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EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
REISEN DURCH DIE VERGANGENHEIT
GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE
Schon wieder eine Reise, die überwiegend in Asien spielt, und schon wieder eine, deren Titel Dikigoros geklaut hat, wie bei Kalkutta liegt nicht am Ganges? Mag sein, aber er fürchtet den Vergleich mit Joachim Schickel ebenso wenig wie den mit Inge v. Wangenheim. Beide waren vernagelte Kommunisten, die blind und taub durch Indien bzw. [Rot-]China gereist sind, mit der vorgefaßten Absicht, lediglich ihre politischen Vorurteile bestätigt zu finden, und das ist zumal in der VRC nicht weiter schwierig - das Regime hilft nach Kräften mit. Schickels These: Die westlichen Staaten bzw. ihre gelenkten Medien schotten sich bzw. ihre Untertanen von Informationen darüber ab, wie schön und fortschrittlich das neue China Maos ist, mit all seinen Errungenschaften, wie der "Hundert-Blumen-Bewegung", dem "Großen Sprung nach vorn" und vor allem der "Großen proletarischen Kultur-Revolution". Mit solchen Schwachköpfen läßt sich nicht diskutieren, und gegen sie schon gar nicht. Dennoch möchte Dikigoros an dieser Stelle klar stellen, daß er die letzten Sätze ausschließlich aus chinesischer, nicht etwa aus deutscher Sicht geschrieben hat: Nicht auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking müßte Maos Portrait hängen, sondern auf allen Plätzen Deutschlands, in Überlebensgröße; und während die Chinesen den größten Verbrecher ihrer neueren Geschichte auf alle Zeiten verfluchen müßten, müßten ihn die Deutschen, vor allem die Westdeutschen, wie einen Heiligen verehren: Ohne Mao, der die chinesische Wirtschaft auf Jahrzehnte hinaus ruinierte, hätte es kein deutsches "Wirtschaftswunder" gegeben (das ja fast völlig auf den Exporten beruhte, mit denen die BRD vorübergehend den Weltmarkt eroberte), übrigens auch kein japanisches oder süd-koreanisches. Stellt Euch vor, ganz Festlandschina hätte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Entwicklung genommen wie das kleine Taiwan unter Tschiang Kai-shek! Die BRD wäre ebenso arm geblieben wie die DDR, und wenngleich die BRDDR auf dem besten Wege ist, das auch zu werden, so hat Mao doch zumindest Dikigoros' Generation lange Jahre des zunehmenden Wohlstands beschert; und dafür müßte sie ihm ewig dankbar sein. (Nein, liebe rechte Leser, kommt jetzt bitte nicht mit dem Satz: "Dann wäre uns vielleicht der Ansturm der Asylanten aus aller Welt erspart geblieben, die es ins Wirtschaftswunder-Schlaraffenland zog!" Zu deren Aufnahme hat die BRD niemand gezwungen, schon gar nicht Mao, da besteht keinerlei zwingende Kausalkette! Und das alles schreibt Dikigoros auch nicht, weil er beim VRC-Regime schön Wetter machen will - das würde ihm ohnehin nicht gelingen, denn diese Narren huldigen ihrem "großen Steuermann" Mao ja immer noch als Wohltäter und Vorbild; und deshalb werden Dikigoros' Webseiten in Rotchina weiterhin gesperrt bleiben; und seine Provider werden sich weiterhin Drohungen und Repressalien von Peking und seinen willfährigen Helfershelfern in anderen Staaten ausgesetzt sehen.) Auf dem Platz des himmlischen Friedens müßte dagegen eine überlebensgroße Statue von Helmut Kohl stehen, denn ihm verdankt China in erster Linie, daß es zur Wirtschaftsmacht und zum Exportweltmeister aufsteigen konnte, weil er erst durch die 1:1-Zwangsvereinigung der D-Mark mit dem DDR-Aluchip die mitteldeutsche und dann mit der Zwangsvereinigung aller EU-Währungen zum "Euro" die ganze europäische Wirtschaft ruiniert hat. So viel vorweg.
Hat Dikigoros nicht an anderer Stelle von einer anderen als seiner ersten Reise geschrieben? Nein, das war nur seine erste Reise allein; er hat dabei ausdrücklich solche Reisen ausgenommen, die ihn als Kind mit seinen Eltern zu den Großeltern und anderen Verwandten geführt haben, weil er an die zu wenig Erinnerungen hat. Die erste Reise dieser Art, an die er sich doch noch ziemlich genau erinnert, fand statt, als er noch sehr klein war, und er erinnert sich an sie auch nur aus einem ganz banalen Grund, den er hier nur am Rande zum besten geben will: Es war einer jener von den Kindern so gefürchteten Anstands-Besuche bei [Groß-]Tante E., der ältesten Schwester seiner Großmutter väterlicherseits, mit anderen Worten: der Matriarchin der Familie. Sie wohnte in Lübeck, genauer gesagt ganz am Ostrand von Lübeck, nahe der Zonengrenze, aber davon wußte Dikigoros damals noch nichts. "Wird es nicht Zeit, daß klein Niko allmählich lernt, mit Messer und Gabel zu essen?" fragte Tante E. Das war zwar nur als Frage formuliert, aber aus ihrem Mund ein Befehl - bis dahin hatte seine Mutter ihm noch immer alles vorgeschnitten und es ihn dann mit einem Löffel essen lassen, aus Angst, mit Messer und Gabel könnte er sich verletzen. Ihr seht, liebe Leser, so etwas bleibt im Gedächtnis haften, und ohne das wäre Dikigoros wohl auch der Rest jener Reise entfallen. Nachmittags nahm sein Vater ihn mit zum ältesten Sohn der Tante, Onkel Achim, und mit dem fuhren sie gemeinsam zu einem großen Stacheldrahtverhau, an dem bewaffnete Männer in grünen Uniformen standen und Wache hielten. Mit dem Fernglas, das Dikigoros' Vater irgendwie durch Krieg und Gefangenschaft gerettet hatte (ein britisches Kershaw 60x30 von 1942, in Italien erbeutet) konnte man auf die andere Seite sehen, dort war noch mehr Stacheldraht, und dort standen noch mehr bewaffnete Männer auf Wache, und dazwischen gab es ein paar halbhohe Holzgestelle, die als "Türme" zu bezeichnen wohl übertrieben wäre. Es hatte halt noch alles etwas Provisorisches an sich - wie es ein Politiker (von dem Dikigoros aber auch noch nichts wußte) mal ausdrückte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen".
Als Provisorium gedacht war auch die Verlegung der Hauptstadt der Bundesrepublik nach Bonn am Rhein, wohin sich Dikigoros' Vater bald darauf versetzen ließ, da er dort die Chancen auf Beförderung für besser hielt als beim Zoll in Norddeutschland. (Und selbst wenn er nicht befördert worden wäre - die "Ministerial-Zulage" machte fast so viel aus wie eine Gehaltsstufe :-) Bonn war damals ein verschlafenes kleines Nest - man kannte es nur als Geburtsort Beethovens und als Standort einer kleinen Universität, die damals noch mit allen Fakultäten und Instituten in einem Nebengebäude des Poppelsdorfer Schlosses im Hofgarten Platz fand. Am nördlichen Rheinufer wuchsen wilde Tomatenfelder (die auf Dikigoros' Vater eine geradezu magische Anziehungskraft ausübten, die sein Sohn damals noch nicht verstand; sie erinnerten ihn an die Tomatenfelder in Süditalien, an eine Zeit, als er noch jung und gesund war und kein zerschossenes Bein hatte, seine einzige positive Erinnerung an den Krieg in Italien, so wie die Sonnenblumenfelder in der Ukraïne seine einzige positive Erinnerung an den Rußlandfeldzug waren; aber das ist eine andere Geschichte); in den südlichen Rheinauen, besonders der Gronau, weideten Schafherden; und dazwischen weideten die Hirten im schwarzen Rock ihre Schäfchen, pardon Lämmer, wie es in der Bibel geschrieben stand; denn das Rheinland war noch streng katholisch, und die Kirchen waren voll. (Ja, liebe jüngere Bonner, so war es, auch wenn Ihr das kaum glauben mögt; Dikigoros kommt öfters an der nahe dem Landgericht gelegenen "Stiftskirche" vorbei, die immer gähnend leer ist - außer wenn eine polnische Messe statt findet, dann ist sie gerammelt voll -; er schaut immer mal wieder rein, nicht aus Frömmigkeit, sondern aus Neugierde, denn er möchte wissen, was in diesem unserem Lande vor sich geht; und deshalb schaut er auch immer mal wieder eine Ecke weiter in der Theaterstraße vorbei, in der es zwar kein Theater gibt, aber dafür - in der Nr. 12 - eine immer gut besuchte Moschee; am Freitag stehen die muslimischen Gläubigen dort bis auf die Straße hinaus.) Und dazwischen saßen eingedenk der Tatsache, daß Jesus und die meisten seiner Jünger Fischer waren (aber einer war auch gelernter Zöllner, wie Dikigoros' Vater :-) die Angler und hofften auf reichen Fang. Damals konnte man Fische aus dem Rhein noch essen - der Rhein-Aal war berühmt -, denn die chemische Vergiftung des Wassers war noch nicht so weit voran geschritten, ja man konnte sogar einigermaßen gefahrlos im Rhein baden! Niemand hatte die Absicht, anstelle der Tomatenfelder oder Schafweiden eine Autobahnbrücke zu bauen, geschweige denn zwei (es hatte noch nicht jede Familie ein Auto, geschweige denn zwei :-) - die eine, nach der Zerstörung von 1945 gerade wieder aufgebaute Rheinbrücke tat es auch, obwohl sie noch nicht mal einen Namen hatte; Kennedy war noch nicht zum US-Präsidenten gewählt, geschweige denn getötet worden; niemand in Deutschland kannte jenen obskuren Polit-Clown, dem die Mafia gerade mal zu einem Senatoren-Sessel in Massachusetts verholfen hatte. Die politischen Parteien betrachteten Bonn ebenfalls nur als vorübergehende Notlösung: Die CDU hoffte auf eine baldige "Wiedervereinigung", d.h. auf einen Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland, und die SPD - die sich unter der Führung des jüdischen Kommunisten Ollenhauer noch ganz offen zum Marxismus bekannte - hoffte ebenfalls auf eine "Wiedervereinigung", d.h. auf einen Anschluß der BRD an die Deutsche Demokratische Republik. (Die Genossen hausten in einem Provisorium, das niemand anders denn als "Baracke" bezeichnete :-). Und weil auch Dikigoros' Vater das Ganze als Provisorium betrachtete, war er bemüht, sich und seinen Kindern so viel wie möglich von Bonn zu vermitteln, bevor sie - wahrscheinlich bald - wieder weg zogen, nach Berlin, das er 1945 mit der Armee Wenck nicht mehr erreicht hatte. (Er sollte 50 Jahre später in Bonn sterben, ohne jemals woanders hin gezogen zu sein; denn als die Berliner Mauer - die noch nicht gebaut war - geöffnet wurde, war er seit neun Tagen pensioniert, und so sollte sich sein Umzugs-Traum nie erfüllen.) Er besuchte mit ihnen alle Kirchen (obwohl er selber Atheïst war), Schlösser und Museen, vor allem das "Rheinische Landesmuseum", das noch nicht in dem häßlichen Neubau jenseits der Bahnlinie untergebracht war, sondern mitten in der Stadt, in einem Gebäude, das auch das "Viktoria-Bad" beherbergte (das war noch ein Schwimm-Bad, das diese Bezeichnung verdiente, die Decke gaaanz hoch, daß man richtig Luft bekam, nicht wie die neuen Hallenbad-Flachbauten, bei denen man gleich in Atemnot kommt, wenn man mal einen Zahn zulegen oder eine längere Strecke schwimmen will), denn die römische Geschichte, der es hauptsächlich gewidmet war, faszinierte ihn irgendwie. Die meisten Exponate lagen zwar im Keller, weil die Ausstellungsfläche zu klein für alle war; aber Dikigoros erinnert sich, daß es da ein großes Modell - oder war es nur eine große Zeichnung? - des Bauwerks gab, von dem er seine erste lateinische Vokabel lernte: "Limes". (Erst viel später sollte er erfahren, daß dies eine falsche Vokabel war, denn die Römer verstanden unter "limes" etwas ganz anderes; jenes Bauwerk nannten sie zu keiner Zeit so :-) Er wunderte sich sehr, daß Bonn mal eine "römische" Stadt gewesen war - genauer gesagt ein "Kastell", das größte und wichtigste zwischen Köln und Mainz -, und daß die Grenzen Italiens mal bis an den Rhein gingen, teilweise sogar darüber hinaus. Und daß mit dem "Limes" verhindert werden sollte, daß die barbarischen Germanen-Stämme vom anderen Rheinufer ins Römische Reich vordrangen. So richtig überzeugte ihn das freilich nicht; und als sein Vater mit ihm nach Rheinbrohl fuhr (das damals noch nicht zu Bad Hönningen gehörte), um ihm die mutmaßlichen Reste des dort beginnenden "Limes" zu zeigen, wunderte er sich noch mehr, denn das lag ja auf der anderen Rheinseite, und er fragte: "Der Rhein ist doch so breit, wozu brauchten die Römer da eigentlich noch einen Holzzaun als Schutz gegen die Barbaren?" Sein Vater hatte diese Frage leichthin abgetan - den genauen Wortlaut der Antwort hat er nicht mehr im Kopf, aber der Tenor lautete: "Die Römer werden schon gewußt haben, was sie taten; die Germanen waren wohl sehr gefährlich und konnten gut schwimmen." Er merkte sich hauptsächlich, daß die Germanen gut schwimmen konnten.
Dann kam Dikigoros auf die Schule, und auch da wurde ihm von den Römern erzählt, freilich weniger vom "Limes" als davon, daß sie das Christentum nach Bonn gebracht und die ersten Kirchen erbaut hatten - es war eine katholische Schule, da legte man auf so etwas mehr Wert als auf militärische Anlagen. Als er lesen und schreiben gelernt hatte (genauer gesagt schreiben, lesen hatten ihm seine Eltern vorsichtshalber schon vorher beigebracht, für alle Fälle, obwohl die Schulen damals noch besser waren als heute :-) bekam er sein erstes eigenes Buch: "Was weißt du von der Welt?", ein Sammelbilder-Album von
Birkel,
das er heute noch besitzt und schätzt. [Nicht nur die Sammelalben, auch die Nudeln von Birkel waren so gut - und preiswert -, daß Dikigoros' Mutter aufhörte, sie selber herzustellen. Das war lange bevor ein krimineller Polit-Bonze sie durch seine öffentlichen Verleumdungen ruinierte, so daß
ein jüdischer Multi
sie schlucken konnte, der das Preis-Leistungs-Verhältnis derart auf den Kopf stellte, daß nur noch Dummköpfe sie weiter kauften. Aber die Dummen werden bekanntlich nicht alle, und so schaffte es jener Multi - der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Deutschen zu körperlichen und geistigen
Frucht-Zwergen
zu machen, denn der Mensch ist, was er ißt -, nicht nur seine immer noch "Birkel" genannten Nudeln in den Markt zu drücken, sondern auch viele andere miese Erzeugnisse, deren bekanntestes sein völlig überteuerter Schwindel
Actimel-Joghurt ist.] Jüngere Leser werden Dikigoros darob belächeln; aber damals gab es noch kein Internet, und einen Fernseher oder teure Fernreisen konnten sich seine Eltern nicht leisten; also war das der ideale Einstieg für neugierige junge Menschen, etwas über die Welt zu erfahren: über exotische Pflanzen und Tiere, über alte Kulturen wie die der
Inca und
Azteken
und über berühmte Werke der Architektur wie die ägyptischen
Pyramiden, das
Taj Mahal (über beide schreibt Dikigoros
an anderer Stelle mehr), das
Empire State Building, die
Golden Gate Bridge
und - die "chinesische Mauer". Schon wieder ein Bauwerk, das ein großes Reich vor Invasionen irgendwelcher Barbaren schützen sollte. (Diesmal waren es wohl keine Germanen, und ob sie gut schwimmen konnten stand da nicht; aber auch sie waren wohl sehr gefährlich :-)
Wieder ein paar Jahre später geschah etwas Umwälzendes in Dikigoros' Familie: Seine Mutter gewann in der Lotterie "Ein Platz an der Sonne" etwas, das sie sich sonst nie geleistet hätte (aber ein Los war erschwinglich - das Motto lautete: "mit 5 Mark sind Sie dabei!"): einen Fernseher, genauer gesagt eine Fernsehtruhe, mit eingebautem Radio (Stereo!) und Plattenspieler (3 Geschwindigkeiten!), zwar nur schwarz-weiß (Farbfernsehen gab es noch nicht), aber richtige Wertarbeit "made in Germany" - SABA war damals noch eine deutsche Firma, kein französischer Importeur von Billig-Schrott -, die 25 Jahre halten sollte (nicht, daß sie dann ihren Geist aufgegeben hätte, sie lief noch immer, mit allen Teilen, aber dann war halt "etwas moderneres" fällig, und sie wurde "entsorgt") und weltweit keine Konkurrenz zu fürchten brauchte, schon gar nicht aus Fernost. Das war im Sommer 1963. Nicht, daß das damals "umwälzend" in dem Sinne gewesen wäre, daß die Menschen - insbesondere die Kinder - nun rund um die Uhr vor der Glotze hingen (das sollte erst eine Generation später kommen); das wäre gar nicht gegangen, weil es damals nur zwei (öffentlich-rechtliche) Sender gab, und vor allem gab es einen Sendeschluß, an dem die Nationalhymne gespielt wurde. Damals hatte man mit der noch keine Probleme; wenn ein Staatsgast sich beim Besuch des Bundespräsidenten mit einer Zeile aus dem "Deutschlandlied" ins Gästebuch eintrug, riskierte er noch keine Krise in den diplomatischen Beziehungen zwischen seinem Land und Deutschland, wie dies dem chilenischen Präsidenten Piñera anno 2010 geschehen sollte, als er auf einen Bundespräsidenten traf, der gerade allen Muslimen, die schon nach Deutschland eingewandert waren, artig für ihr Kommen gedankt hatte und weitere 30 Millionen, die noch kommen wollten und schon auf gepackten Koffern saßen, mit einem "herzlich willkommen" eingeladen hatte, es ihnen gleich zu tun, auf daß die BRDDR bald ein islamischer Gottesstaat mit einer muslimischen Bevölkerungs-Mehrheit werde.
Ja, solche Staatsbesuche sind wichtig, um den Finger am Puls der Zeit zu haben, und sie waren auch damals schon wichtig - ohne daß man dazu unbedingt das Fernsehen gebraucht hätte, jedenfalls nicht, wenn man in Bonn in der Koblenzer Straße wohnte (die damals noch nicht "Adenauer-Allee" hieß, dafür hatte sie noch mehr Bäume und weniger Pseudo-Parkplätze, die nur dazu dienten, Leuten, die ihr Auto tatsächlich dort abstellten, "Knöllchen" zu verpassen), denn ab Haus-Nr. 62 lebte man in der so genannten "Bannmeile". Das hieß aber nur, daß man dort nicht öffentlich demonstrieren durfte; ansonsten gab es keine großen Sicherheits-Maßnahmen - es war eine friedliche Zeit, und niemand rechnete damit, daß etwa jemand von einem Fenster auf Staatsgäste schießen oder Bomben werfen würde. Im Gegenteil, solche Gäste waren beliebt, so auch der mächtigste Mann der Welt, US-Präsident John F. Kennedy, der in jenen Tagen Bonn besuchte. An alle Anwohner und Neugierigen, die die Straßenränder säumten, wurden kostenlos (!) Fähnchen verteilt - deutsche und amerikanische -, die sie beim Jubeln und Hosianah-Rufen ordentlich schwenken durften, was sie auch ausgiebig taten. Wenn Dikigoros ehrlich ist, sah er nicht viel von Kennedy, jedenfalls ist ihm nicht viel in Erinnerung geblieben; viel eindrucksvoller fand er die große Polizei-Eskorte auf schweren Motorrädern - "weiße Mäuse" genannt -, die vor und hinter dem Präsidenten-Wagen fuhr.
Exkurs. Das galt naturgemäß nicht nur für Kennedy - fast alle Staatsbesuche liefen nach dem gleichen Schema ab: Nach dem Empfang beim Bundespräsidenten in der "Villa Hammerschmitt" ging es auf der Koblenzer Straße durchs Koblenzer Tor in die Innenstadt, zum alten Rathaus, vor dessen Front sich meist schon Stunden lang brave Bürgerinnen und Bürger die Beine in den Bauch standen, um den illustren Gästen zuzujubeln; im Rathaus wurde sich dann ins Goldene Buch der Stadt eingetragen, das damals auch noch Namen wie
Paul v. Hindenburg und
Adolf Hitler
zierten (sie wurden inzwischen entfernt - nicht, um die Geschichte zu fälschen, sondern aus Gründen der politischen Korrektheit :-) und schließlich kam es hinter dem Rathaus, nämlich in der Rathausgasse, zum wichtigsten - inoffiziellen - Teil des Besuchs, nämlich zur Einkaufstour: Gleich an der Ecke gegenüber der Rückfront des Rathauses stand das Haus A.D. - das war damals nicht nur eine Bonner Institution, sondern etwas bundes-, vielleicht sogar weltweit Einmaliges: Auf drei Stockwerken wurden alle erdenklichen Werkzeuge angeboten - "Baumärkte", in denen zweitklassige Produkte aus der "Dritten Welt" (die damals noch nicht so hieß, sondern "Entwicklungsländer") verramscht wurden, gab es noch nicht; und die Qualität von Werkzeugen "made in Germany" war auf der ganzen Welt unerreicht. Dann ein EdelpuffNachtclub, der vor allem von Staatsgästen aus islamischen u.a. "prüden" Ländern gerne frequentiert wurde. (Für das Fußvolk die Begleiter gab es weiter unten, Richtung Rhein, noch ein etwas weniger exclusives Etablissement :-) Dann kam die "Bernsteingalerie", wo man nicht nur erlesenen Schmuck aus Bernstein kaufen konnte, sondern z.B. auch Schnitzereien aus Elfenbein. (Die Jagd auf Elefanten war noch nicht verboten, geschweige denn der Import ihrer Stoßzähne.) Dann das renommierte Antiquariat C. - keines dieser "modernen" Antiquariate, in denen Mängel-Exemplare und billige Sonderauflagen verramscht werden, sondern ein richtiges Fachgeschäft mit z.T. kostbaren Raritäten. Dann ein Musikgeschäft - deutsche Instrumente hatten damals nicht nur einen guten Klang, sondern auch einen guten Ruf; niemand, der auf sich hielt, kaufte die billigen japanischen Konkurrenzprodukte von Yamaha & Co. -, dessen Namen Dikigoros vergessen hat, denn es machte als erstes dicht, kurz vor dem Maßschneider gegenüber der linken Rathauswand - der irgendwann dem Preisdruck der Kaufhäuser, die Kleidung von der Stange anboten, nicht mehr standhalten konnte. Und so ging es nach und nach auch allen anderen, die Dikigoros hier erwähnt hat. Als vorletzte schloß Frau C. ihre Pforten - vor Wut, daß die verarmten oder verblödeten Bonner des Internet-Zeitalters ihre schönen alten Bücher nicht mehr kaufen konnten oder wollten, verschenkte sie den Restbestand an die Staatsbibliothek Peking, deren eigene Bestände an alten Büchern ja durch Maos "Kultur"-Revolution vernichtet worden waren -, und als letzter der Kürschner A., in dessen Schaufenster schräg gegenüber von A.D. immer die sündhaft teuren Pelze hingen, die sich nur Diplomaten u.a. Spesenritter leisten konnten. (Für weniger gut betuchte Kunden hatte er weiter hinten im Laden Seehundpelze -
Brigitte Bardot
hatte ihre Kampagne zur Ächtung des Totschlags an Robbenbabys noch nicht aufgenommen; damit sollte sie erst beginnen, als sie zu alt und häßlich geworden war, um sich noch nackt auf einem Seehundfell zu räkeln :-) Entschuldigt bitte, liebe Nicht-Bonner Leser, wenn hier die Nostalgie ein wenig mit Dikigoros durchgegangen ist; das tat eigentlich alles nichts zur Sache, jedenfalls nicht direkt, denn Dikigoros gehört nicht zu denjenigen Bonnern, die sich die Berliner Mauer - von der er damals noch gar nichts wußte - nur deshalb zurück wünschen, weil mit ihr auch einige Bonner Luxus-Läden verschwunden sind, an deren Schaufenstern er und andere Kinder sich allenfalls die Nasen platt drücken konnten, weil es ihren Eltern am nötigen "Kleingeld" fehlte, um dort einzukaufen. (Nein, liebe rechte Leser, auch da besteht keinerlei zwingende Kausalkette: Warum mußte man denn die "Hauptstadt der DDR" übernehmen - und später auch die Bundeskanzlerin und den Bundespräsidenten? Bloß weil ein Ossi namens
Bismarck
sich das mal so ausgedacht hatte? Zu den Bedingungen des 2-4-Vertrags zählte doch nach Dikigoros' Kenntnis nicht, daß sich die BRD von der DDR annektieren ließ, oder?) Aber schön anzusehen waren sie halt doch - jedenfalls schöner als das, was dort heute zu sehen ist: ein Steh-Café, ein Internet-Café, ein Copy-shop, ein Kiosk, ein Laden für gebrauchte Handys, ein pseudo-chinesischer Billig-Imbiß und - Leerstand. Übernachten taten die Staatsgäste ebenfalls mitten in der Stadt, im vornehmen Hotel Königshof, in einem Park an der Koblenzer Straße - wo sonst - gelegen. (Erst in späteren Jahren, als die Bonner Republik diplomatische Beziehungen zu fast allen kommunistischen u.a. Terror-Regimes der Welt aufgenommen hatte, deren Vertreter das Licht der Öffentlichkeit scheuten, wurden diese, nachdem sie sich ihre Entwicklungshilfe abgeholt hatten, in einem "Gästehaus der Bundesregierung" genannten Hochsicherheitstrakt im Siebengebirge untergebracht, der für, besser gesagt gegen Normal-Sterbliche weitläufig abgesperrt war.) Das steht noch, aber es gehört inzwischen irgendeiner Hotelkette, der dritten oder vierten, seit die ursprünglichen Betreiber aufgegeben haben. Exkurs Ende.
Zurück zu Kennedy. Ein paar Tage später reiste er wieder ab und flog nach Berlin - und dafür war nun doch der Fernseher gut. Dikigoros erinnert sich noch, wie gerührt seine Eltern - besonders seine Mutter - waren, als er die Worte sprach: "Ich bin ein Berliner!" [Er erinnert sich auch, wie seine Mutter fünf Monate später weinte, als die Nachricht vom tödlichen Attentat auf Kennedy über den Bildschirm flimmerte - was hatte die Welt doch für einen edlen Menschen verloren!] In den Fernseh-Nachrichten vom Juni 1963 erfuhr Dikigoros bei der Gelegenheit auch, daß es in Berlin seit beinahe zwei Jahren eine "Mauer" gab, d.h. eine steinerne Befestigung zwischen dem Ostteil und dem Westteil der Stadt, die verhinderte, daß jemand von der einen Seite in die andere gehen konnte, und daß der gute Onkel Kennedy alles dafür tat, diesen schändlichen Zustand zu beenden. (Daß in Wahrheit Kennedy selber den Mauerbau in Absprache mit Adenauer und Chruschtschow veranlaßt hatte, sollte er erst viel später erfahren.) Den Zweck der Mauer hinterfragte er damals nicht - den hinterfragte niemand, weil die Antwort für jedermann ganz offiziell vorgegeben war. Im Osten lautete sie: "Der anti-fascistische Schutzwall soll verhindern, daß die westlichen Barbaren uns überfallen." Im Westen lautete sie: "Die unmenschliche Mauer soll verhindern, daß die armen, geknechteten Mitteldeutschen in die westliche Freiheit fliehen." Warum noch Fragen stellen, wenn doch alles so klar und einfach war?
Jahre später las Dikigoros in einem damals noch nicht geschriebenen Comic-Heft des großen finnisch-sächsischen Humoristen Rolf Kauka die Geschichte "Der Ochsenkrieg"; da erst erfuhr er, daß es über den Zweck dieses Bauwerks zwei völlig entgegen gesetzte Meinungen gab - wenngleich Kauka keinen Zweifel daran ließ, welche er für die richtige hielt (weshalb ihm die linken Gutmenschen in Ost und West heute noch böse sind und ihn als "Revanchisten" oder gar "[Neo-]Fascisten" beschimpfen :-). Aber da die andere Meinung auch Dikigoros so offensichtlich unrichtig erschien, machte er sich darob keine ernsthaften Gedanken.
Und als im November 1989 die Mauer geöffnet wurde (nein, sie "fiel" nicht, auch wenn die Medien das beharrlich so nannten und nennen), zweifelte vorerst niemand mehr an der offiziellen Interpretation des Westens, denn sofort begann sich ein Strom von "DDR-Bürgern" in den Westen zu ergießen, der bis heute anhält, so daß manche Regionen Mitteldeutschlands kurz vor dem Aussterben stehen. (Daß auch umgekehrt eine - wenngleich kleinere - Wanderbewegung vom Westen nach Osten einsetzte, mit ähnlich verhängnisvollen Folgen, steht auf einem anderen Blatt, das soll hier nicht unser Thema sein.)
Ernsthafte Gedanken über all jene Mauern machte sich Dikigoros erstmals, als er zur Jahrtausendwende den Blackadder-Sketch "Back and Forth" mit Rowan Atkinson sah, genauer gesagt die Szene, in der ein römischer Centurio zu einem Soldaten sagt: "Da stehen wir nun einem Haufen wilder Schotten gegenüber, und was ist unserem genialen Führer Hadrian eingefallen, um sie von einem Angriff auf uns abzuhalten? Ein 90 cm hoher Wall..." Moment mal, dachte Dikigoros, der Hadrianswall - immerhin die Fortsetzung des "Limes" auf den britischen Inseln - soll nur 90 cm hoch gewesen sein? Aber dann wäre er doch schwerlich als Verteidigungs-Anlage geeignet gewesen! Er schlug nach und fand die Auskunft, daß jener Wall vielmehr einige Meter hoch gewesen sei, also doch ein prima Festungswerk. Aber die Frage ließ ihm keine Ruhe; und so fuhr er einfach mal hin.
Sein erster Eindruck war, daß er sich den Hadrianswall - und auch den noch weiter nördlich gelegenen Antoninuswall - ganz anders vorgestellt hatte, nämlich als einigermaßen gerade, gut zu verteidigende Linie von See zu See an der engsten bzw. zweitengsten Stelle Britanniens. In Wahrheit verliefen die Mauern derart schief und krumm durch die Landschaft, wie sie niemand, der auch nur ein bißchen militärischen Verstand hat, als Verteidigungswerk gebaut hätte. Und sie waren tatsächlich nur 90 cm hoch, abgesehen von einigen Stellen, die man offenbar zu Zwecken des Tourismus höher "wieder" aufgebaut, pardon "rekonstruiert" hatte. (Das begann übrigens, wie Dikigoros später erfuhr, schon relativ früh, im 19. Jahrhundert, unter einem gewissen John Clayton.) Ein Tourismus-Offizier (ja, so etwas gibt es im Vereinigten Königreich, wenn sie schon nichts vom Militär verstehen, dann wenigstens davon, wie man Touristen das Geld aus der Tasche zieht :-) erklärte ihm auf Befragen, daß die Mauern ursprünglich alle höher gewesen seien; sie seien halt im Laufe der Jahrhunderte "teilweise abgetragen" worden; vielleicht hätten sie auch nur als Fundament gedient für darauf errichtete Holzzäune. Nanu - Mauern, die man nur "teilweise" abträgt? Und darauf Holzzäune? So sah das aber gar nicht aus... Und selbst wenn: Eine solche Anlage wäre militärisch nicht sinnvoll zu verteidigen gewesen, so viel stand für ihn nach Inaugenscheinnahme einwandfrei fest.
Exkurs. Aufmerksame Leser haben sicher längst bemerkt, daß die Haupt-These dieser Seite lautet: "Noch nie hat eine ausgedehnte Befestigungs-Anlage - egal ob ein Wall aus Erde, ein Zaun aus Holz oder eine Mauer aus Stein - ein Land vor militärischen Angriffen von außen geschützt." Und ebenso sicher wird sich da in manchem Hinterkopf entschiedener Widerspruch bilden: Hat Dikigoros da nicht bloß ein paar Beispiele heraus gepickt, auf die das - vielleicht - zutrifft? Was ist mit all den anderen Anlagen aus neuerer Zeit, die man als Gegenbeispiele anführen könnte? Nun, liebe Kinder des 20. Jahrhunderts, da könnte Dikigoros sich leicht heraus reden, nach dem Motto: "Die waren ja nicht aus Erde, Holz oder Stein, sondern aus Beton und metallenem Stacheldraht." Aber das will er gar nicht; er will auch nicht bestreiten, daß einige dieser neueren Anlagen dazu gedacht waren, militärische Angriffe abzuwehren; aber Tatsache ist, daß sie es nie geschafft haben. Was war denn mit der
"Maginot-Linie",
der "Morice-Linie", der "Chagall-Linie", dem
"Westwall",
dem "Atlantik-Wall", der
"Mannerheim-Linie", der
"Metaxás-Linie",
und all dem anderen Schrott? Sie wurden entweder umgangen oder im ersten Anlauf überrannt! Und warum war das so? Weil Bauwerke allein nie einen Angriff abhalten können, wenn es an Soldaten fehlt, sie zu verteidigen; wenn man die aber hat - vor allem, wenn man das Geld in ihre Ausrüstung und Ausbildung gesteckt hat statt in Festungswerke -, dann schaffen sie das auch ohne solche Anlagen. Dikigoros würde sogar noch weiter gehen und behaupten: "Es hat auch noch nie eine ausgedehnte Befestigungs-Anlage ein Land vor nicht-militärischen Invasionen von außen geschützt." Was ist denn mit all den in den
Monopol-Medien
hoch gespielten "Zäunen", die z.B.
die USA an ihrer Südgrenze,
die Spanier an der Stadtgrenze von Melilla,
die Israelis quer durch Palästina
und die Marokkaner quer durch die Sahara gezogen haben? Ist durch jene Anlagen (die von einigen Zeitgenossen - nicht in der BRDDR, aber vor Ort - völlig irreführend als "mexikanische Mauer" oder "Tortilla-Wall", "Mauer von Melilla", "West-Bank-Mauer", "marokkanische Mauer" oder "marokkanischer Wall" bezeichnet werden) ein einziger Mexikaner daran gehindert worden, in die USA zu gehen, ein einziger Afrikaner, nach Spanien zu gehen, ein einziger Araber, nach Israel zu gehen oder ein einziger Polisario-Sympathisant, in die West-Sahara zu gehen? Kaum. Und warum nicht? Weil jene Anlagen in Wahrheit gar nicht dazu bestimmt sind, Fremde abzuhalten (sondern nur, um dem eigenen WahlviehWahlvolk Sand in die Augen zu streuen - nein, Dikigoros würde nicht so weit gehen wie Ron Paul,
Paul Joseph Watson und
Alex Jones, die
behaupten,
man wolle eines Tages die US-Amerikaner dahinter einsperren, wie einst die Ossis hinter der Berliner Mauer :-), sonst würden sie ganz anders bewacht - obwohl das in dem Falle gar nicht nötig wäre: Wollte man die Invasoren Immivasoren Immigranten tatsächlich nicht im Lande haben, dann würde man sie doch, nachdem sie jene Hindernisse - die lediglich eine sportliche Herausforderung darstellen - überwunden haben, entweder erschießen oder jedenfalls wieder hinaus werfen. Das tut man aber nicht - ganz im Gegenteil (denkt mal an den Aufstand, den die EU und AI machten, als sich Griechenland Anfang 2011 anschickte, an der Grenze zur Türkei einen Zaun zu errichten, der Illegale aus aller Welt - vor allem der muslimischen - daran hindern sollte, massenhaft in ihr Land - und damit in die EU - einzudringen): Man läßt sie augenzwinkernd an allen Wohltaten des Sozialstaats teil haben, derentwegen sie gekommen sind. (Nicht ganz uneigennützig, denn man braucht sie ja, um sie auszubeuten als schlecht bezahlte Kulis für Arbeiten, die kein Einheimischer freiwillig übernähme, jedenfalls nicht für den Lohn, den man den Fremden zahlt, sei es als Erntehelfer auf den Obst-Plantagen in Kalifornien - Negersklaven gibt es ja nicht mehr -, sei es als Schwarzarbeiter am Bau, sei es als Kindermädchen in jüdischen Haushalten, deren Mütter zum Militär müssen. Mit Illegalen kann man's ja machen, für die gibt es keine Mindestlöhne, keinen Kündigungsschutz und schon gar kein Streikrecht, das ist sehr praktisch!) Täte man das nicht, bräuchte man keine Zäune, denn es würde niemand kommen, den sie abhalten müßten! (Ungekehrt gilt übrigens das gleiche: Herrscher, die ihre Untertanen anständig behandeln, brauchen keine Zäune und Mauern, um sie am Davonlaufen zu hindern - aber darauf kommen wir gleich zurück.) Exkurs Ende.
Nach seiner Rückkehr aus Schottland fuhr Dikigoros nochmal nach Rheinbrohl - und noch etwas weiter südlich, denn inzwischen hatte die "Tourismus-Industrie" auch am rheinischen Limes einiges "rekonstruiert"; und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Diese Anlagen waren ja gar nicht gen Osten gerichtet, sondern gen Westen!
Oder habt Ihr, liebe Leser, schon mal eine militärische Befestigung gesehen, bei der der Wassergraben nicht vor, sondern hinter der Mauer angelegt ist? Und die Wachtürme nicht in der Mauer, sondern ebenfalls dahinter? Und da begann in Dikigoros der Verdacht aufzusteigen, daß der "Limes" ebensowenig ein "anti-germanischer Schutzwall" war wie die Berliner Mauer ein "anti-fascistischer Schutzwall", sondern vielmehr eine Vorrichtung, um Menschen an der Republik-Flucht zu hindern. (Nachtrag: Hätte Dikigoros beim Hadrianswall etwas genauer hin geschaut, dann hätte er auch dort schon feststellen können, daß der dazu gehörige Graben nicht nördlich, sondern südlich der Mauer verlief - aber das sprang nicht gerade ins Auge, da er meistenteils längst eingeebnet war und einen auch niemand mit der Nase drauf stieß, so viel zur Entschuldigung; aber er will seinen Lesern diesen weiteren Mosaïkstein nicht vorenthalten, zumal er so gut paßt :-) Und nun begann er, ernsthaft nachzuforschen, was die antiken Quellen über den Zweck jener Anlage her gaben. Seht Ihr, die Kunst der Geschichts-Schreibung besteht nicht darin, ständig neue Fakten auszugraben (oder zu erfinden und ihre Infragestellung unter Strafe zu stellen :-), sondern schlicht darin, vorhandene, unstrittige Fakten richtig zu interpretieren. Für die Behauptung, daß der "Limes" das Imperium Romanum gegen die barbarischen Germanen schützen sollte, gibt es eigentlich nur eine einzige Quelle, nämlich einen einzigen Satz des ansonsten wenig bekannten Sextus Julius Frontinus (Strategemata I,3,10). Und wenn man sich den etwas genauer anschaut, stellt man fest, daß er offenbar immer falsch übersetzt bzw. interpretiert wurde. Da steht nämlich nicht etwa, daß Kaiser Domitian im Jahre 89 n.C. einen "Limes" bauen ließ (d.h. in Auftrag gab, denn ebenso wenig wie Rom an einem Tag erbaut wurde, geschah das mit dem "Limes"), um Angriffe der Germanen abzuwehren, sondern daß er die Grenzen befestigen ließ, um ihnen ihre Rückzugsgebiete ("refugia") zu nehmen. Dem Römischen Imperium und ihrem Herrscher drohte damals von Seiten der Germanen keine ernsthafte Gefahr - die mußte Domitian vielmehr in den eigenen Reihen fürchten. Im Winter 88 hatte Lucius Saturninus, der Statthalter von Obergermanien, einen Aufstand versucht. Der war zwar nieder geschlagen worden, aber Domitian nahm das zum Anlaß, das römische Herrschaftsgebiet im Rhein-Main-Gebiet erheblich nach Osten auszuweiten. Begründung: Die germanischen Chatten hatten den Aufstand zwar nicht unterstützt, aber sie hätten es vielleicht getan, wenn der Rhein zugefroren gewesen wäre. Aha. Domitian ließ also das Gebiet der Chatten (ungefähr die Westhälfte des heutigen Bundesstaats Hessen) besetzen und brachte ihnen die "Segnungen" der römischen Zivilisation. Die wollten davon aber gar nichts wissen, sehr zum Ärger Domitians (und zur Verwunderung heutiger Historiker - aber die archäologischen Befunde sind eindeutig :-) und begannen eine Abstimmung mit den Füßen, d.h. sie verließen ihre Heimat, die nun zur römischen Besatzungszone geworden waren, gen Osten.
Exkurs. Die heutigen Alt-Historiker - vor allem diejenigen, die sich auf die "Schlacht im Teutoburger Wald" spezialisiert haben, sind zunehmend ratlos, je mehr Stätten entdeckt werden, an denen sich Römer und Germanen offenbar noch lange nach der berühmt-berüchtigten Varus-Schlacht anno 9 n.C. Kämpfe geliefert haben, und zwar hunderte Kilometer östlich des Rheins und mit Truppenstärken, gegen welche die paar Legionen des Varus und die paar Räuberbanden des Arminius geradezu lächerlich waren. Galt es nicht bisher als unumstößliche These, daß die Römer es nach der Varus-Schlacht aufgaben, "Germania magna", d.h. die Gebiete östlich des Rheins, zu erobern? Wie soll das zusammen passen? Ganz einfach: Man muß nur noch ein paar Jahre weiter zurück gehen, nämlich bis in die Zeit des Drusus, dann findet sich sowohl eine Lösung für dieses vermeintliche Rätsel wie auch eine glänzende Bestätigung für Dikigoros' These: Die Römer hatten nie vor, jenen wilden Rest Germaniens zu erobern - wozu auch? Dort gab es weder Bodenschätze noch sonst etwas zu holen - mit einer Ausnahme, und das holten sich die Römer auch so: Menschenmaterial, d.h. HiWis für ihre Streitkräfte und Sklaven für die Drecksarbeit, die kein Römer mehr freiwillig tun wollte und angesichts der sinkenden Geburtenrate auch unter Zwang bald kein Romer mehr hätte tun können. (Kommt Euch das bekannt vor, liebe Kinder des 20. Jahrhunderts? So fängt es immer an, wenn man "Fremdarbeiter" - oder wie man sie sonst nennen mag - ins Land holt, weil man entweder zu faul ist, den eigenen Nachwuchs auszubilden oder gar nicht mehr genug eigenen Nachwuchs hat!) Die großen Expeditionen der römischen Heere nach 9. n.C. dienten nicht der Eroberung Ost-Germaniens (die immer noch möglich gewesen wäre, wenn man denn gewollt hätte), sondern der Aufbringung von Gefangenen. Und das war auch schon in den Jahrzehnten vor 9 n.C. so. Wozu führte denn Drusus seinen Feldzüge gegen die "Sicambri [Sugambrer]"? Um sie "abzuwehren"? Blödsinn! Um ihr Gebiet zu erobern? Dto - sonst hätte er es doch nach seinem Sieg besetzt und er hätte sie ausgerottet, wie die Römer es mit so viele anderen Völkern und Stämmen, deren Territorium sie selber haben wollten, zuvor getan hatten! Statt dessen tat er was? Richtig geraten: Er nahm sie allesamt gefangen und deportierte sie in die linksrheinische römische Provinz Germania, das heutige westliche Rheinland! Und warum ließen die Römer dann wohl die Grenze nach Ost-Germanien bewachen - durch Truppen, und später halt auch durch Zäune und Mauern? Na, warum wohl... weil ihnen sonst die deportierten Germanen - nicht nur die Sugambrer - allesamt wieder davon gelaufen wären! Exkurs Ende.
So ist das, liebe Leser. Man kann trefflich über Herrscher im allgemeinen und Domitian im besonderen streiten; die meisten Historiker bezeichnen den letzteren heute als "Diktator" und seine Regierungsmethoden als "terroristisch". (Damit folgen sie Sueton - aber wer kam bei dem nicht ebenso oder fast ebenso schlecht weg?) Wonach kann man denn beurteilen, ob ein Herrscher "gut" oder "schlecht" war? Ob er "diktatorisch" regierte oder "demokratisch"? Ob er die Christen verfolgte oder die Juden? Ob er seine Kriege gewann oder verlor (oder überhaupt keine führte - aber das gab es kaum, denn bekanntlich kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es den bösen Nachbarn nicht gefällt, und Nachbarn hat nun mal jeder :-)? Na kaum. Das einzige Kriterium kann doch sein, ob es der überwiegenden Mehrheit seiner Untertanen gut geht. Dieser Begriff ist subjektiv, relativ und sehr dehnbar; denn ein Volk, dem es objektiv recht gut geht, kann das subjektiv ganz anders empfinden, wenn es ihm früher noch besser ging (daher rührt z.B. die wachsende Unzufriedenheit der Westdeutschen mit ihren Regierungen seit den 1990er Jahren); und umgekehrt kann ein Volk, dem es relativ schlecht geht, das anders sehen, wenn es ihm früher noch schlechter ging (deshalb war z.B.
Hitler
in den 1930er Jahren bei den Deutschen so beliebt). Die Frage sollte also besser nicht lauten, ob es einem Volk "gut" oder "schlecht" geht, sondern ob es mit seiner Regierung zufrieden ist. Aber läßt sich das denn objektiv messen? Ja, das geht, allerdings nicht durch Wahlen, bei denen keine echten Alternativen zugelassen sind, oder durch Meinungsumfragen irgendwelcher dummoskopischerdemoskopischer Institute, sondern - durch jene Abstimmung mit den Füßen: Die besten BRDDR-Bürger emigrieren heute scharenweise nach Übersee; die besten DDR-Bürger flohen gen Westen, und die besten Chatten (u.a. Germanen) flohen gen Osten, und das war wie gesagt nicht nur unter Domitian so.
Unter Domitian war der "Limes" nicht viel mehr als ein Bretterzaun östlich des Rheins. Auf die gesamte Ostgrenze des Imperium Romanum verlängert und richtig befestigt - im Süden sogar durch steinerne Mauern - wurde das Ganze erst unter seinen Nachfolgern, vor allem Hadrian und Antoninus Pius, die beileibe nicht nur den "Hadrians-Wall" bzw. den "Antoninus-Wall" in Britannien bauen ließen. Schauen wir dennoch auch bei denen mal auf die Quellen - die wiederum wenig ergiebig sprudeln und entsprechend schlecht genutzt werden. Seit Jahrhunderten rätseln die Schreibtisch-Historiker über eine Stelle bei Pausanias (8,43,3 ff.), wo es heißt, Antoninus Pius habe den nach ihm benannten Wall gebaut, um die Briganten (das war der Volksstamm, nach dem später die Staßenräuber benannt wurden :-) vom Gebiet der Genouner abzuschneiden. Damit konnte doch wohl nur gemeint sein, daß er "Genounia" - ein mutmaßliches Protektorat der Römer - vor den Einfällen jener bösen Räuberbanden schützen sollte - oder? Der Ärger ist nur, daß die "Brigantes" nicht nur südlich des Antoninus-Walls, sondern sogar südlich des Hadrian-Walls lebten - was soll das also? Die "Historiker" einigten sich schließlich darauf, daß der dumme Pausanias - der ja nichts weiter war als der am weitesten gereiste Schriftsteller seiner Zeit - von Geografie halt keine Ahnung hatte und irgendetwas verwechselt haben mußte. Aber Dikigoros erlaubt sich, Pausanias ernst zu nehmen; und wenn man seiner Interpretation folgt, dann ergibt sich da überhaupt kein Widerspruch: Die Limes-Wälle wurden eben auch in Schottland nicht gebaut, um Eindringlinge abzuhalten, sondern um die unterworfenen Eingeborenen an der Flucht in noch nicht von den Römern erobertes"befreites" Gebiet zu hindern, in diesem Fall halt die Briganten vor der Flucht nach Genounia. Der Antoninus-Wall wurde bald wieder aufgegeben; aber südlich (!) des Hadrian-Walls gelang es römischen Söldnerführern vorübergehend, sich quasi autonom zu machen. Der berühmteste von ihnen war ein gewisser
Lucius Artorius Castor,
ein tüchtiger Haudegen, der aus der Centurio-(also Fachoffizier-)Laufbahn bis zum Oberst der Kavallerie aufgestiegen war und mit seinen sarmatischen Legionären das begründete, was bis heute als "König Artus und seine Tafelrunde" durch die Geschichts- und Märchen-Bücher spukt. Das war im letzten Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts n.C., als sich in Rom bis zu fünf Prätendenten gleichzeitig um die Herrschaft stritten, die andere Sorgen hatten als was in den Randgebieten vor sich ging; und die Wälle begannen zu verfallen.
Erst viel später, Ende des 4. Jahrhunderts, als Picten und Scoten mit ernsthaften Angriffen auf das römische Herrschaftsgebiet in Britannien begannen, kam dem Reichsverweser Stilicho der geniale Gedanke, zu deren Abwehr den Hadrianswall wieder auf- und zu einem militärischen Abwehrbollwerk gen Norden umzubauen. Das war anno 399, und das Befestigungswerk hielt - von zwölf bis mittags: Schon anno 401 mußten die Römer ihre Truppen sang- und klanglos abziehen. Und dies, wie die meisten Schreibtisch-Historiker, damit zu erklären, daß sie das taten, um Rom gegen die Westgoten zu verteidigen - die dort erst anno 410 auftauchten - greift wohl ziemlich daneben. Nein, die Briten hatten selber die Macht ergriffen auf ihrer Insel; "Marcus", "Constantinus" und wie die neuen Militärmachthaber sonst hießen, waren offenbar Briten, die zuvor in römischen Diensten gestanden hatten, und nur das Machtvakuum ausfüllten, indem sie die Herrschaft an sich rissen. (Die freilich labil war, denn sie hatten gegen die Angeln und Sachsen zu kämpfen, die seit einiger Zeit von den Römern als "Hilfstruppen" gegen die Picten und Scoten angeworben worden waren, ihre Frauen und Kinder mitgebracht hatten und nun gar nicht daran dachten, das Land freiwillig wieder zu verlassen - zwei von ihnen sollen "Hengist" und "Horsa" geheißen haben, aber das ist eine andere Geschichte.)
Wir müssen noch einmal zurück kommen auf Antoninus Pius. Das ist ein Herrscher, der ausnahmeweise bei den Historikern eine überwiegend "gute" Presse hatte, jedenfalls bei denen, deren Werke nicht vernichtet wurden. Das liegt hauptsächlich daran, daß er die Christen nicht verfolgte - daher sein Beiname "der Fromme" -; aber die Christen waren nur unter den Historikern eine Mehrheit; seine Untertanen waren überwiegend Nicht-Christen, und unter denen war er etwa so beliebt wie Türken-Wulff bei den Nicht-MuslimemDomitian & Co.; er hatte also allen Grund, Wälle, Zäune und Mauern [aus-]bauen zu lassen. Aber darauf will Dikigoros an dieser Stelle nicht hinaus, sondern auf eine merkwürdige Duplizität der Ereignisse, die noch keinem Historiker aufgefallen zu sein scheint, weil die Schlüsselszene hartnäckig falsch interpretiert wird - obwohl die Quelle ebenso eindeutig ist wie die beiden Quellen, die Dikigoros Euch zuvor in Sachen "Limes" und "Antoninus-Wall" vorgestellt hat. Die chinesische Chronik "Hou Hanshu" (von der es inzwischen auch
eine Übersetzung ins Englische
gibt) berichtet, daß im Jahre 166 n.C. (wenn denn die Umrechnung stimmt :-) Abgesandte des römischen Imperators Antoninus in Luoyang, der damaligen Hauptstadt Chinas, auftauchten und von Kaiser Hàn Huán-tì empfangen wurden. Das paßt allerdings den meisten westlichen Historikern nicht in den Kram; denn erstens wissen die überlieferten römischen Quellen nichts von offiziellen diplomatischen Beziehungen nach China - es können also "nur ein paar private Kaufleute" gewesen sein -, und zweitens regierte doch damals in Rom schon der gute Marcus Aurelius! Wohl wahr - aber haben sich diese Historiker, die es gewohnt sind, binnen 12-14 Stunden von Rom nach Peking zu jetten, mal überlegt, wie lange es im 2. Jahrhundert n.C. dauerte, diese Reise über (weitgehend unbekanntes, abweisendes) Land zu machen, was noch im 20. Jahrhundert eine zeitraubende Angelegenheit war (wie man z.B. bei
Sven Hedin
nachlesen kann)? Da konnte man schon ein paar Jährchen unterwegs sein! Was mögen die damals besprochen haben? Wir wissen es nicht genau, denn die Quellen lassen sich darüber nicht aus; wir wissen nur, daß die Chinesen begierig waren, alles aus dem bewunderten Westreich (ihr Name für das Imperium Romanum war "Groß-China"!) zu erfahren und zu imitieren (wie sie ja heute noch sehr erpicht darauf sind, westliche Erfindungen abzukupfern, ohne Rücksicht auf Urheberrechte; die Modelle ihrer heimischen Automarke - die sie sinniger Weise "Great Wall [Große Mauer]" nennen - sind zur Hälfte von Toyota, zur anderen Hälfte von Isuzu kopiert, wohlgemerkt nur die Karosserien - die ihren Vorbildern allerdings eines voraus haben, nämlich den Weltrekord im Schnell-Durchrosten -, nicht die Motoren, da haben die Chinesen Originale von Mitsubishi eingebaut, weil sie nicht in der Lage sind, die richtig nachzubauen, das ist denn doch zu schwierig :-). Sicher ging es in erster Linie um Handels-Beziehungen; aber am Rande wird man auch andere Dinge besprochen haben, z.B. wie man die Bevölkerung bei der Stange hält - ein Thema, das für die Herrscher Chinas schon immer Priorität hatte.
Aber, werden Dikigoros' Kritiker einwenden, gerade die Chinesen hatten es doch nicht nötig, sich von den Römern Tips in Sachen "Limes" geben zu lassen. Hatten sie die "Mauer" nicht selber erfunden, lange bevor die Römer überhaupt daran dachten, die Germanen und Briten zu unterwerfen und einzuzäunen bzw. einzumauern? Ja, so liest man es heute in den Geschichtsbüchern: Anno 221 v.C. "einigte" der RäuberhauptmannFürst von Ch'in (nach dem wir das "Reich der Mitte" bis heute "China" nennen)... ja, was einigte er denn? Kann man da von einer "Einigung" sprechen, womöglich gar von einer "Wieder-Vereinigung"? Von wegen: Er überfiel seine sechs Nachbarstaaten einen nach dem anderen und annektierte sie mit Gewalt; anschließend ernannte er sich zum Kaiser, nahm den Namen "Ch'in Shî Huáng-dì" an und begründete so die "Ch'in-Dynastie". Um sein Reich gegen Angriffe der Barbaren aus dem Norden zu schützen, baute er die erste chinesische Mauer, die meistenteils aus Erd- und Lehmwällen bestand. Leider ging das Reich schon anno 207 v.C., nur drei Jahre nach dem Tode ihres Gründers, wieder unter, wegen irgendwelcher "Bauern-Aufstände". Ach, die bösen Bauern! Hatten die denn gar keinen Sinn für ein schönes großes Reich und den Schutz vor äußeren Feinden, den es ihnen angedeihen ließ? Offenbar nicht, und Dikigoros muß Euch schon wieder mit einer Quelle belästigen, die offenbar niemand so richtig gelesen hat, und in der kritisiert wird, daß das Reich von Ch'in "offen für Fremde" war. Das war und ist in der Tat ein schweres Manko in chinesischen Augen - und wenn Dikigoros sich so in Deutschland umschaut, fragt er sich manchmal, ob sie in dem Punkt nicht sogar Recht haben -; aber es paßt halt ganz und gar nicht zu der Theorie, daß jene erste Mauer zur Abwehr auswärtiger Feinde errichtet wurde. Wo sollten die auch herkommen, nachdem alle Nachbarstaaten besiegt waren? Nur aus den eigenen Reihen, denn jenes Reich Ch'in war ein Terror-Regime, wie es in der Geschichte nur wenige gibt, selbst in der chinesischen Geschichte - nicht umsonst hat Dikigoros oben Mao nur als größten Verbrecher der neueren chinesischen Geschichte bezeichnet; und daß das rote Regime in Peking im 21. Jahrhundert begonnen hat, jenen ersten Kaiser von China systematisch zum neuen "Nationalhelden" aufzubauen, läßt tief blicken. Die Unterdrückung war total: Alles Land gehörte dem Staat, ebenso alle Ernten; dazu kamen staatliche Handelsmonopole, Militär- und Frondienste für die gesamte Land-Bevölkerung (u.a. Zwangsarbeit an jener "Mauer" aus Lehm und Erde, und da nicht jeder an der Grenze wohnte, gab es zuvor Zwangs-Deportationen); die Folgen davon waren Hungersnöte und - Landflucht, aber nicht etwa in die Städte (davon gab es damals auch in China noch nicht gar so viele, außerdem war es dort nicht besser :-), sondern über die Grenzen, ins "Ausland". (Aber das durfte man nicht laut sagen, geschweige denn schreiben; wer das tat, der wurde hingerichtet, und die Bücher wurden verbrannt - der erste Kaiser von China war ein großer Bücher-Verbrenner; heutzutage könnte so etwas nicht mehr geschehen, da würden sie gar nicht erst gedruckt, und mit dieser Aussage meint Dikigoros durchaus nicht nur Rot-China :-) Das läßt tief blicken, liebe Leser, denn die Chinesen sind von je her tief mit ihrer Heimat und ihrem Boden verwurzelt (weshalb sie die "Landreformen", sprich Enteignungen, sei es durch das Reich Ch'in, sei es durch die "Volksrepublik", besonders hart trafen); bevor sie gingen bzw. flohen mußte schon einiges geschehen sein. Und der Tag war abzusehen, an dem sie - weil sie wegen der immer stärker bewachten Grenze nicht mehr würden fliehen können - zu Sense und Dreschflegel (oder was immer man damals benutzte :-) griffen, in ihrer Verzweiflung die Bonzen tot schlagen und die Dynastie stürzen würden...
Nein, liebe Leser, so war es nicht, denn so ist es nie: Revolutionen werden nicht aus spontaner Verzweiflung "gemacht", sondern aus mehr oder weniger langer Berechnung derer, die sie anzetteln, und das dumme Fuß-Volk, mit dessen Hilfe sie "gemacht" werden - und das glaubt, daß sie für es gemacht würden -, ist in Wahrheit nur deren Spielball. Aber die Anlässe können unterschiedlich sein: entweder von den "Machern" gut inszeniert oder aber durch einen Zufall herbei geführt, oder durch eine Kombination von beidem. Entscheidet selber: Eines Tages erschien eine Brigade Zwangsarbeiter - 900 Mann - zu spät auf der Baustelle. (Es ging, wer hätte das gedacht, um einen Abschnitt der berühmt-berüchtigten "Mauer".) Einigheit herrscht darüber, daß es an jenem Tag regnete. Ob nun die Arbeiter wegen des Regens zu spät kamen, oder ob gewisse "Macher" sie angestiftet hatten, unter diesem Vorwand zu spät zu kommen, und ob sich die Arbeiten nicht überhaupt nur wegen des Regens - es war ja wie gesagt nur ein Wall aus Lehm und Erde - verzögerten, so daß die Verspätung der Arbeiter objektiv gesehen völlig unerheblich war, wissen wir nicht. Aber wir wissen, daß die Bauleitung ein Exempel statuieren und die 900 "Bummelanten" allesamt hinrichten lassen wollte. Das brachte das Faß zum Überlaufen, d.h. die Revolte nahm ihren Lauf. Gut, das mag vielleicht ein zufälliger Anlaß gewesen sein, aber versucht Dikigoros bitte nicht zu erzählen, daß sich daraufhin binnen 24 Stunden "zufällig" 300.000 Arbeiter erhoben und eine groß angelegte Revolution starteten, die jenes scheinbar so mächtige Regime hinweg fegte wie nichts. Oder daß sich "zufällig" ein kleiner Sesselpubser, pardon, mittlerer Beamter im Arbeits-Ministerium namens Liu Bang an die Spitze der Bewegung setzte und nach geglückter Revolte selber zum Kaiser machte. Denn so geschah es, selbstverständlich unter Beibehaltung der Zwangswirtschaft und all der anderen "Errungenschaften" der gestürzten Ch'in-Dynastie - mit einer Ausnahme: Die Arbeiten am Erdwall, pardon, der "Mauer", wurden vorübergehend eingestellt, und sie verfiel fürs erste.
Und nun, fast 400 Jahre später, kamen Gesandte aus dem fernen Rom und erzählten den Chinesen was vom Pferd, genauer gesagt vom "Limes". Man konnte also derartige Grenzbefestigungen auch aus Holz und Stein bauen, lernten die Chinesen, und dann waren sie noch viel wirksamer. Ja, aber hatten die das denn damals nötig? Wenn Dikigoros' Theorie stimmt, dann müßte das doch wieder eine Zeit gewesen sein, in denen (zu) viele Bauern mit den Füßen abstimmten (und auch Bäuerinnen - die Mode der verkrüppelten "Lotus-Füße" galt nur für den Adel und die Bonzen :-) und dadurch das Herrschafts-System zu destabilisieren drohten? Wie sah es aus in China unter Hàn Huán-tì, dem zehnten Kaiser der "Han-Dynastie"? Es sah greulich aus: Das Territorium des Reichs war noch weiter ausgedehnt worden; wenn wir dem Hou Hanshu glauben wollen, hatte China erst 127 n.C. - also fünf Jahre vor Huáns Geburt - 17 Nachbarstaaten neu unterworfen, darunter so weit entfernte wie Kashgar. (Ihr gestattet doch, daß Dikigoros das so schreibt, und nicht "Qäshqär", wie das einige heute tun; der Name kommt nämlich allen anderen Herleitungen zum Trotz vom indischen "Kashigarh [Lichtenburg]", denn das heutige "Ost-Turkistan" war, bevor die verfluchten Muslime es unterwarfen, buddhistisch, auch wenn seine Erbauer es heute nicht mehr wieder erkennen würden, weil die Chinesen es abgerissen und durch eine häßliche Ansammlung von Betonklötzen ersetzt haben - bis auf einen kleinen Rest, den sie als "Freilichtmuseum" für Touristen haben stehen lassen. Wenn Ihr mal nach "Ost-Turkistan" fahrt, laßt es getrost links, pardon an seinem Westrand liegen und schaut Euch statt dessen an seinem Ostrand die "Höhlen der tausend Buddhas" an - nach Orten in der Nähe auch "Mogao-Grotten" oder "Höhlen von Dùnhuáng" genannt; da bekommt Ihr - eine schwer zu erlangene Genehmigung der roten Bonzen in Peking voraus gesetzt - etwas zu sehen, das es außerhalb der VR China leider nirgendwo auf der Welt mehr gibt.) Es umfaßte also ebenso viel Land und wahrscheinlich noch mehr Völker und Stämme als heute (denn einige der kleineren sind inzwischen wohl ausgerottet worden), die sich ethnisch, sprachlich und kulturell stärker von einander unterschieden als die Völker und Stämme Europas. Und so etwas läßt sich auf Dauer nur mit Gewalt zusammen halten. (Ja, liebe Leser, wenn wir etwas aus der römischen und der chinesischen Geschichte lernen könnten, dann das. Aber wer hätte jemals aus der Geschichte gelernt? Weder die Habsburger noch die Sowjets noch die Eurokraten und erst recht nicht die Chinesen selber. Womit sonst sollte man solche Multi-Kulti-Konglomerate denn zusammen halten? Mit einem gemeinsamen Glauben, einer gemeinsamen Ideologie? Aber weder Christentum noch Kommunismus noch Demokratismus haben das auf Dauer vermocht. Mit einer gemeinsamen Sprache? Aber die gab es in keinem dieser Gebilde, zu keiner Zeit. Mit einer gemeinsamen Schrift? Dikigoros hat so etwas zwar an anderer Stelle gerade in Bezug auf China angedeutet; aber bis weit ins 20. Jahrhundert hinein konnten 99% der chinesischen Bevölkerung weder lesen noch schreiben; und im 2. Jahrhundert n.C. galt noch immer das Bücherverbot des ersten Ch'in-Kaisers - die überlieferte Fassung des Hou Hanshu wurde erst im 5. Jahrhundert n.C. nieder geschrieben!) Millionen Menschen waren vom Norden in den Süden deportiert worden, damit sie nicht weg laufen konnten. In Euren Geschichts- und Märchenbüchern werdet Ihr freilich etwas anderes lesen, etwa: Sie flohen vor der Bedrohung durch Mongolen, Tibeter usw. in die Freiheit des Südens. (Dabei waren die Mongolen in den Jahren zuvor wiederholt schwer geschlagen worden und stellten keinerlei Gefahr für China dar.) Diese "Freiheit des Südens" sah dann so aus, daß sie in großem Stil versklavt wurden und auf den Plantagen der Großgrundbesitzer schuften durften.
[Exkurs. Wer sich für die Einzenheiten interessiert, dem empfiehlt Dikigoros die Lektüre von "The Tyranny of History" von W.J.F. Jenner, den er von seiner Schelte der Geschichts- und Märchenbücher-Schreiber ausdrücklich ausnimmt, obwohl seine Ausführungen in dem Kapitel "Mauern" eher nichtssagend sind - es geht da hauptsächlich um geistige Mauern - und er ein miserabler Prophet war, denn er rechnete 1991, also unmittelbar nach dem Untergang der Sowjet-Union, damit, daß auch Rot-China bald auseinander brechen würde und lag damit völlig schief. Aber Geschichte läßt sich nun mal nicht voraus berechnen wie eine mathematische Gleichung, und Dikigoros glaubte das damals auch, er lag also genauso schief. Heute glaubt er nicht mehr, daß Rot-China auseinander brechen wird wie die Sowjet-Union - dafür sind die unterjochten Völker der Randprovinzen einfach zu schwach -; es wird vielmehr insgesamt zusammen brechen, als Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik. (Hungersnöte gab es zwar immer schon in China, und wahrscheinlich viel schlimmere als die, die kommen werden; aber die heutigen Chinesen - oder die der unmittelbaren Zukunft - werden sich nicht mehr passiv in ihr Schicksal fügen und brav verhungern, sondern Revolution - und dadurch alles noch viel schlimmer - machen.) Dann wird sich zeigen, ob einige Randvölker es schaffen, aus dem allgemeinen Zusammenbruch genug Stabilität zu retten, um eigene Gemeinwesen aufzubauen, aber das wird nicht die Ursache, sondern die Folge des Zusammenbruchs sein. Dies ist übrigens die gefährlichere Variante, die auch die Außenwelt nicht unbeschadet lassen wird, insbesondere nicht die Staaten, für die Rot-China seit geraumer Zeit die Massenproduktion von zweit- und drittklassiger Billigware übernommen hat, mit der die Herrschenden dort ihre ärmeren Untertanen bei Laune halten. Exkurs Ende.]
Zurück zur "Freiheit des Südens". Wer konnte, entfloh auch ihr und bildete Banden wie die der "Gelben Turbane". (In den westlichen Geschichts- und Märchenbüchern steht, das hätte "religiöse" Gründe gehabt; aber Religion kann man nicht essen, und die hätten sie auch als Sklaven gehabt; in den Büchern Rot-Chinas wird etwas von "Partisanen" gefaselt, um jene Leute als frühe Vorläufer Mao Tse-tungs zu vereinnahmen :-) Längst kämpfte so ungefähr jeder gegen jeden - das, was die Angelsachsen im 20. Jahrhundert "War Lord" nennen sollten und was Dikigoros etwas despektierlicher als "Räuberhauptmann" bezeichnet, gab es damals schon, und zwar reichlich. Seit der Regierungszeit von Hàn Huán-tì, genauer gesagt seit 161 n.C., herrschte bis zum traurigen Ende der Dynastie anno 220 fast 60 Jahre permanenter "Bürgerkrieg". (Tatsächlich waren es Bauernkriege, denn "Bürger" gab es ja kaum, obwohl just anno 166, als die römische Delegation am Hof erschien, die Bewohner der Hauptstadt den Aufstand probten gegen die korrupte Bonzen-Clique - allesamt Eunuchen, denn man fürchtete den Nepotismus -, die den Kaiser umgab und besser abschirmte als es jede Mauer vermocht hätte, und ihn wohl auch beherrschte; er hatte kurz zuvor vergeblich versucht, ihren Einfluß zu brechen. Huáns Nachfolger, angefangen mit Hàn Líng-tì, waren nichts weiter als machtlose Marionetten in ihren Händen - und später in denen der Militärs.) Wer nicht kämpfen konnte oder wollte, war ebenso permanent auf der Flucht - sehr zum Ärger der Kriegsherren, die auf keinen gepreßten Soldaten verzichten wollten. Aus jener Zeit resultieren die vielen kleinen Mauern, deren Reste man quer über China verstreut findet - allerdings nicht in den meisten historischen Atlanten, wo sie nur stören würden, weil sie so gar nicht in die These vom großen Bollwerk gegen die "Barbaren" im Nord[west]en passen. (Für sie hat noch niemand eine überzeugende Erklärung gefunden - die meisten Historiker geben sich mit der Vermutung zufrieden, daß es sich wohl um "wieder aufgebaute" Mauern aus grauer Vorzeit, d.h. vor Errichtung der Ch'in-Dynastie handeln müsse, als China sich noch nicht so weit ausgedehnt hatte.) Aber sie passen nur zu gut in Dikigoros' These - und nur in seine.
Aber nochmal zurück in die Mitte des 2. Jahrhunderts n.C. - damals war die Blütezeit eines Handelsweges, der von Cháng'ān bis nach Europa verlief, und den Dikigoros nur zögernd "Seidenstraße" nennt, weil Seide nach seiner Meinung nicht der wichtigste Artikel war, der dort transportiert wurde (sondern vielmehr Tee - aber das ist eine andere Geschichte). Darf er Eure Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Ausschnitt am Westrand der vorstehenden Karte lenken?
Könnt Ihr ihm Sinn und Zweck der (in roter Farbe eingezeichneten) Mauer erklären, die die Kaiser der Han-Dynastie entlang jenes Handelswegs vom Westrand der Tengger-Wüste bis zum Jadetor-Paß anlegen ließen, genauer gesagt bis zur unmittelbar östlich dieses Passes gelegenen Oasen-Stadt Dūnhuáng? (Die auf der Karte oben leider nicht mit eingezeichnet ist, während auf der Karte unten das Jadetor und die westlichen Ausläufer der Mauer fehlen - die auch die Nebenroute der Seidenstraße nordwestlich von Anxi durchschnitten -, weil man sich da auf die "große Mauer" der Ming-Dynastie beschränkt hat, die bloß bis zum Jiāyù-Paß reichte; deshalb braucht Dikigoros hier zwei Bilder :-) Noch genauer gesagt bzw. gefragt: Könnt Ihr ihm erklären, warum die Han-Kaiser sie nur bis dorthin anlegen ließen, also nur auf halber Streckenlänge (denn die chinesische Besatzungszone das chinesische Herrschaftsgebiet reichte wie gesagt seit 127 n.C. bis nach Kashgar)?
Zunächst einmal: In welche Richtung machte die Mauer Front? Zur "Seidenstraße" hin oder von ihr weg? Die Historiker sind mit der Antwort auf diese Frage schnell bei der Hand: Selbstverständlich sollte sie den Handel vor Überfällen der Barbaren schützen! Hm... Aber so von selbst versteht sich das gar nicht, denn die Gebiete nordöstlich dieser Mauer gehörten doch spätestens seit 127 n.C. auch zum chinesischen Machtbereich; und selbst wenn in der Gobi- und/oder Tengger-Wüste noch ein paar wilde Nomaden lebten, die man nicht ganz unter Kontrolle hatte, wären die nie in der Lage gewesen, die Handelskarawanen ernsthaft zu gefährden; sie hätten auch gar nicht daran gedacht; die Route war damals quasi tabu, denn von ihr profitierten ja alle - sonst hätte der Handel auf ihr kaum so geblüht. Nein, der Schlüssel liegt bzw. steckt - im wahrsten Sinne des Wortes - im "Jadetor". Darüber hinaus nach Westen durften nämlich chinesische Händler nicht ziehen, sondern sie mußten den Weitertransport den Angehörigen der unterworfenen, verbündeten oder sonstwie in den Handel eingebundenen Völker überlassen, z.B. den "Tochariern" oder wie man sie sonst nennen will. (Nur bitte nicht "Turanier" - bei der Bezeichnung bekommt Dikigoros immer Bauweh, aber das ist eine andere Geschichte :-).
Nein, es führt wohl kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß jene Mauern gegen die "Seidenstraße" Front machten, aus einem ganz einfachen Grund: Man hatte Angst, daß die Händler mitsamt ihrer Ware nach Norden abhauen würden! (Und, um das gleich vorweg zu nehmen: Das galt auch für die "große Mauer" der Ming-Dynastie, von der Euch Dikigoros oben einen Ausschnitt kurz vor ihrem Ende am bereits erwähnten Jiāyù-Paß abgebildet hat: Der Handelsweg - auf dem die Kamele lagern - verläuft außerhalb der Befestigungsanlage, nicht innerhalb!) Warum es dann keine Mauern im Süd[west]en gab? Wart Ihr mal da? Oder habt Ihr Sven Hedin gelesen? Eben: Man kommt als erfahrener Reisender - und das waren die Fernhändler allesamt - mit entsprechender Ausrüstung und Verpflegung ohne weiteres durch die Wüste; aber über die Gebirge auf der anderen Seite? Keine Chance! Und wohin hätte man auch gehen sollen? Da war ja nichts, also brauchte es da keine Mauer! Auch westlich vom Jadetor wurden keine Mauern benötigt, weder auf der nördlichen noch auf der südlichen Route, weder auf der einen noch auf der anderen Seite der Straße, denn die Händler, die dort eingesetzt waren, waren dort ja zu Hause, hatten also kein Motiv, weg zu laufen. Wenn Ihr Euch nochmal die vorletzte Karte anschaut: Was haltet Ihr von der rätselhaften Ausbuchtung, genauer gesagt, Auftrennung der Mauer nordöstlich von Wúwéi, der alten nord-tibetischen Stadt Liángzhōu (von der alle Pauschal-Touristen zumindest schon mal das Wahrzeichen gesehen haben, das "fliegende Pferd", weil das auch als Maskottchen des größten China-Reisen-Veranstalters dient)? Welchen Sinn soll die wohl haben? Dikigoros erlaubt sich, zunächst aus einer halb-offiziellen Darstellung der VRC mit dem Titel "Die große Mauer" (jawohl, so etwas gibt es inzwischen sogar auf Deutsch - und sprachlich fehlerfrei!) zu zitieren: "Der Hauptlinie weiter folgend, erreicht man bei Wuwei einen weiteren merkwürdigen Abschnitt der Mauer, der sich wie eine enge Schlinge in die nördlich gelegene Tenger-Wüste erstreckt und dabei ein Gebiet umschließt, das über ein dichtes Bewässerungsnetz verfügt und in der Vergangenheit von hohem landwirtschaftlichem Wert gewesen zu sein scheint." Hm... das erscheint Dikigoros zwar nicht zwingend, aber nehmen wir mal an, daß es so war, daß der Shiyang-Fluß damals mehr Wasser her gab als heute, dann arbeiteten in diesem relativ fruchtbaren Gebiet zwischen den Wüsten Gobi und Tengger vermutlich jede Menge zwangsdeportierte Bauern - denn freiwillig geht dort heute noch niemand hin. Die mußten also wohl vor Angriffen aus der Wüste geschützt werden - oder? Aber wenn tatsächlich jemand von dort angegriffen hätte, hätte der das nicht viel eher an einer der beiden Abzweigungen - oder beiden zugleich - getan und die Schlinge dann im wahrsten Sinne des Wortes zugezogen, d.h. die wertvolle Landschaft abgeschnitten statt sie durch direkte Angriffe womöglich in Mitleidenschaft zu ziehen? Nein, es gibt wieder nur eine sinnvolle Erklärung: Die Mauern sollten die Bauernsklaven daran hindern, weg zu laufen! (Erinnert Euch der "Wachturm" von Wúwéi nicht irgendwie an den Wachturm am "Limes" von Rheinbrohl?)
Aber, werden Dikigoros' Kritiker einwenden, was immer mit den alten Anlagen der frühen Dynastien gewesen sein mag, es gibt doch die eine, die "echte", die große (übrigens ebenso eine falsche Vokabel wie "Limes"; die Chinesen nennen sie "lange" Mauer :-) chinesische Mauer der Ming-Dynastie aus dem 16. und 17. Jahrhundert, deren imposantesten Abschnitte man heuer den Touristen auf Tages-Exkursionen von Peking aus vorführt - und das muß ja wohl eine militärische Abwehranlage gegen äußere Feinde gewesen sein, oder? Diese Auffassung vertraten schon die ersten Europäer - Angehörige einer britischen Handels-Mission -, die jenes "größte Bauwerk der Welt" Ende des 18. Jahrhunderts zu Gesicht bekamen, und seitdem ist das überall herrschende Meinung. (Nein, liebe Besserwisser, Abraham Ortelius hatte das zwar anno 1584 in seinem "Theatrum Orbis Terrarum" auch schon behauptet, aber der hatte die Mauer nie gesehen, schrieb also nur nach Hörensagen!) Wieso auch nicht? Hatten nicht die Ming-Kaiser allen Grund, sich gegen die wilden Barbaren zu schützen, die China erobern und seine großartige Zivilisation zerstören wollten? Ach, liebe Leser, diese Frage wollt Ihr doch bitte nicht leichthin mit einem "Na klar!" beantworten, wie es die meisten Historiker tun, denn die Wahrheit ist viel komplizierter: Jawohl, da waren die mongolischen Tungusen unter ihrem Führer Altan Khan, und in irgendeinem oberflächlichen Geschichtsbuch las Dikigoros, daß die Mitte des 16. Jahrhunderts "Beutezüge bis nach Peking" unternommen hätten, woraufhin sich der Kaiser entschlossen habe, die "chinesische Mauer" endlich wieder auf- und auszubauen. Aber das stimmt so nicht: Die Tungusen hatten gar kein Interesse daran, China zu erobern, und sie hätten auch keine "Beutezüge" unternommen, wenn man sie denn ganz friedlich hätte Handel treiben lassen - für den beim chinesischen Volk offenbar Nachfrage bestand, denn sonst hätten sie nicht ständig Delegationen nach Peking geschickt mit Geschenken und untertänigsten Bitten an den Kaiser, doch endlich diesen Handel zu legalisieren. Aber der Kaiser blieb unerbittlich: kein Außenhandel - wozu denn? Über die Inlandsproduktion übte er eine eiserne Kontrolle aus, mit Steuern und Abgaben, deren Sätze weltweit einmalig hoch waren (jedenfalls bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als sie auch in Europa erreicht wurden): zwei Drittel der Ernten und sonstigen Einkünfte plus Wehr- und Frondienste! Derartig hohe Zollsätze für Importwaren wären jedenfalls nicht durchsetzbar gewesen - die wären durch Schmuggel unterlaufen worden. Nein, Mauern mußte man nicht nur gegen die Freizügigkeit errichten, sondern auch gegen den freien Warenverkehr! Also entschied man sich irgendwann zu einer Radikalkur: Die tungusischen Gesandten wurden einen Kopf kürzer gemacht, und damit sie nicht wieder kamen gab der Kaiser den Bau der neuen chinesischen Mauer in Auftrag. Altan Khan konnte darüber nur müde lächeln: Er brauchte gar nicht auszuprobieren, ob jene Mauer tatsächlich einen militärischen Wert hatte, denn sie war genauso löchrig wie ihre Vorgängerin. Er suchte sich einfach einen Gebirgspaß im Norden Pekings, wo es keine Mauer gab, machte die kleine Besatzung platt und zog mit seinen Truppen ohne ernsthaften Widerstand bis vor die Hauptstadt. Aber weder ließ er dort plündern noch jagte er den Kaiser zum Teufel oder verlangte auch nur eine Machtbeteiligung: Er bat einfach nur um die Erlaubnis, friedlich Handel mit den Chinesen treiben zu dürfen; und diesmal mußte der Kaiser wohl oder übel nachgeben, jedenfalls für kurze Zeit. Dennoch ließ er die Mauer weiter bauen, unter immensem Aufwand, der die Staatsfinanzen bis an die Grenze der Belastbarkeit trieb - warum, wenn doch gar keine Gefahr eines militärischen Angriffs bestand bzw. eine solche Gefahr dadurch gar nicht hätte gebannt werden können?
Auf diese Frage hat noch niemand eine vernünftige Antwort gegeben - jedenfalls keine, die Dikigoros überzeugt hätte. Will er ernsthaft behaupten, daß auch diese Mauer gebaut wurde, um Chinesen am Weglaufen zu hindern? Ins Ausland? Was sollte für einen Chinesen, der doch für gewöhnlich seine Heimat so liebte, an einem Leben bei den Barbaren so anziehend gewesen sein? Nun, werfen wir mal einen Blick darauf, wie "anziehend" das Leben in der viel geliebten Heimat China damals war: Zwar gab es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts keine Hungersnöte mehr, wie sie das Volk früher regelmäßig heim gesucht hatten, denn nach der Öffnung der Grenzen hatte man (aus dem Ausland, also zähneknirschend!) den Mais, die Süßkartoffel und die Erdnuß eingeführt und in großem Stil angegebaut. Aber die anno 1578 durchgeführte Volkszählung ergab dennoch nur magere 63,6 Millionen Einwohner - auf einer Fläche, auf der heute, trotz kommunistischer Mißwirtschaft, fast zwanzig mal so viele Menschen leben! Wo waren die alle hin? Was das Militär betrifft, geben die Quellen bereitwillig Auskunft: das desertierte regelmäßig, sobald man es in Grenznähe - z.B. auf der famosen Mauer - einsetzte; China leistete sich damals schon den Luxus eines stehenden Heeres von einer Million Mann, von denen jedes Jahr ca. die Hälfte ersetzt werden mußte, nicht wegen militärischer Verluste, sondern eben wegen Desertion. Das kostete den Kaiser also jährlich 500.000 männliche Untertanen im besten Alter, die dazu noch militärisch geschult waren - ja, was glaubt Ihr denn, woher die mongolischen Stämme die Krieger nahmen für ihre Eroberungen? Die Chinesinnen waren immer schon sehr fruchtbar, die Mongolinnen nie! (Die Mongolei hat bis heute die niedrigste Bevölkerungsdichte Asiens.) Warum die desertierten? Die Historiker vermuten, weil der Sold niedrig war, wenn er denn überhaupt gezahlt wurde - aber das kann wohl nicht der einzige Grund gewesen sein, sonst müßte es in der Weltgeschichte noch viel mehr Deserteure gegeben haben... Offenbar war es für viele Soldaten - und für viele Bauern - doch attraktiver, in "Freiheit" jenseits der Grenzmauern zu leben, auch wenn das Leben dort ebenso hart - vielleicht sogar noch härter - war als in China. Wie ging es denn eigentlich mit der Ming-Dynastie weiter und zuende? Wurde sie von außen erobert, trotz der neuen, großen chinesischen Mauer? Nein, die Geschichte vom Ende der Ch'in-Dynastie und der Han-Dynastie wiederholte sich: Die Bauern hatten irgendwann die Nase voll von der Ausbeutung; und als die Mauer endlich so perfekt war, daß niemand mehr ins Ausland abhauen konnte, kam es immer öfter zu Aufständen. (Liebhaber der chinesischen Literatur werden die berühmten Romane kennen, die später über sie geschrieben wurden; sie sind bis heute nicht verboten, da sie vom rotchinesischen Regime als "kommunistische" Aufstände fehlgedeutet werden, ähnlich wie die Bauern-Aufstände des 16. Jahrhunderts in Europa vom DDR-Regime.) 1644 eroberten aufständische Bauern Peking und stürzten den Kaiser. Und jenseits der Mauer standen wieder - oder immer noch - die Tungusen (die man inzwischen "Mandschu" nannte) und warteten. Nein, sie dachten immer noch nicht daran, den militärischen Wert der Mauer zu testen, an welcher der letzte Ming-General mit den letzten kaisertreuen, noch nicht desertierten Truppen Wache schob. Wozu auch? Als der General erfuhr, was in Peking los war, tat er das einzig richtige: Er ließ die Tore öffnen und die Mandschus herein und bot ihnen an, die Regierung zu übernehmen. Nun taten sie es - und die Mauer verfiel. Noch Fragen? Oder doch eher neue Antworten?
Nein, mit neuen Antworten ist es wohl noch nicht so weit, jedenfalls nicht in den Mühlen der offiziellen "Geschichts-Wissenschaft". Aber die Fragen werden lauter. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat es sich zwar noch nicht bis zu den Schulbuch-Verlagen herum gesprochen, aber kein ernst zu nehmender Historiker glaubt mehr, daß der "Limes" ein "Schutzwall" gegen die germanischen "Barbaren" war; allerdings fragt man sich noch immer ohne Ergebnis, was sonst: Vielleicht eine Zollgrenze gegen Schmuggler? Oder einfach nur eine vorausschauende Investition in die Tourismus-Industrie kommender Jahrtausende? 1940 deutete der Sinologe Owen Lattimore - der in China aufgewachsen, die Sprache erlernt und viel dort herum gereist war - in "Inner Asian Frontiers of China" vorsichtig an, daß die chinesische[n] Mauer[n] ebenso gut nach innen wie nach außen wirken konnte[n]; aber der stand bald zwischen allen FrontiersFronten - für die US-Amerikaner, allen voran McCarthy, war er ein "Maoist", für die Rotchinesen nicht maoistisch genug -, und sein Buch wurde von den Mainstream-"Wissenschaftlern" mit eisiger Nichtbeachtung gestraft.
Der "Hadrians-Wall" ist mittlerweile zum beliebtesten Reiseziel der britischen Inseln nördlich Londons geworden, hat seine Kosten bereits mehrfach wieder eingespielt, ebenso wie die chinesische Mauer zum beliebtesten Reiseziel Chinas nördlich Pekings geworden ist. 1987 hat die UNESCO beide zum "Weltkulturerbe" erklärt (also zu einem Zeitpunkt, als "Republikflucht" in den meisten kommunistischen Ländern der Welt noch als schweres Verbrechen galt); 2005 folgte der römische Limes, genauer gesagt der "Obergermanisch-Rätische Limes", und 2008 der Antoninus-Wall. Und die Berliner Mauer? Nun, touristisch sieht es mit der schon ganz gut aus; aber für die HeiligsprechungErnennung zum Weltkulturerbe wird sie etwas länger brauchen, denn noch lebt die letzte Generation derjenigen, die wissen, was sie war und was sie nicht war; aber die Selbstverständlichkeit dieses Wissens könnte letztlich verhängnisvoll wirken, da es dazu führte, daß niemand es für nötig befand, das eigens aufzuschreiben; und Ihr wißt ja, liebe Leser, wie Geschichts-"Wissenschaft" gemacht wird: Da wird nur wiedergekäut, was irgendwo offiziell nieder gelegt ist; und offiziell nieder gelegt ist nur, daß es ein anti-fascistischer Schutzwall gegen die barbarischenkapitalistischen Aggressoren aus dem Westen war. (Die Gegenstimme aus einem Comic-Heftchen zählt da nicht :-) Und je länger die Annexion der BRD durch die DDR zurück liegt, je mehr das alte DDR-Establishment und seine Erben die Macht in der ganzen Republik übernehmen (politisch, wirtschaftlich und "wissenschaftlich"), desto näher rückt der Tag, da die UNESCO auch der Berliner Mauer den Status des "Weltkulturerbes" verleihen wird und sie in den Schulbüchern der ganzen Welt wieder als das stehen wird, als was sie schon 1961-1989 in den Schulbüchern der DDR stand - und niemand, der nicht als "Holocaust-Leugner" oder "Schutzwall-Leugner" ins Gefängnis wandern will, wird das bestreiten dürfen. (Schon heute darf man jene Annexion nicht mehr offen so nennen, sondern muß vielmehr von "Wieder-Vereinigung" sprechen, obwohl selbst das dümmste und manipulierteste Produkt der staatlichen Bildungsanstalten der BRDDR wissen müßte, daß jene beiden Staaten vor 1989 nie vereint waren, folglich auch nicht "wieder" vereinigt werden und erst recht nicht "zusammen wachsen" konnten, auch wenn
ein besoffener Politbonze West
das mal so daher lallte.) Und wenn 2.000 Jahre später jemand wagen sollte, doch allmählich die Wahrheit wieder auszugraben und auszusprechen (oder auszutippen :-), dann wird man ihn darob womöglich genauso belächeln wie einige Leser jetzt das belächeln, was Dikigoros hier über die chinesische Mauer und den römischen Limes geschrieben hat.
Nachtrag. Und es hagelt weiter Protest-Mails aus aller Welt. Wer immer irgendwann irgendwo von irgendeinem Mäuerchen gehört oder gelesen hat, scheint sich bemüßigt zu fühlen, Dikigoros eines Besseren zu belehren. Zwei allgemeine Dinge voraus: Erstens ist dies eine Seite über Reisen, d.h. sie handelt von Mauern, zu denen viele Millionen Menschen gereist sind und auch weiterhin reisen werden, weil sie ihnen eine Reise wert sind, und von den vorgefaßten Meinungen, die Millionen Menschen vom Sinn und Zweck jener Mauern haben. Um ihnen die Augen zu öffnen, schreibt Dikigoros hier, nicht für ein paar Fach-IdiotenSpezialisten, die irgendwo ein paar Mauerreste zweifelhafter Herkunft und Bestimmung ausgegraben haben, die sonst niemanden interessieren. Zweitens ist dies keine abstrakte, sondern eine persönliche Seite, d.h. Dikigoros schreibt nur über Dinge, die entweder er selber oder sehr gute und aufmerksame Bekannte von ihm persönlich gesehen haben - gerade seine Erlebnisse am Hadrianswall und am "Limes" haben ihm die Augen darüber geöffnet, wieviel Blödsinn in Büchern - und auch im Internet - darüber verbreitet wird, von Leuten, die offenbar nie selber dort waren, sondern nur unkritisch irgendwelche Märchen abschreiben, die irgendjemand mal in die Welt gesetzt hat, um die Masse der Menschen für dumm zu verkaufen. Dies voraus geschickt, will sich Dikigoros gleichwohl zu einigen Nachträgen aufraffen: Als er 9 oder 10 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater anläßlich eines Besuchs bei Verwandten in Norddeutschland auch mal mit nach Haithabu, dem Ausgangspunkt des "Danewerks"; aber sonderlich beeindruckt hat es sie beide nicht. Ein Erdwall halt, von dem man nicht mal mehr sagen kann, in welche Richtung er denn nun wen oder was wovor schützen sollte; und auch wenn ihnen jemand erzählte, daß das Werk ursprünglich mal höher und steiler gewesen sein müsse (wie am Hadrianswall :-) glaubt Dikigoros bis heute, daß es wahrscheinlich nur ein "Highway" war, ein Hochweg zum sicheren Überqueren einer tückischen Moorlandschaft, wie es früher viele gab.
[Exkurs: Das soll nicht heißen, daß es damals keine Grenzwerke gegeben hätte; aber die sahen halt ganz anders aus, was man gerade dort -
räumlich wie zeitlich - besonders gut sehen kann, denn die Archäologen haben die Angaben des Kirchen-Chronisten Adam von Bremen über den so
genannten "Limes Saxoniae" inzwischen bestätigt: Das war nicht etwa eine Befestigung aus Erde, Holz oder Stein, sondern... ein breiter Streifen
verbrannte Erde.
Eine verquaste Geschichtsschreibung nahm lange Zeit an - und tut es z.T. noch heute -, daß "Karl der Große" ihn angelegt habe, um den Norden
seines Reichs vor "Einfällen" der slawischen Wagrier, Obrodriten und Polaben zu "schützen"; aber das hält einer Nachprüfung schwerlich
stand. Vielmehr dürfte es so gewesen sein, daß der Sachsenschlächter Karl die gerade unterworfenen und zwangsbekehrten neu
gewonnenen und christianisierten Holsten und Stormaner daran hindern wollte, gen Osten abzuhauen, ins Gebiet der vorgenannten Slawen, wo man noch
Religionsfreiheit genoß die noch böse Heiden waren. Der Zweck war also der gleiche wie bei unseren berühmt-berüchtigten Mauern,
nur der Aufwand war geringer (es ist immer leichter, etwas zu zerstören, als etwas aufzubauen), und die Folgen waren schlimmer. Heutzutage nennt man
so etwas beschönigend "Niemandsland"; Ihr müßt es Euch in etwa so verstellen wie das Zonenrandgebiet, nur etwas weiter westlich gelegen
(ungefähr auf einer Linie, die man heute von Kiel nach Hamburg ziehen könnte), bloß ohne Stacheldraht (der wurde erst rund 1.000 Jahre
später erfunden :-) und Selbstschuß-Anlagen, aber dafür ein gutes Stück breiter. Exkurs Ende.]
Dikigoros war auch mal zwischen Athen und Piräus unterwegs und weiß, daß dieser Weg mal von Mauern geschützt war; aber mit Verlaub, die fallen für ihn - ebenso wie der "Anastasius-Wall" im Westen von Konstantinopel - in die Kategorie "Stadtmauern"; und die stehen hier ja eigentlich nicht zur Debatte.
Dennoch kann sich Dikigoros nicht verkneifen, hier zumindest eine Ausnahme anzuführen, bei der auch eine Stadtmauer weniger der Verteidigung als der
Gefangenhaltung ihrer Einwohner diente; und er meint nicht irgendeine Stadt, sondern ausgerechnet die "ewige" Stadt Rom. Wer sie mal besucht hat, dem wird
vermutlich die eindrucksvolle "Aurelianische Mauer" aufgefallen sein; und auf den ersten Blick würde wohl niemand daran zweifeln, daß Dikigoros
da völlig auf dem Holzweg ist. Aber da hilft ein Blick in die Geschichtebücher, und zwar in die Quellen, nicht in die Sekundär-Literatur,
denn selbst der britische Historiker Edward Gibbon, der als Vater der modernen Geschichtsschreibung gilt, und dessen umfangreiche Geschichte vom Niedergang
und Fall des Römischen Imperiums aus dem Jahre 1788 noch in Dikigoros' Studentenzeit als Standardwerk zu diesem Thema galt, bringt es fertig, über die
folgenden Ereignissen keine einzige Zeile zu verlieren. Als Standarderklärung für den Bau jener Mauer in den Jahren 271-273 gilt bis heute, daß Kaiser
Aurelian Angriffe germanischer u.a. Barbaren aus dem Norden von seiner Hauptstadt abwehren wollte. Aber das ist Blödsinn. Aurelian - der Kavallerie-General
gewesen war, bevor er sich 270 durch einen "Marsch auf Rom" an die Macht putschte - hatte derartige Möchtegern-Invasoren noch immer rechtzeitig vor
einem etwaigen Angriff auf Ravenna, Mediolanum u.a. Städte, die viel weiter nördlich lagen, also viel stärker gefährdet waren, abgefangen und kräftig aufs
Haupt geschlagen. In Rom hatte er ganz andere Sorgen - die heute so aktuell sind wie damals: Finanzminister Glücklichst (ein Jude? Welcher echte Römer hieß
schon "Felicissimus"?) hatte die Geldmenge immer stärker ausgeweitet; so wie heute immer mehr Papiergeld gedruckt bzw. Anleihen aufgelegt und von der
Zentralbank "angekauft" werden (was aufs Gleiche hinaus läuft), so wurden damals immer mehr Münzen geschlagen mit immer weniger Edelmetallgehalt - und die
Mehrheit der Abgeordneten ("Senatoren" hießen die damals) fand und findet das offenbar auch gut so - wobei dahinstehen mag, wer dabei den größten Reibach
macht[e]: die korrupten Abgeordneten, die sich ständig ihre Diäten erhöhten, der Finanzminister selber oder die einzelnen Münzfabrikanten. Aurelian wollte
dem angesichts der zunehmenden Inflation einen Riegel vorschieben - aber da erlebte er eine böse Überraschung: Die Inflationäre machten Revolution gegen
ihn und fanden Zuspruch unter großen Teilen der Bevölkerung, vor allem unter solchen, denen es völlig egal sein konnte, wie teuer alles wurde, weil sie es
umsonst bekamen. Jawohl, damals wurde die Stütze nicht in Geld ausgezahlt, sondern in Sachleistungen: Brot, Schweinefleisch, Olivenöl, Salz..." Ob das
alles haushaltsmäßig gedeckt war - die besteuerbaren Dummen, die noch immer arbeiten gingen und immer mehr fiat-money"Geld" auf den Tisch legen
mußten, wenn sie all das selber kaufen wollten, wurden ja immer weniger; und es gab ja noch keine BRD, keine EU und keine Europäische Zentralbank, bei der
man hätte Kredite aufnehmen können, um Waren auf Pump - ad calendas graecas - zu importieren. Es gab auch noch keine UNO, UNESCO o.ä. kriminelle
Vereinigungen Organisationen, die nach dem Motto: "Essen und Trinken ist ein Menschenrecht" ihr Füllhorn an Entwicklungshilfe über Rom ausgeschüttet
hätten, damit die Regierung ihre großzügigen Sozialleistungen aufrecht erhalten konnte. Also kam es zu wochenlangen, bürgerkriegsähnlichen Kämpfen, bei
denen Aurelian sogar die Bundeswehr, pardon, die Legionen eingesetzen mußte. (Das war zwar verfassungsmäßig verboten - damals wie heute -, aber Not kennt
kein Gebot :-) Nachdem es Aurelian endlich gelungen war, den Aufstand nieder zu schlagen, hätte er ja eigentlich die Sozialleistungen kürzen und die
Inflation bekämpfen können - oder? Tua, aber damit hätte er nur erreicht, daß der Pöbel von Rom in andere Städte abgehauen wäre und sich dort
durchschmarotzt hätte. Also... Nein, nicht "also", sondern völlig ohne jeden Zusammenhang kam der Kaiser plötzlich auf die komische Idee, eine kostspielige
neue Stadtmauer zu errichten, zur Abwehr der germanischen Barbaren - sagen jedenfalls die staatlich besoldeten Berufs-Historiker, und dann muß es ja
stimmen. Ebenfalls rein zufällig strich Aurelian, sowie die Mauer fertig war, die Sozialleistungen radikal zusammen und führte die DM wieder ein
eine Währungsreform durch. So wird Geschichte geschrieben... Erfreut Euch an den Zufällen, liebe Leser, und an den ebenfalls rein zufälligen Parallelen zur
Gegenwart - denen, die schon eingetreten sind, und denen, die noch kommen werden!
Exkurs. Wiewohl die Quellen es nicht überliefern, kann sich Dikigoros lebhaft vorstellen, wie damals die Debatten im Senat in Sachen Sozialhilfe abliefen.
"Panem et circenses?" Das war einmal, d.h. als diese Wendung aufkam, war es noch gar nicht so: den Römern wurde vielmehr Getreide ausgehändigt, das sie
dann selber mahlen und zu Brot backen konnten. So waren sie - wenn sie mal gerade nicht vor der Glotzeim Circus saßen und irgend einem
Verblödungs-Programm zuschauten - beschäftigt und kamen nicht auf dumme Gedanken. Aber irgendwann war jemand - ein geistiger Vorfahre der Rot-Grünen -
darauf gekommen, daß es doch umweltschutztechnisch gesehen ein Wahnsinn war, wenn jeder Sozialhilfe-Empfänger selber einen Mühlstein brauchte und einen
Brotofen - und womöglich auch noch Brennholz von der Regierung forderte, von der Luftverschmutzung ganz abgesehen! Und womöglich einen eigenen, stinkenden
Schweinestall in der Stadt unterhielt. Und selber ans Meer ging, um das zum Einpökeln benötigte Salz zu gewinnen. Und womöglich auch noch einen eigenen
Olivenbaum (oder mehrere) im Garten hatte - welch eine Platzverschwendung! War es da nicht, volkswirtschaftlich gesehen, viel sinnvoller, das alles von
Staats wegen zur Verfügung zu stellen? Erinnert Euch das an etwas, liebe Leser von heute? Das sollte es auch. Denkt mal drüber nach und findet die Antwort
- aber bitte mit einer ordentlichen Begründung, die Ihr auch Euren rot-grünen Wahlkreis-Kandidaten um die Ohren hauen könnt! Exkurs Ende.
Dikigoros verzichtet auf ähnliche Ausführungen über Aleppo und Antiochia - zwei Städte, die es in der Antike an Größe und Bedeutung ohne weiteres mit Rom aufnehmen konnten -, weil er hier wie gesagt nicht über Orte schreiben will, die er nicht persönlich in Augenschein genommen hat. Aber ein Sahnehäubchen in Sachen Stadtmauern darf er hier noch kurz erwähnen: In der Nähe von St. Louis hatte man bereits in den 1980er Jahren die Ruinen von "Cahokia" entdeckt, der wahrscheinlich größten Stadt Nordamerikas vor Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert; aber erst im neuen Jahrtausend ist man mit den gründlichen Untersuchungen halbwegs zu Potte gekommen - was auch daran gelegen haben mag, daß der Befund, zu dem man schließlich mehr oder weniger zähneknirschend gelangt ist, einigen Leuten überhaupt nicht ins vorgefaßte Konzept paßte: Die Mischung aus Lehmmauer und Holzpalisaden, die jene Stadt umgab, die im 13. Jahrhundert größer war als London und Paris - und wohl auch mehr Einwohner zählte - war eindeutig nicht zu Verteidigungszwecken errichtet worden. Wozu dann? Nun, wir wissen von den mittel- und südamerikanischen Indio-Kulturen, daß sie auf Versklavung von großen Teilen der Bevölkerung beruhten, die allen Grund hatten, dieser zu entfliehen. Wozu also diese umfangreichen Anlagen, wenn nicht, um sie eben daran zu hindern?
Zurück zu den nicht-städtischen Mauern: Der "Smiewi wali [Schlangenwall]" in der Ukraïne, der angeblich 1.000 km lang gewesen sein soll? Pardon, liebe Elena, aber das ist so ein Hirngespinst für Fach-Idioten, das wahrscheinlich auf die Zeit des 2. Weltkriegs zurück geht, als jemand, der eine militärische Befestigungsanlage bauen wollte, zu deren Rechtfertigung das Märchen erfand, das schon die Ostgoten oder die Slawen oder sonstwer in grauer Vorzeit eine "Mauer" gegen die "wilden Steppenreiter" des Ostens errichtet hatten - also dieselben, die auch zur Fehlinterpretation der chinesischen Mauer[n] herhalten müssen. Der "1000-Li-Wall" in Nordkorea? Na, der ist doch Wasser auf Dikigoros' Mühlen: Der war wahrscheinlich ein Ausläufer der chinesischen Mauer[n] und diente dazu, die Chinesen an der Flucht nach Korea zu hindern; und der echte - kleinere und weiter südlich gelegene - koreanische Wall diente dazu, die Koreaner an der Flucht ins nördliche Niemandsland zu hindern - bis wohin der Arm der chinesischen Kaiser nicht reichte.
Eine Ausnahme will Dikigoros auch hier machen, und diesmal gleich eine doppelte, denn weder hat sich die "große Mauer von Gorgān" zu einem Touristen-Magneten entwickelt, noch ist er jemals persönlich dort gewesen, obwohl sie ihn sehr interessieren würde - immerhin sollen ihre ältesten Teile rund 1.000 Jahre älter sein als die ältesten Teile der chinesischen Mauer und mit ca. 1.000 km auch erheblich länger als deren längstes zusammenhängendes Teilstück. Doch kaum hatte der Shah-in-shah des Iran dort archäologische Untersuchungen aufnehmen lassen, als das verfluchte Mullah-Regime des Ayatullah Khomeinī die Macht an sich riß; und das hatte überhaupt kein Interesse an vor-islamischen Dingen; also wurde das Projekt gleich wieder eingemottet. Vielleicht ist das der Grund, daß ein junger, besonders patriotischer iranischer Historiker im Exil dieses Thema zu einem seiner Steckenpferde gemacht hat. Leider kann man auch bei ihm noch nicht viel mehr lesen als die These - die Dikigoros' Lesern sicher schon bekannt vorkommt -, daß auch mit jenem Bauwerk bezweckt war, die "wilden Steppenreiter des Ostens..." na, usw., nur daß es diesmal um die Abwehr ihres Eindringens ins Perserreich gegangen sein soll. Aber vielleicht kommt ja demnächst mehr heraus, denn seit 2007 haben die Briten, genauer gesagt die Schotten, noch genauer gesagt die Archäologen der Universität Edinburgh die Erlaubnis erhalten, dort ein wenig herum zu buddeln - unter gestrenger Aufsicht der Mullahs, vesteht sich.
Aber bis deren Arbeiten greifbare Ergebnisse zeitigen - die Dikigoros hier gerne nachtragen wird, er freut sich über jede diesbezügliche Mail von Leuten, die vor Ort waren -, erlaubt er sich schon mal, eine simple Tatsache festzuhalten, nämlich eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit dem römischen "Limes": Die Befestigungen verliefen offenbar nicht diesseits (südlich), sondern jenseits (nördlich) des Flusses Gorgān; und wenn man damit tatsächlich einen Angriff von Norden hätte abwehren wollen, wäre das so ziemlich das Idiotischte, was man bautechnisch tun konnte, denn damit hätte der Fluß ja statt der angreifenden Truppen die der Verteidiger behindert! Nein, im Norden des "Perser"-(und später "Parther"-)Reichs saßen eben auch Völker, die weder Perser noch Parther waren und mit denen auch nichts zu tun haben wollten. (Glaubt bitte nicht das Märchen, Tabaristan im allgemeinen und Gulistan - dessen Hauptstadt ebenfalls Gorgān heißt - im besonderen seien "Hochburgen" des echten Persertums, einschließlich des Zoroastrismus gewesen. Daran ist nur so viel richtig, daß sie das später wurden, als der größte Teil des Landes von den Muslimen erobert worden war - sie lagen nun mal am weitesten nördlich und konnten sich so am längsten halten.) Und jene Völker und Stämme, die von den Persern bzw. Parthern versklavt worden waren, sollten durch den Bau der Gorgān-Mauer an der Flucht nach Norden gehindert werden, so wie die versklavten Germanen durch den römischen "Limes" an der Flucht nach Osten und die versklavten "DDR-Bürger" durch die Berliner Mauer an der Flucht nach Westen gehindert werden sollten. Dikigoros bedauert nur, sie nicht persönlich in Augenschein nehmen zu können; denn er wird nicht in den Iran reisen, solange dort die Mullah-Herrschaft besteht; und deren Beseitigung wird er wohl nicht mehr miterleben, wenn er die Ereignnisse in der folgenden Nachbemerkung, insbesondere im allerletzten Link, richtig interpretiert.
Bleiben zwei Fragen: Wann und wozu wurde das Lügenmärchen erfunden, daß der "Limes" und die "chinesische[n] Mauer[n]" keine Gefängnis-Mauern für einheimische Untertanen, sondern vielmehr "Abwehr-Bollwerke" gegen auswärtige Feinde gewesen seien? Wer diese Seite aufmerksam gelesen hat, müßte die Antworten eigentlich schon kennen; aber Dikigoros will sie höchstvorsorglich noch einmal selber geben: Die Lügen wurden von Anfang an verbreitet, genau wie beim Bau der "Berliner Mauer"; und sie wurden erfunden, weil es schon immer als ehrenwert galt, sich gegen militärische Angriffe von außen - und seien es auch nur mögliche Angriffe - zu verteidigen; dagegen war das Einsperren der eigenen Bevölkerung im Inneren nicht nur ehrenrührig, sondern geradezu eine politische Bankrott-Erklärung, die kein Regime der Welt auf sich sitzen lassen wollte - so einfach ist das. Oder sagen wir besser: So einfach war das; denn heute, im Internet-Zeitalter, geht es nicht mehr so sehr um materielle Wälle, Zäune und Mauern, sondern um virtuelle Mauern des [Tot-]Schweigens; und ob die errichtet werden, um Nachrichten nicht hinaus oder nicht hinein gelangen zu lassen, ist durchaus nicht immer sicher - im Zweifel geht es aber wohl um beide Richtungen; und beim Bau dieser "virtuellen Mauern" ist China einmal mehr Vorreiter. (Wer es etwas genauer wissen will, kann ja mal unter "Projekt Goldener Schild" oder "Golden Shield Project" googeln oder sich auf YouTube über die jüngsten Erfolge des Widerstands informieren.)
Ihr meint, das sei doch letztlich nur eine Spielerei mit keinerlei Auswirkungen auf das reale Leben, jedenfalls keinen, die mit denen der realen Hindernisse vergleichbar wären? Täuscht Euch nicht: Wer den Cyberspace beherrscht, der kann nicht nur den Fluß der Gedanken lenken - oder ihn zumindest aufhalten -, sondern auch ganz reale Mauern zum Einsturz bringen, wie es einst die Bibel über die Trompeten vor Jericho berichtete. Es ist sogar schon geschehen (wenngleich es Dank der umfassenden Medienzensur noch nicht an die breite Öffentlichkeit gedrungen ist - aber Dikigoros' Leser wissen ja immer etwas früher bescheid als andere :-); es geschieht vielleicht gerade wieder, und es wird noch viel öfter geschehen. Der nächste Weltkrieg wird nicht mehr mit Kanonen, Panzern und Flugzeugen ausgetragen, sondern via Internet; und es werden wieder die Nachkommen der Bibel-Verfasser sein, die ihn auslösen; aber das ist eine andere Geschichte.
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