinen eigenen "Staat" zu finanzieren? Und mit welchem Recht beanspruchen diejenigen Scheichs, die ihre Ärsche zufällig gerade dort in den Sand gesetzt haben, wo Öl vorbei fließt, das ihnen die westlichen Staaten aus der Erde holen und teuer bezahlen, die Einkünfte daraus alleine für sich - die sie keinen Handschlag dafür getan haben -, und wollen dem armen, hochverschuldeten "Mutterland" im Sand nebenan, von dem sie sich vor ein paar Jahren gelöst haben, weil da nicht so viel Öl fließt, nichts davon abgeben? Sollten da nicht - wie früher auch im zwischenmenschlichen Bereich - in erster Linie die nächsten Verwandten in die Pflicht genommen werden, und nicht die Allgemeinheit?
Um diese Frage ist gerade ein blutiger Krieg geführt worden, in Kuwait und im Irak; seitdem stellt sich Dikigoros diese Fragen, wiewohl ihm klar ist, daß sich das auf den Konflikt zwischen Serben und Kroaten nicht ohne weiteres übertragen läßt. Er hat die Länder Süd-Europas (und einige Gegenden der USA) noch kennen gelernt zu einer Zeit, als es dort noch intakte Familien gab, in denen zwar bisweilen beide Elternteile arbeiten gehen mußten, weil sie sonst zu wenig Geld zum Überleben gehabt hätten, aber ohne ihre Kinder - von denen es nie zu wenig gab - darob zu vernachlässigen: die wurden von ihren Großeltern erzogen, die u.a. auch die Sprache ihrer Vorfahren an sie weiter gaben (so wie Dikigoros' eigener Vater "Pladdütsch", das in seinem Elternhaus nicht mehr gesprochen wurde, von seinen Großeltern lernte). Ihm hat das damals sehr imponiert, und er hat immer Sympathien gehabt für die kleinen, unterdrückten Völker und Stämme, die ihre eigene Kultur und Lebensart bewahrt haben, vor allem ihre eigene Sprache: die Bretonen und die Gascogner, die Basken und die Katalanen, die Finnen und die Esten (nein, nicht die Letten und Litauer, die man so oft mit ihnen in einen Topf wirft und fälschlich "baltische Völker" drauf schreibt; warum nicht, schreibt er an anderer Stelle), die Sikhs und die Singhalesen, die Karen und die Tibeter, die Ambonesen und die Balinesen, die Ainu und die Deutschen, die seit dem 2. Weltkrieg auch überall auf der Welt zur unterdrückten Minderheit geworden sind. (Nein, nicht erst mitten drin oder nach seinem Ende. Lange bevor Stalin - nicht ohne Grund - die Wolga-Deutschen deportierte, deportierte Frankreich 1939 "seine" Elsässer und steckte sie in Konzentrationslager, obwohl doch bis heute in seinen und unseren Märchen-, pardon Schulbüchern steht, daß das alles so begeisterte Franzosen gewesen seien, die von Deutschland gar nichts wissen wollten, obwohl - oder weil - die Franzosen ihnen den Gebrauch ihrer Sprache, des Mosel-Fränkischen, verboten hatten. Warum aber dann die Deportationen? Und warum preßte man die männlichen Überlebenden nach 1945 zur Fremdenlegion und verheizte sie in Indochina? Und warum steckten die Briten 1939 "ihre" Deutschen - von denen die meisten seit 1933 aus Deutschland emigriert waren, weil sie Juden oder Anti-Nazis waren - als "feindliche Ausländer" in Konzentrationslager, obwohl doch bis heute in den Märchen-Büchern steht, die West-Alliierten hätten Deutschland den Krieg erklärt, um "Nazismus" und "Anti-Semitismus" zu bekämpfen? Die Männer wurden noch während des Krieges zur britischen Armee zwangsgepreßt und in Burma bei Himmelfahrts-Kommandos gegen die Japaner verheizt - ihre Überlebens-Chancen in einem Konzentrationslager in Deutschland wären bedeutend höher gewesen -; die Frauen und Kinder pferchten die Briten nach dem Krieg auf ein paar alte Seelenverkäufer und schipperten sie nach Cypern, wo die meisten von ihnen jämmerlich verreckten.) Dennoch fand Dikigoros es immer praktisch, ja selbstverständlich, sich mit Angehörigen dieser Minderheiten in der Sprache ihrer Unterdrücker unterhalten zu können, auf Französisch, Kastilianisch, Englisch, Russisch, Bahasa oder Japanisch. (Auch mit Juden spricht er die Sprache ihres jeweiligen Gastlandes; denn erstens kann er selber kein Jiddisch, und zweitens hat man auch denen diese ihre angestammte Sprache nach dem Krieg genommen - und ihnen noch eingeredet, man hätte ihnen damit etwas Gutes getan, denn nun "durften" sie ja statt dessen Alt-Hebräïsch lernen.) Selbstverständlich, daß sie die lernten; aber nicht um sich anzupassen, sondern um zu verstehen, was ihre Feinde und Unterdrücker über sie redeten und schrieben - dachte Dikigoros in seiner Naïvität, während jene Feinde ganz anderes dachten, nämlich daran, den Minderheiten ihre eigenen, Identität stiftenden Sprachen allmählich ganz zu nehmen und ihre "Hochsprache" als alleinige "Amts- und Verkehrssprache" durchzusetzen. So war es nur folgerichtig, wenn Tito als erstes eine "serbo-kroatische" Sprache proklamierte und wenn seine heutigen Erben sie als erstes wieder abgeschafft haben, und wenn die dabei entstehenden Dialekte erstmal auf noch so wackeligen Beinen stehen mögen.
Die Kroaten glauben jedenfalls, daß sie auf eigenen Beinen stehen können - nicht nur sprachlich und kulturell, sondern auch wirtschaftlich, politisch und militärisch. Und da ihnen niemand hilft, greifen sie zur Selbsthilfe: Sie wählen Frank Tuchmann, den Tito ins Gefängnis geworfen hatte und der erst als Sechzigjähriger entlassen wurde, als alle davon ausgingen, daß seine ruinierte Gesundheit ihn nicht mehr lange würde leben lassen, zum Präsidenten. Der einstige Absolvent der Belgrader Militär-Akademie stampft eine Armee aus dem Boden, die Kroatien Meter für Meter frei kämpft. Als sie an der Grenze zur Kraina angekommen ist, greift die UNO ein und stellt sich hinter Serbien: "Keinen Schritt weiter," bedeutet sie den faschistischen kroatischen Aggressoren und diktiert einen Waffenstillstand. Das kann doch nicht wahr sein - oder? Aber dann geht es an einer anderen Ecke des Weißenburger Imperiums los: Im Bundesstaat "Bosnien und Herzegowina" sind im Laufe der Zeit so viele verschiedene Völkchen eingereist, daß es schwer fällt, sie alle unter einen Hut zu bekommen bzw. dort zu behalten. Besonders drei Reisegruppen wollen partout nicht länger zusammen fahren: die orthodoxen Serben, die katholischen Kroaten und die muslimischen Bosniaken. "Wo ist das Problem?" fragen verantwortungsvolle Reiseleiter (die es dort ja auch noch gibt), "eine einvernehmliche Trennung, und jeder kann seine Reise alleine fortsetzen, wie es ihm beliebt." Den Kroaten und Serben würde es belieben, sich ihren jeweiligen Haupt-Reisebüros anzuschließen; die Bosniaken würden gerne ihren eigenen Laden aufmachen. Der wäre zwar finanziell nicht überlebensfähig, aber das wäre er auch nicht, wenn man mit den anderen beiden Gruppen zusammen bliebe; so oder so müßte das Ausland die Weiterreise bis auf weiteres finanzieren. Die Deutschen zahlen schon so viel an die Russen und an die Ossis, da kann es doch auf die paar Milliarden mehr für ihre alten, treuen Verbündeten von einst nicht ankommen, oder?
Aber die Zeiten haben sich geändert - der Spruch von Ehre und Treue steht jetzt sogar unter Strafe (was manche Politiker als Aufforderung zur Unehrenhaftigkeit und Veruntreuung zu mißverstehen scheinen). Die Staaten-Gemeinschaft hat nicht mehr "Freiheit für die Nationen" auf ihren Fahnen stehen - schon gar nicht auf der Fahne der Vereinten Nationen - sondern "Multikulturelle Gesellschaft." Nanu - hatten das nicht schon die Habsburger praktiziert, und war das nicht nach dem einmütigen Urteil aller Zeitgenossen von links bis recht ein derartiger Mißerfolg gewesen, daß man ihren Staat darob zerschlug und in National-Staaten aufteilte? (Übrigens ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Folgen?) Oder verstehen die Regierenden darunter heute etwas anderes? Nun, nüchtern betrachtet verstehen die darunter solche Gesellschaften, die aus möglichst vielen Kulturen möglichst uneinheitlich zusammen gewürfelt sind und daher in ständiger sozialer Spannung leben. Das hindert die Untertanen nämlich daran, sich gemeinsam gegen eine Obrigkeit zusammen zu tun, deren Interessen nicht die ihren sind; denn es lenkt ab vom gemeinsamen Feind, den Partei-Bonzen, und schafft statt dessen Feindschaften und Kämpfe zwischen denen, die man zwingt, zusammen zu leben, obwohl sie es gar nicht wollen. (Böse Zungen sprechen daher auch von "multikriminellen Gesellschaften", wobei manchmal nicht ganz klar wird, wen sie damit außer den Regierenden noch meinen.) So auch in Bosnien. Die NATO - das Militärbündnis der Westmächte - maßt sich an, den Bosniern vorzuschreiben, wohin die Reise gehen soll. Gegen den Willen aller Beteiligten verbietet sie den Serben und Kroaten den Anschluß an ihre Heimat, und den muslimischen Bosniaken (die auf ihrem Gebiet auch gerne alleine unter sich wären) den eigenen islamischen Gottes-Staat. Es kommt zum Krieg, Millionen Bosnier reisen ins Ausland, vor allem nach Deutschland, das alle Besucher mit offenen Armen und Geldbörsen aufnimmt.
In Bosnien reisen schwer bewaffnete NATO-Truppen ein. Sie nennen sich "Friedenstruppen"; aber obwohl sie ohne echte Kampfhandlungen einrücken, weiß jeder, daß es Besatzungstruppen sind, die den Willen der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gewaltsam unterdrücken. Der serbische Reiseführer in Bosnien, Karadzic, muß untertauchen, denn die Besatzer haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben; sie wollen ihn vor ein "Kriegsverbrecher-Tribunal" stellen, und niemand kann im Zweifel darüber sein, wie dessen "Urteil" ausfallen würde. Der Leiter des Reisebüros Serbien, Milošević, nimmt ihn auf und versteckt ihn. Wie vor einem halben Jahrhundert. Und wie damals beginnt bald wieder der Partisanenkampf gegen die Besatzer - die sich ihre Aufgabe wohl leichter vorgestellt haben; denn den jungen, dummen Reisenden hat man eingeredet, sie kämen zur "Befreiung" (wessen wovon wozu?) und um den "Frieden" (welchen?) zu sichern. Böse Sprüche tauchen auf an den Wänden der zerschossenen Häuser: "Fighting for peace is like fucking for virginity" - für den Frieden zu kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit zu ficken. Böse Erinnerungen werden wach, an damals. Nun ist es eher noch schlimmer - die deutschen Nazis und die italienischen Faschisten hatten wenigstens jedem Volksstamm erlaubt, unter sich zu bleiben. So zum Beispiel auch den Kosovaren, indem sie das Amselfeld Albanien zuschlugen. Natürlich wurde das 1945 als böse, faschistoïde Idee gleich wieder rückgängig gemacht; aber nun, nach 50 Jahren, stellt jemand fest, daß das eine der noch offenen Rechnungen ist, die damals im Schreibtisch verschwunden sind, und zieht sie wieder hervor. Die Kroaten nutzen die Gunst der Stunde und die Beschäftigung der NATO, um im Handstreich die Kraina zu besetzen, pardon, zu befreien und von Serben zu "säubern". Die ge- bzw. versäuberten Serben wiederum strömen auf das Amselfeld und versuchen, es von albanischen Kosovaren zu "säubern".
Daß solche "Säuberungen" bisweilen ein eher schmutziges Geschäft sind, wissen alle. Keiner nimmt das den Saubermännern wirklich krumm. Aber den zugrunde liegenden Verstoß gegen das Multikulti-Prinzip kann die NATO nicht hinnehmen. So nimmt sie den Schmutz der Säuberungen zum Vorwand, einen unerklärten, aber darob nicht weniger schmutzigen Bomben-Krieg gegen Jugoslawien zu beginnen. Es ist der erste, den die NATO führt, seit sie gegründet wurde, um Deutschland nieder zu halten; nun stehen in ihren Reihen auch die Deutschen, die also zum ersten Mal seit der Großen Reise wieder zu Felde ziehen und das zum dritten Mal in diesem Jahrhundert zum Amselfelde und gegen die Bewohner der Weißen Burg (und den Zug ihrer Mitreisenden bezahlen sie größtenteils mit). Und das ist nicht der einzige Treppenwitz dieser Geschichte: Der oberste deutsche Reiseleiter war noch nie auf Reisen, geschweige denn auf Auslands-Reisen - er hatte sich immer verweigert, denn er kann nicht mal Fahrrad fahren und gleichzeitig Kaugummi kauen, ohne dabei aus dem Sattel zu fallen und sein Gehirn noch mehr zu erschüttern als es ohnehin schon ist (immerhin hat er nach einigen Jahren mühsam gelernt, sich zu rasieren und einfache Texte langsam abzulesen); und sein einziger Auslands-Kontakt hat sich bisher darauf beschränkt, daß seine Tochter (wie die von Dikigoros' Cousine) einen Afrikaner geheiratet hat. Der hat also überhaupt keine Vorstellung, was da unten auf dem Balkan unter seiner "Leitung" vor sich geht.
Aber da ist ja noch der Leiter des deutschen Auslands-Reisebüros, ein rechtskräftig verurteilter Landfriedensbrecher. Seine Eltern kamen wie die Urgroßeltern von Dikigoros aus der zweitgrößten Touristen-Hochburg am Blauen Fluß, die auch sie verlassen mußten, weil sie Deutsche waren (allerdings erst nach der Zweiten Großen Reise). Auch er hat zwar keine touristische Erfahrung, dafür aber umso mehr terroristische: Er war in jungen Jahren ein großer Werfer von Steinen und Molotow-Cocktails. (Jawohl, inzwischen nennt man sie endlich so!) So manche Scherben sind dabei angefallen, vom Schaufenster bis zum Schädel widerspenstiger "Bullen", und es sollen noch viel mehr anfallen unter seiner Ägide, auch wenn er und seine Partei behaupten (und seine Wähler glauben), daß er sich geändert habe. Aber sie haben sich getäuscht bzw. täuschen lassen: Der Mann, der so gerne im Trüben fischt (und auch so heißt) trauert seiner verlorenen Jugend und seiner großen Vergangenheit als Steine-Werfer nach - und nun kann er sie endlich wieder lebendig werden und sogar noch etwas viel Besseres abwerfen lassen: echte Bomben! Da lacht ihm das Herz im Leibe - womit hat er die Wähler-Stimmen der Narren geködert? Damit, daß er aus der "Friedens"-Bewegung komme und daß seine Partei "Umweltschutz" auf ihre Fahnen geschrieben habe? Ha ha, ausgerechnet... Auf der Weißen Burg fallen wieder reichlich Scherben an, und im blauen Fluß treiben die freigesetzten Gifte der zerbombten Chemie-Fabriken.
Ein paar Tage später stirbt Frank Tuchmann. Ganz Kroatien trauert um den katholischen Juden, der einst der kroatischen Ustascha und der bosniakischen SS entkam und ihnen ihre Eigenstaatlichkeit zurück gegeben hat. Zuhause wird er zum Volkshelden. Im Ausland - im Westen ebenso wie im Osten - wird sein Tod dagegen mit eisigem Schweigen quittiert. War dieser Fascho-Verschnitt nicht rückblickend an allem schuld? Überall ist es wieder losgegangen: Die Nord-Iren, die Basken und die Korsen, deren Unabhängigkeits-Bewegungen man schon für endgültig an die Kette gelegt hielt, sind wieder aktiv; in Flandern und in Nord-Italien nehmen böse Autonomie-Verfechter den edlen, etablierten Multi-Kulti-Parteien wertvolle Wählerstimmen weg. Wie soll das alles enden? Na, jedenfalls nicht mit der Autonomie oder gar Unabhängigkeit der nationalen Minderheiten, da sind sich die herrschenden Gutmenschen der Multi-Kulti-"Demokratien" einig; eher lassen sie alles in Scherben gehen - und helfen selber noch kräftig nach, mit staatlich finanzierten Sonder-Reisen.
Dikigoros hat irgendwie kein Glück gehabt mit seinen Reisen: Er hat sie alle selber finanzieren müssen; denn immer wenn eine Große Fahrt auf Staatskosten anstand, war er entweder noch zu jung oder schon zu alt. Sein Neffe (genauer gesagt ist es der Neffe seiner Frau, der die Familien-Geschichte seines Schwieger-Onkels nicht kennt) hat es da besser getroffen; er ist dabei, als einer der bewußten jungen Reisenden. Er glaubt felsenfest an die Gottgefälligkeit seiner Mission - obwohl er sich zuhause eigentlich weniger gut mit den Muslimen versteht, mit denen er sich oft genug in den Diskotheken herum geprügelt hat; nun riskiert er für sie Kopf und Kragen gegen seine christlichen (und seien es auch orthodoxe) Glaubensbrüder. Er vertraut halt darauf, daß die Partisanen sein Flugzeug schon nicht herunter holen werden - schließlich fliegt er hoch und schnell genug, und auch der Sold ist hoch genug und schnell genug verdient, da kann man sich das Nachdenken über Sinn und Zweck dieser Reise getrost sparen. Als sein Großvater ihn bei einer ansonsten recht öden Familienfeier doch mal fragt, plappert er nach, was ihm seine Auftraggeber eingetrichtert haben: "Wir müssen dort aus humanitären Gründen eingreifen, um die Rechte und das Leben der unterdrückten Bosnier zu verteidigen." - "Die Polen haben uns Volksdeutsche Jahrzehnte lang grausam unterdrückt," sagt seine Großmutter, die aus Lodz stammt, "und 1939 sind sie dazu übergegangen, uns zu Tausenden grundlos zu ermorden. Als Hitler daraufhin die Wehrmacht hat einmarschieren lassen, um unsere Rechte und unser Leben zu verteidigen, betrachteten die Engländer und Franzosen das als Aggression und erklärten uns den Krieg." - "Das macht eben den feinen Unterschied aus," bemerkt Dikigoros cynisch, "Wenn die Deutschen einen Krieg führen, um die Bosnier zu verteidigen, oder die Engländer einen, um die Polen zu verteidigen, dann sind sie gute Menschen und edle Demokraten. Wenn aber die Deutschen oder die Serben einen Krieg führen, um ihre eigenen Landsleute zu verteidigen, dann sind sie böse Aggressoren und Kriegsverbrecher, die einen Angriffskrieg führen."
Die dritte Balkan-Reise der Deutschen in diesem Jahrhundert endet (vorläufig jedenfalls) 1999 mit der Besetzung des Amselfeldes durch NATO-Truppen. Nun "säubern" albanische Terroristen das Kosovo von Serben - unter stillschweigender Duldung der Besatzer, deren Kommandeure sich insgeheim zu der Erkenntnis durchgerungen haben, daß die Multikulti-Politik ihrer Regierungen falsch ist und daß sich eine ethnisch homogene Bevölkerung doch besser in Schach halten läßt als eine, in der es ständig unter der Oberfläche brodelt. Dikigoros' Neffe aber hat so großen Gefallen gefunden an dieser Art Flugreisen, daß er beschließt, Berufs-Reiseleiter bei der NATO zu werden. Ein Jahr später stürmen militante Demonstranten das Reisebüro Serbien, stürzen Milošević, der ihnen zu weich ist, und ersetzen ihn durch einen noch strammeren Nationalisten als neuen Reiseleiter. Wohin die Reise gehen wird, ist mehr denn je ungewiß. Nur eines ist gewiß: Die NATO-Touristen haben die Weiße Burg ruiniert, die Umwelt auf Jahrzehnte hinaus zerstört - mehr als alle bisherigen Touristen zusammen genommen -; und den Wiederaufbau werden wieder einmal die Deutschen leisten. Bis man sie zum Dank erneut hinaus wirft.
Nachtrag, der notwendig ist, da Dikigoros im Zusammenhang mit den Bosniaken im Zweiten Weltkrieg den Spruch auf ihrem Koppelschloß erwähnt hat. Am 28. Juli 2005 hat der Bundesgerichtshof in letzter Instanz entschieden, daß in einer Zeit, da praktisch alle Politiker der Untreue verdächtig sind, aber dennoch in den Augen des Wahlviehs ehrenwerte Männer bleiben wollen und sollen, der Spruch "Meine Ehre heißt Treue" weiterhin als "Verbreitung national-sozialistischen Gedankenguts" strafbar ist - wo kämen wir hin, wenn jeder korrupte (sei es nun wegen Bestechlichkeit oder "nur" wegen Vorteilsannahme) Politiker als unehrenhaft gölte? Das wäre fürwahr ein Pfahl im Fleische aller "demokratischer" Parteien! Dagegen sei es statthaft und jedenfalls nicht strafbar, den Spruch "Ruhm und Ehre der Waffen-SS" zu verbreiten, denn der habe ja nichts mit Treue zu tun und sei daher mit dem SS-Spruch nicht zu verwechseln. Wohl wahr, und Dikigoros würde dieses Urteil - das vor allem in den Schlagzeilen der linksgerichteten Medien hohe Wellen der Empörung geschlagen hat - auch gar nicht weiter erwähnen, wenn nicht am selben Tage, von fast niemandem beachtet, das Baden-Württembergische Landessozialgericht in Stuttgart (das Aktenzeichen
Anhang: Zum Tode von Slobodan Milošević am 11. März 2006
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